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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine Gefahr für dich. Warum willst du mich töten? Was habe ich dir denn getan!«
    Frantisek hatte sehr schnell gesprochen und den Zugräuber damit durcheinander gebracht. Der verstärkte seine Stimme, als er fragte: »Wo wolltest du denn hin?«
    Marek hob die Schultern. »Wo will ein alter Mann wie ich schon hin, mein Freund?«
    Der Bandit grinste. »In die Hölle?«
    »Später. Mal hier, mal da. Ich habe kein Ziel mehr. Ich bin alt geworden.«
    »Ja, das sieht man dir an!« erklärte der junge Mann mit einer zynischen Überheblichkeit. »Aber ich bin mißtrauisch geworden. Ich hätte nichts gesagt, wenn alles normal gewesen wäre hier.«
    »Was ist denn nicht normal?«
    »Die offene Tür.«
    »Sie hat nicht mehr gehalten, als der Zug gebremst wurde.«
    Der Bandit überlegte. Er schaute in Mareks Gesicht, in dem er keinen Argwohn entdeckte, und wechselte das Thema. »Das Loch an der Decke hat aber eine andere Ursache.«
    »Stimmt.«
    »Woher kommt es dann? Ich glaube nicht, daß du schon so senil bist und dir einen Wagen mit kaputtem Dach ausgesucht hast.«
    »Da hast du recht.«
    »Dann hast du das Dach aufgebrochen?«
    »Nein, das war nicht ich.«
    »Hättest du mir eine andere Antwort gegeben, ich hätte dich zertreten.«
    Marek senkte den Blick. »Das glaube ich dir sogar. Ja, ich glaube es dir wirklich. Aber es war ein anderer.«
    »Aha.« Die Augen des Mannes bekamen einen Glanz, der Marek nicht gefiel. Dann schwang der Waffenlauf in die Höhe und berührte wenig später wie ein kaltes Stück Eis das Kinn. »Jetzt wirst du mir sicherlich erzählen, wer das Dach aufgebrochen hat.«
    Marek versuchte zu grinsen. »Ich weiß nicht, ob du mir das glaubst.«
    »Du kannst es versuchen.«
    »Ich würde lieber mit deinem Anführer sprechen, denn ich muß euch auch warnen.«
    »Ach ja? Ein alter Narr will uns warnen. Wir sind so gut, wir brauchen keine Warnung. War es ein Polizist?«
    »Nein!«
    »Wer dann?« Der Bandit drückte mit der Mündung fester zu. »Los, raus mit der Sprache, ich will es wissen!«
    »Es war eine Bestie.«
    »Hä, hä…«
    »Ein - ein Wolf, aber nicht ganz ein Wolf, sondern eine Mischung aus einem Wolf und einem Vampir. Er hat das Dach zerstört. Er hat das Loch mit seinen Pranken gerissen, denn sie sind - sind…«
    Marek stoppte seinen Redeschwall, denn der Kerl vor ihm hatte die MPi angehoben und drückte die Mündung nun gegen sein Stirn.
    »Mir hat man schon viel erzählt, aber diese Lügen sind noch keinem eingefallen, Alter.«
    »Es sind keine Lügen.«
    »Spinnereien.«
    »Du glaubst nicht an Werwölfe?«
    »Nein.«
    »Auch nicht an Vampire?«
    »Davon hat man mir immer erzählt. Ich kenne einen, der daran glaubt. Aber ich nicht. Du willst mich hier verarschen, doch das wird dir nicht bekommen, Alter. Ich will von dir wissen, wer dieses verdammte Loch in das Dach gerissen hat!«
    »Es war der Vampirwolf!«
    Der Bandit fluchte laut und riß den Mund dermaßen weit auf, daß Marek die Speicheltropfen des anderen in seinem Gesicht spürte. »Was erzählst du mir für einen Mist? Was redest du da?« Er stieß seinen linken Arm vor, und die flache Hand erwischte Marek, an der Brust, der mit diesem Stoß nicht gerechnet hatte.
    Er verlor das Gleichgewicht, kippte nach hinten und fiel zum Glück auf die relativ weichen Säcke, die seinen Aufprall dämpften. Er stellte fest, daß er dieser Ladung schon manch weiche Landung zu verdanken hatte.
    Die eigene Lage erinnerte Marek an die eines Käfers, der auf den Rücken geworfen worden war und sich dementsprechend hilflos fühlte. Er hatte es mit der Wahrheit versucht, nur war sie ihm nicht geglaubt worden, und er konnte dem jungen Kerl nicht mal einen Vorwurf machen. Umgekehrt wäre es ähnlich gewesen.
    Jetzt stand der Bandit vor ihm. Er genoß die Lage des Siegers. Breitbeinig die Waffe im Anschlag haltend, wie jemand, der aufgerufen worden war, einen anderen zu exekutieren.
    »An mir liegt es nicht, wenn ich die mit Blei vollpumpe. Ich habe dir ganz vernünftige Fragen gestellt, und ich habe von dir beschissene Antworten bekommen, die du mir als Wahrheit verkaufen wolltest. Okay, du bist alt, aber nicht zu alt oder zu senil, um auf leichte Fragen klare Antworten geben zu können.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »So wie du sie siehst.«
    »Nein, es gibt ihn!«
    Der Bandit verzog den Mund. Er war wütend geworden. »Schau in die Mündung, Alter, sieh genau hinein. Du siehst nichts - noch nicht. Aber wenn du mir in wenigen Sekunden nicht die

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