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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weil ihn irgend etwas ablenkte. »Was hast du?«
    »John, es geht gleich los.«
    »Wieso?«
    »Wirf mal einen Blick über die Dächer und fang bei dem Wagen an zu zählen, aus dem Frantisek gesprungen ist. Wenn mich meine Augen nicht täuschen, schleicht dort jemand über die Dächer.«
    Ich sah zuerst Suko an und stellte fest, daß es ihm ernst war. Dann schaute auch ich hin.
    Sekunden vergingen in einem atemlosen Schweigen. Bis ich die Luft hörbar ausstieß. Mein Freund hatte sich nicht geirrt. Über die Dächer hinweg kroch eine Gestalt. Ein dunkles Etwas, auf allen vieren, nicht unbedingt ein Mensch, aber auch nicht unbedingt ein Monstrum. Jedenfalls hatten wir denjenigen gefunden, weshalb uns Assunga hergeschleift hatte. Es war der Vampirwolf…
    »Und?« flüsterte Suko.
    »Du hast recht«, erwiderte ich, nachdem ich die Überraschung überwunden hatte. »Er ist es.«
    »Es gibt keine andere Lösung.«
    »Außerdem sucht er Opfer.«
    »Sicher. Es sind genug da, Marek eingeschlossen.«
    »Verdammt, das kann kritisch werden. Wir können nicht so lange warten, Suko.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Nur möchte ich mich nicht von den beiden Wachposten überraschen lassen.«
    »Dann schlagen wir einen kleinen Bogen.«
    Klein war ein wenig übertrieben. Um in die Ruine zu gelangen, mußten wir schon einen ziemlich großen Bogen gehen. Darum kümmerte ich mich im Moment nicht, denn der Vampirwolf nahm meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Er hatte auf seinem Weg angehalten. Flach lag er jetzt auf dem Dach eines Waggons und war wegen des grauen Lichts so gut wie nicht zu sehen. Erst dann wieder, als er sich in die Höhe drückte. Wir rechneten damit, daß er sich aufrichten würde, was er aber nicht tat. Er blieb knien. Allerdings so gedreht, daß er seinen zurückgelegten Kopf gegen den Mond richten konnte, um ihn anzuschauen.
    Er heulte nicht. Er knurrte auch nicht. Er ließ sich einzig und allein vom Licht des Mondes baden und gewährte uns eine Weile dieses pittoreske Bild. Ein Maler hätte es nicht perfekter schaffen können, denn ein Körper war dunkler als die ihn umgebende Nacht, durch die das silbrigkalte Licht des Mondes floß.
    »Er tankt auf«, murmelte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Kann ich nicht bestätigen. Ein Problem wird er so oder so werden.«
    »Wir sollten gehen.«
    Ich war einverstanden - nach einem letzten Blick auf die beiden Wachtposten, die zwar noch an derselben Stelle standen, es aber mit der Aufgabe nicht so genau nahmen, denn sie rauchten nicht nur, sondern reichten sich auch gegenseitig die Flasche zu, in der sich bestimmt kein Wasser, sondern Schnaps befand.
    Der Vampirwolf hatte seine Haltung ebenfalls verändert. Er lag wieder flach auf dem Dach und bewegte sich robbend auf den Anfang des Zugs zu.
    »Kommst du?«
    Ich nickte nur und folgte meinem Freund. Bisher hatten wir Glück gehabt und waren nicht in die Auseinandersetzungen mit einbezogen worden. Das würde sich ändern, und ich hoffte nur, daß wir diesen Einsatz auch überlebten…
    ***
    »Der Schnaps ist gut«, sagte Achaz grinsend, als er sie seinem Kumpan wieder zurückgab. »Weiß ich.«
    »Woher hast du ihn?«
    »Von meinem Bruder.«
    »Und?«
    »Der hat ihn aus dem Ausland mitgebracht. Sie haben dort ein Lager ausgeräumt.«
    Achaz nickte. »Das war gut. Ist ein Wunsch von mir, da mal mitzumachen.«
    »Keine Sorge, das schaffst du schon. Wenn das hier vorbei ist, bist du voll dabei.«
    »Und was sollen wir hier am Zug?«
    »Die Ladung ist wichtig.«
    Achaz winkte ab. »Das ist nur Mist.«
    »Nein, nicht nur.«
    »Du weißt mehr?«
    »Klar.«
    »Und was?«
    »Kein Kommentar.«
    Achaz war sauer. »Du traust mir nicht, wie?«
    »Doch, aber es ist eine verflucht heiße Ware.«
    »Kannst du keine Andeutung machen?« Achaz kam näher und blies seinem Kumpan den Schnapsatem in die Nase. »Etwa Gold?« fragte er.
    »Quatsch!«
    »Was dann?«
    »Bilder, glaube ich. Gemälde. Alt und ziemlich wertvoll. Das habe ich gehört.«
    Achaz winkte ab. »Ach so. Und deshalb machst du so ein Theater und tust so geheimnisvoll?«
    »Damit kannst du nichts anfangen, wie?«
    »So ist es«, gab Achaz zu.
    »Du bist ein Kulturbanause.«
    »Ist mir egal.« Achaz ließ die Kippe in den Schnee fallen, wo die Glut mit einem leisen Zischen verlosch. »Ein langweiliger Job ist das. Die Nacht über…«
    »Nicht die ganze Nacht.«
    »Auch egal.« Achaz spuckte aus und betrachtete dann seine Maschinenpistole. »Mal was anderes, Kamerad. Glaubst du

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