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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seite hätte er sich auch nicht um das Gerät kümmern und besser flüchten können.
    Nur - wohin sollte er laufen?
    Zurück in die Einöde?
    Nein, das hatte keinen Sinn. Er mußte sich mit den Banditen irgendwie arrangieren und trotz allem auf ihre Einsicht hoffen. Deshalb bückte er sich und zog das flache Gerät aus der Tasche des Toten.
    Es war blutverschmiert.
    Frantisek Marek schaltete es ein und meldete sich. Er konnte das Zittern in der Stimme nicht unterdrücken, nur achtete die Person darauf nicht, die sofort mit einem gewaltigen Wortschwall auf Marek einredete. Der andere sprach so schnell, daß er so gut wie nicht zu verstehen war. Plötzlich schien ihm etwas aufgefallen zu sein, denn mitten im Satz stoppte er. Danach seine Frage. »Ottincu, was ist? Warum sagst du nichts?«
    Jetzt war Marek gezwungen, etwas zu sagen, was er auch tat. »Ich bin nicht Ottincu!«
    Pause. Ein scharfes Geräusch. Der Mann mußte seinen Atem wütend ausgestoßen haben. »Du bist es nicht?« Die Frage klang drohend.
    »So ist es.«
    »Wer bist du?«
    »Ich bin Marek, ein alter Mann.« Frantisek untertrieb bewußt. »Ich war hier im Zug.«
    »Ja, deine Stimme hört sich nicht gerade jung an. Und? Was ist mit Ottincu? Wo ist er?«
    »Entweder im Himmel oder in der Hölle. Genauer gesagt, er ist tot!«
    Marek hörte den Unbekannten stöhnen. Diese Nachricht mußte er zunächst mal verdauen. Seine Stimme klang leise, aber auch drohend, als er weitersprach. »Ich welchem Wagen steckst du?«
    »Nicht weit. Ich winke.«
    »Wir kommen!«
    Die letzten Worte des Mannes hatten wie eine Drohung geklungen, und der Pfähler machte sich auf einiges gefaßt. Er blieb trotzdem recht gelassen, legte das Sprechgerät auf den Bauch des Toten und lehnte sich aus dem offenen Ausstieg, wobei er mit der freien Hand winkte. Mit der anderen hielt er sich fest.
    Er schaute nach rechts. Drei Männer eilten am Zug entlang. Sie stampften durch den hohen und harten Schnee. Marek nahm an, daß der Mann in der Mitte der Chef war. Er ließ sich von zwei Kumpanen beschützen, die mit Maschinenpistolen bewaffnet waren.
    Mareks Winken war gesehen worden. Der Kerl in der Mitte hob einen Arm zum Gruß, und Frantisek zog sich wieder zurück. Obwohl er allein war, gingen die drei Typen vorsichtig zu Werke. Sie stürmten den Wagen noch nicht, blickten hinein, schwenkten ihre Waffen, dann stieg der Chef ein.
    Er war groß und hager. Bekleidet war er mit einem langen Militärmantel. In seinem Gürtel steckten zwei Pistolen. Den Kopf schützte er durch eine Fellmütze. Sein Gesicht war von dunklen Bartschatten umwuchert. Im Gegensatz dazu standen die hellen, beinahe farblosen Augen, und das Haar zeigte eine helle Farbe. Entweder hatte er sich gefärbt, oder es war eine Laune der Natur, denn es paßte farblich nicht zum Bart und den Augenbrauen.
    Er stieg ein, schaute Marek kurz an, sprach kein Wort und winkte seinen Leuten. Auch sie enterten den Waggon. Einer bedrohte Marek mit der Waffe, der andere blieb neben dem toten Ottincu stehen, wie auch der Anführer.
    »Verdammte Welt! Verdammte Welt! Verdammte Welt!« Der Blonde fuhr herum. »Was ist hier passiert?« brüllte er Marek an. »Was hast du getan, du Hund?«
    Frantisek blieb gelassen. »Nichts habe ich getan.«
    »Du hast ihm die Kehle aufgerissen!«
    »Nein, nicht ich. Es war ein anderer. Denk logisch. Traust du mir das zu?«
    Der Anführer schaute Marek von oben bis unten an. Er schüttelte den Kopf, stellte aber eine weitere Frage. »Wieso steckst du hier im Zug, verdammt?«
    »Ich war ein blinder Passagier.«
    »Ach ja. Und da oben das Loch? Was ist damit? Bist du von dort in den Waggon gekommen? Hast du es aufgerissen?«
    »Bestimmt nicht. - Es war der Mörder, es war der Unheimliche, der auch Ottincu tötete.«
    Der Bandenchef kannte sich nicht mehr aus. Er war nervös. Er strich über sein Gesicht. Dann fing er an zu fluchen und trat wütend gegen die gefüllten Säcke. Plötzlich stoppte er seinen Anfall und drehte sich dem Pfähler zu. »Du bist Marek, wie?«
    »Ja, und wie heißt du?«
    »Ich bin Anton Varac.«
    »Aha.«
    »Du kennst mich?«
    »Nein!«
    »Das ist dein Fehler. Aber du hast schon mal von mir gehört?« fragte er Marek knurrend.
    »Kann sein.«
    Varac grinste. »Dann kannst du dir vorstellen, was ich mir dir machen werde, wenn es mir in den Kopf kommt. Ich habe noch nie Rücksicht genommen, ich werde es auch weiterhin nicht tun.«
    »Das glaube ich dir.« Damit hatte Marek nicht gelogen.

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