0952 - Die Höhlen der Ringwelt
sich nicht vorstellen konnte, daß diese Geschöpfe etwas mit diesen uralten Hallen zu tun hatten, war er in seiner Beurteilung vorsichtiger.
„Ob es tatsächlich Tiere sind, wird sich sicher noch herausstellen", meinte er „Sie reagieren nicht auf unsere Anwesenheit", sagte Kirdel.
„Ich glaube, daß sie schlafen!" Arx ließ sein Scheinwerferlicht über die anderen Teile der Decke gleiten, aber er fand keine anderen Wesen dieser Art.
„Vermutlich gibt es in anderen Höhlen noch mehr von ihnen", sagte Sarder. „Keine Spezies kann mit nur drei Vertretern existieren."
„Wir sollten sie unbehelligt lassen", sagte Kirdel. „Sie haben nichts mit dieser Höhlenstadt zu tun. Es sind harmlose Kreaturen."
„Das ‘werden wir herausfinden!" Sarder schaltete sein Flugaggregat ein und schwebte langsam zur Decke hinauf.
„Was hast du vor?" rief Arx.
„Sie zu wecken - wenn sie wirklich schlafen! Dann stellen wir fest, ob sie intelligent sind."
Er achtete nicht auf Kirdels Proteste, sondern hielt unmittelbar neben den Köpfen der drei Buruhner inne.
Ihre Augen waren geöffnet, schienen aber ins Leere zu blicken. Sarder stellte fest, daß diese Wesen einen sehr langsamen Atemrhythmus besaßen. Ihre Fühler bewegten sich unablässig hin und her, aber das konnte auch im Schlaf geschehen.
„Es klingt vielleicht lächerlich", sagte der Amateurarchäologe. „Aber sie machen auf mich den Eindruck von intelligenten Wesen. Ich bin sicher, daß sie unsere Anwesenheit registriert haben und uns beobachten."
„Dann würden sie zumindest eine Reaktion zeigen", wandte Arx ein.
Sarder begann, die drei Buruhner langsam zu umkreisen. Er hatte den Eindruck, daß ihre Fühler jeder seiner Bewegungen folgten. Langsam streckte er einen Arm in ihre Richtung aus, aber sie reagierten nicht. Er leuchtete ihnen direkt in die Augen, ohne daß etwas geschah. Womöglich hielten sie eine Art Winterschlaf, überlegte er. Der Gedanke, die drei Geflügelten aufwecken zu müssen, bereitete ihm Unbehagen. Er wollte ihnen keine Schwierigkeiten bereiten, andererseits war er entschlossen, alles über sie herauszufinden. Vielleicht war es ein Trugschluß, aber Sarder wähnte sich auf der richtigen Spur, um das Geheimnis von Skuurdus-Burohn zu lösen.
Plötzlich begann sich eines der Geschöpfe zu bewegen. Es lüftete die Flügel und breitete sie dann aus.
Sarder schätzte ihre Spannweite auf zwei Meter. Sie waren mit einem netzähnlichen Gerippe durchzogen. Der Buruhner löste seine Krallen vom Felsen und segelte lautlos in die Tiefe. Die Eleganz und Leichtigkeit dieses Fluges faszinierten den Archaiker. Er beobachtete, daß der Geflügelte nahe der Wand landete und mit ungelenk wirkenden Schritten auf eine Öffnung zuging. Ohne zu zögern, schlüpfte er hindurch und war damit den Blicken der drei Männer entzogen.
„Der Flattermann hat uns überhaupt nicht beachtet", sagte Kirdel. „So reagiert kein intelligentes Wesen, Marcon."
Auch Sarder wußte nicht, wie er sich das Verhalten des Buruhners erklären sollte. Das Verlassen dieser Halle hatte nicht wie eine Flucht ausgesehen, außerdem verhielten sich die beiden anderen Geflügelten nach wie vor ruhig.
„Komm mit einem Translator zu mir herauf!" rief Sarder dem Ingenieur zu.
„Soll das ein Witz sein?" erkundigte sich Kirdel.
„Tu, was ich dir sage!" rief Sarder. „Ich habe den Translator mit verschiedenen alten Sprachen programmiert und will versuchen, ob ich damit Erfolg habe."
Kirdel seufzte und kam zu Sarder unter die Decke geschwebt.
„Ich habe nur solche Sprachen ausgewählt, von denen ich sicher sein kann, daß sie etwa in der Zeit gesprochen wurden, als ein Ritter der Tiefe in diesem Bereich des Universums operierte", sagte Sarder.
Kirdel antwortete nicht, aber Sarder konnte sich vorstellen, was der andere dachte. Der Bordingenieur der ARSOLIKA war trotz seiner schlechten Manieren ein sachlich denkender Mensch. Vermutlich hielt er Sarder für einen Phantasten. Damit unterschied er sich nicht von all jenen Wissenschaftlern, denen Sarder seine Uberlegungen vorgetragen hatte.
„Wenn die Sprache dieser Buruhner auch nur entfernt mit einer der in den Translator programmierten Ursprachen verwandt ist", fuhr der Amateurarchäologe fort, „werden wir vieIleicht eine Reaktion erzielen, auf der wir aufbauen können."
„Du setzt voraus, daß diese Wesen intelligent sind und sich verständigen können", hielt ihm Kirdel entgegen. „Dafür gibt es jedoch nicht den geringsten
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