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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Pfähler, daß er dabei war, seine Waffe nachzuladen.
    Die dabei typischen Geräusche erreichten ihn, und Frantisek wußte auch, daß dieses böse Spiel noch nicht beendet war. Mit schlichten Schüssen gaben sich diese Banditen nicht zufrieden; mit größter Brutalität versuchten sich, an ihr Ziel zu gelangen. Die offene Tür und wahrscheinlich auch das Loch in der Decke hatten den Banditen mißtrauisch gemacht.
    Die MPi schußbereit unter den Arm geklemmt, kletterte er in den Waggon, schaute gegen die Decke, schüttelte den Kopf und griff mit der linken Hand in die Seitentasche seiner Parkajacke. Aus ihr holte er ein schmales Sprechfunkgerät hervor, bei dem die Antenne schon ausgezogen war.
    Der Pfähler ärgerte sich schon darüber, daß diese Banditen mit den modernsten Mitteln der Technik ausgerüstet waren. Bei ihnen verschwand eben das Diebesgut aus dem Ausland. Der Kerl hatte Verbindung bekommen und sprach hektisch.
    Marek hörte zu. Der Kerl berichtete seinem Anführer, was er hier gesehen hatte, dann stoppte sein Redefluß, und er wartete zunächst die Reaktion des anderen ab.
    Sie erfolgte sehr bald.
    Leider konnte Marek nichts verstehen. Die Stimme klang einfach zu verzerrt, aber der andere redete nicht lange, denn schon kurze Zeit später steckte der Bandit sein Gerät wieder ein.
    Sicher war er nicht.
    Er wirkte wie ein zum Sprung bereiter Hund. Er schien zu erschnüffeln, daß in seiner Nähe einiges nicht in Ordnung war. Es gibt ja Menschen, die andere riechen können. Möglicherweise gehörte dieser Mann dazu. Er drehte sich auf der Stelle. Sein Gesicht wirkte so, als wäre er noch nicht zufrieden. Er suchte etwas. Die Waffe hielt er dabei gesenkt, so daß die Mündung schräg zu Boden wies.
    Mit den Füßen trat er gegen einige Säcke. Er schob sie zur Seite, veränderte so ihre Lage, und für Frantisek Marek wurde die Situation allmählich kritisch.
    Er hatte sich steif gemacht. Bei der Kälte keine Kunst. Sie fraß sich durch seine Kleidung. Marek glaubte, auf einer Eisschicht zu liegen, nicht auf Holz.
    Der andere kam näher.
    Er glotzte nach unten, schob ein paar Säcke weg.
    Dann lachte er!
    In diesem Moment wußte Marek, daß er entdeckt worden war. Die Lücke nahe seiner Füße hatte sich auch verbreitert, und in ihr zeichneten sich die Schnürstiefel des Banditen ab.
    Etwas Hartes, leicht bläulich schimmernd, senkte sich ebenfalls. Es war der Lauf der Maschinenpistole. Marek brauchte kein großer Hellseher zu sein, um zu wissen, daß die Mündung genau auf ihn zeigte, obwohl er es noch nicht sah.
    »Wenn du nicht sofort tot sein willst, dann komm hoch. Aber sei vorsichtig! Los, hoch mit dir!«
    »Ist schon gut.«
    Der Bandit trat zurück und schaute zu, wie sich Frantisek Marek in die Höhe quälte. Der Pfähler stützte sich an den gefüllten Säcken mit seinen Ellenbogen ab, bevor er sich zur Seite drehte und den Arm ausstreckte.
    So kam er in die Höhe. Seine Gliedmaßen schienen tatsächlich eingefroren zu sein, und er hatte Mühe, sich hinzustellen.
    Der Bandit hielt sich jetzt vor ihm auf und bedrohte ihn direkt mit der Waffe.
    Beide schauten sich an. Marek kam sich vor wie ein Seemann auf schwankenden Planken. Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Kopfschmerzen ärgerten ihn, aber er brauchte nur in das bärtige, schmutzige Gesicht des noch jungen Mannes zu sehen, um wieder klar zu werden. Gegen die Waffe und auch die körperliche Kraft des Mannes kam er nicht an, also mußte er raffinierter sei, wobei es ihm vor allen Dingen gelingen mußte, den anderen hinzuhalten, und das konnte er vielleicht durch eine gewisse Naivität schaffen.
    Draußen war die Fremde. Hier hatte sich Marek bisher gut gehalten. Zudem bildete er für den Banditen kaum eine Gefahr. Er hätte dessen Großvater sein können.
    Marek hob die Schultern. »Hallo, Freund. Warum willst du einen alten Mann erschießen?«
    Der Kerl lachte. »Weil dieser alte Mann ein verfluchter Hundesohn sein kann.«
    »Nein, doch nicht ich.«
    »Wer bist du?«
    »Marek.«
    »Und was noch?«
    »Einer, der gern reist.«
    »Als blinder Passagier, wie? Ohne zu bezahlen?«
    Marek nickte ergeben, und sein zerknirschter Gesichtsausdruck paßte dazu. »Das habe ich immer getan. Ich kann nicht bezahlen, aber ich will nicht immer an demselben Platz bleiben. Ich will mal weg, verstehst du das nicht? Ich konnte all die Jahre nicht weg, wie viele andere auch. Deshalb klettere ich auf die Züge und lasse mich fahren. Ich trage keine Waffe, ich bin

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