0953 - Der Vampirwolf
Rungenwagen.
Irgendwie hakten sich seine Gedanken daran fest. Gab es ein besseres Versteck für die Bestie als einen Waggon. Die Polizei hatte sie nicht alle durchsucht, das wollte er nachholen. Dabei war er auf sich allein gestellt und würde nach seiner Methode der Vampirbekämpfung vorgehen.
Es fuhren nicht nur Dieselloks, auch eine alte Dampflok. Er sah in der Ferne die Rauchwolken zum Himmel steigen.
Dann machte er sich auf den Weg.
Einen Plan hatte sich Marek nicht ausgedacht. Er würde einfach der Nase nach laufen, hin und wieder das Pendel hervorholen und auf einen Ausschlag warten.
Allmählich verließ er den Güterbahnhof. Er gab auch acht, immer weit genug von den Schienen entfernt zu sein, denn auch Güterzüge konnten sich schnell nähern, und dann hatte er das Nachsehen, wenn sie ihn erwischten.
In seinem Rücken hörte er ein Grollen und Donnern, das nicht aufhörte, sondern an Stärke zunahm.
Er warf einen Blick zurück und schaute gegen die Front seiner gewaltigen Lok, die ihm vorkam wie ein Monster aus Stahl. Es schien direkt auf ihn zuzurollen. Wenig später atmete der Pfähler auf, denn er sah, daß der Zug an ihm vorbeirollen würde. Man konnte auf so einem Areal nicht vorsichtig genug sein.
Der Wind erwischte ihn noch, und Marek duckte sich. Seiner Meinung nach rollte der Zug nicht aus dem Bahnhof, und er hatte recht, denn sehr bald schon bog die Schlange nach rechts ab, wo das Gleis an eine alte Rampe heranführte.
Marek setzte seinen Weg fort. Er kämpfte gegen die Kälte an. Er sagte sich, daß es Irrsinn war, durch diese eisige Luft zu laufen, auf der anderen Seite aber dachte er an den Vampirwolf, und diese Gedanken waren jedesmal Adrenalinstöße, die durch seinen Körper huschten und ihn wieder aufrichteten.
Er mußte gegen die Kälte ankämpfen. Zum anderen trieb ihn die Gier dorthin, wo seine Feinde lauerten. Es war eine Sucht. Er konnte nicht anders. Er mußte die Blutsauger stellen. Es war einfach für ihn die Aufgabe geworden, für die es sich zu leben lohnte.
Die heftigen Gehbewegungen ließen Mareks inneren Motor nicht erkalten. Wenn er sich auf der Jagd befand, dachte er auch nicht mehr über sein Alter nach. Da gab es dann Tage, wo er sich wie ein junger Mann fühlte, und diesen Zustand hatte er beinahe erreicht.
Die Leiche war auf einem Teil des Güterbahnhofs gefunden worden, wo die Arbeit ruhte. Die Geräusche waren nicht zu überhören. Marek lief dorthin, wo der Betrieb in vollem Gange war. Waggons wurden aneinandergekoppelt. In der klaren Luft hörte er die Geräusche besonders deutlich, und er schaute automatisch mehr nach rechts, wo ein Zug abfahrbereit auf dem Gleis stand.
Der mächtigen Lok schien man die Kraft anzusehen. Marek schaute sich um, bevor er mehrere Gleise überquerte, dann huschte er auf die schmutzigen Waggons zu und bewegte sich in deren Schlagschatten weiter.
Er ging nicht mehr so schnell. Er schaute an der Fassade entlang und stellte fest, daß sich das dicke Eis wie eine Schicht auf die Außenseiten gelegt hatte. Die Dächer hatten ebenfalls einen silbrigen Schleier bekommen, wobei Marek darüber nachdachte, weshalb er gerade von dieser Wagenschlange so fasziniert war.
Er blieb stehen, als er die Stimmen hörte. Dann huschte er plötzlich in die Lücke zwischen zwei Waggons, denn die Gestalten zweier Männer waren in sein Blickfeld gelangt.
Er blieb stehen. Trotz der dicken Handschuhe fror er. Die Männer kamen nicht näher, aber die Stimmen blieben. Die beiden Arbeiter sprachen davon, daß die Wagen in den nächsten zehn Minuten starten würden. Marek nahm diese Nachricht auf, ohne groß darüber nachzudenken, aber er behielt sie durchaus im Gedächtnis.
Er streifte seinen rechten Handschuh ab. Die dicke. Jacke hatte er nicht völlig geschlossen. So war es recht einfach für ihn, sein Pendel zu erreichen; aus einem besonderen Grund hatte er danach gegriffen. Marek war schlichtweg seinem Gefühl gefolgt, und er ließ den Pendelstein, der auf die bösen Kräfte in der Umgebung reagierten, nach unten baumeln.
In der Lücke zwischen den Hindernissen herrschte so gut wie kein Wind. Hier stand die Kälte und hatte sich auch in das Metall hineingefressen.
Der Pfähler schaute nach unten. Sein Blick galt einzig und allein dem Stein.
Noch rührte er sich nicht. Er hing durch. Keine einzige Bewegung. Nicht das leichteste Zittern.
Oder doch?
Frantisek spürte es.
Es war wie ein leichter Stromschlag, und zugleich trieben die Hitzewellen
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