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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eigentlich an das, was der Alte gesagt hat? Ich habe ja nicht viel mitbekommen, als der Chef an uns vorbeiging, aber er hat von einem Wolf oder einer Bestie gesprochen.«
    »Hörte ich auch.«
    »Was sagst du dazu?«
    »Mist! Bockmist! Damit machst du kleinen Kindern und Weibern Angst, aber keinen Männern. Ich hätte den Alten längst zu seinen Ahnen geschickt, darauf kannst du dich verlassen.«
    Achaz starrte noch immer seine Waffe an. »Das - das weiß ich nicht so genau.«
    »Wie meinst du das?«
    »Kann doch sein, was er da erzählt hat.«
    Der zweite Bandit mußte sich beherrschen, um keinen Lachanfall zu kriegen. »Das hört sich ja an, als würdest du es glauben.«
    »Irgendwo schon«, gab Achaz zu. »Warum?«
    »Bei uns glaubt man noch an solche Dinge. Ich kenne viele Leute, die in Vollmondnächten Knoblauch vor die Fenster hängen, um die Vampire abzuwehren.«
    »0 je! Und mit so was bin ich zusammen. Mach dich nur nicht voll, Feigling.«
    »Ich bin nicht feige. Aber die Wälder sind tief, und dieses Land hat eine Vergangenheit.«
    »Ja, ich weiß. Gleich erscheint Vlad Dracul und schlägt seine Zähne in unsere Hälse.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Hör auf mit dem Mist!«
    Achaz schwieg. Er wollte es sich mit seinem Kumpan nicht verderben, aber der Druck im Magen blieb schon zurück und sorgte bei ihm für das unheimliche Gefühl.
    Es gab eigentlich keinen Grund, sich zu fürchten. Sie waren die Sieger, der Zug gehörte ihnen. Er stand auf freier Strecke und war genau an der alten Ruine angehalten worden, aber mit dem Erscheinen des Alten hatte keiner von ihnen rechnen können. Dieser Mann war Achaz irgendwie unheimlich, obwohl er sich so gab wie jeder Mensch, aber er schien mehr zu wissen und erinnerte den Banditen an die Warner aus seinem Dorf.
    Hinter ihm stand der Zug. Die Schatten der Wagen schienen noch kälter zu sein als der Schnee und die Luft. Sie waren aus den Tiefen einer Gruft gestiegen, um mit ihren kalten Klammern die Menschen zu umfangen. Hinzu kam das blasse Mondlicht. Es streute auf die Erde nieder, es gleißte an verschiedenen Stellen auf dem hellen Schnee und ließ das Eis auf der Oberfläche funkeln.
    Der Himmel über ihm war wie ein Tuch. Dunkel, mal grau, mal bläulich. Sterne schickten ihre Grüße aus der Unendlichkeit des Alls in die Tiefe, und der leichte Wind, der hin und wieder aufkam, brachte Schneekristalle mit, die auf der Haut des Mannes schmerzten wie kleine Nadelstiche.
    Die Stimmen der anderen höre Achaz nicht, trotz der schon bedrückenden Stille. Entweder unterhielten sich die Kameraden nur flüsternd oder es lag an den breiten Wagen, die den Schall schluckten. Eigentlich hätte die Beute schon längst entladen werden müssen, aber das Auftauchen des Alten war ihnen dazwischengekommen, und seine Erzählungen schienen auch Varac beeinflußt zu haben.
    Der Lokführer und der Heizer waren tot. Achaz dachte daran, daß einer von ihnen unter seinen Kugeln gestorben war. Er empfand kein Mitleid. Wenn überhaupt dieses Gefühl bei ihm hochkam, dann galt es nur ihm selbst und seiner momentanen Situation, in der die Angst vor der nahen Zukunft immer stärker wurde.
    Der Schnee neben ihm knirschte, als sich sein Freund bewegte. Achaz schaute nach links. Er hatte damit gerechnet, daß der andere weitergehen wollte, aber er hatte sich nur gedreht, um an der Wagenschlange entlang nach vorn schauen zu können.
    »Hast du was?« fragte Achaz.
    »Ich kann es nicht sagen.«
    »Wieso?«
    »Ich habe mich vielleicht geirrt.«
    »Wobei?«
    »Verdammt, bei dem Geräusch! Ich habe was gehört, aber ich kann es nicht einordnen.«
    »In einem Waggon?«
    »Kann sein. Jedenfalls kam das Geräusch nicht von vorn.«
    Achaz überlegte, bevor er seinen Vorschlag machte. »Dann können wir ja mal nachschauen.«
    »Du?«
    »Willst du allein?«
    »Einer muß bleiben.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Ich schaue nur in den beiden Wagen hier nach. Aus einem habe ich was gehört.«
    Achaz hatte sich ebenfalls umgedreht. Der Einstieg war aufgerissen worden. Sie konnten in den Wagen hineinschauen und entdeckten dort nur die Ladung, aber sie nahmen keine Bewegung wahr.
    Zwischen den Kisten blieb es ruhig.
    »Hast du dich geirrt?« fragte Achaz.
    »Ich sehe mal nach, dann weiß ich es.«
    Achaz schaute zu, wie sein Kumpan den Vorschlag in die Tat umsetzte. Er hob das rechte Bein an, federte auf das Trittbrett hoch und zog das andere Bein nach. Die Maschinenpistole hing jetzt über seiner

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