Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
würde sich nichts verändern. Schnee, Bäume, darüber ein Himmel, der immer mehr eindunkelte, das war es.
    Ich schaute mir die Beschaffenheit des Bodens an. Zur linken Seite hin senkte er sich ab, als wollte er in irgendeinen Tal enden. Zur rechten Seite hin stieg er allmählich an, nicht sehr steil, aber stetig.
    Ich sah es als günstig an, wenn wir die höchste Stelle erreichten.
    Dieser Ansicht war auch Suko, und so machten wir uns auf den Weg. Der Wald bestand aus einer Mischung aus Nadel- und Laubbäumen. Verschiedene Tannen, Fichten und die Kiefern waren mit Schnee überladen. Auf den Gerippen der Laubbäume lastete weniger. Aus der Höhe grüßten die Kronen der Lärchen, und ich dachte daran, wie herrlich sie sich im Herbst einfärbten. Davon war hier nichts zu sehen.
    Es war viel Schnee gefallen. Dementsprechend hoch lag er. Auf der Oberfläche lag eine dünne Schicht aus Eis, die jedesmal knirschend zerbrach, wenn wir sie mit unserem Gewicht belasteten.
    Natürlich trugen wir feste Winterschuhe. Für London waren sie geeignet, für die freie Natur allerdings nicht. Schon sehr bald waren unsere Füße durch den eingedrungenen Schnee naß geworden, was nicht gerade zu unserer Freude beitrug.
    Die winterliche Kleidung schützte uns einigermaßen gegen die tiefen Temperaturen. Da kein scharfer Wind wehte, war es sogar gut auszuhalten.
    Spuren anderer Lebewesen entdeckten wir nicht. Dieser Schnee sah noch jungfräulich aus. Ein Wolf schien sich hier seinen Weg noch nicht gebahnt zu haben.
    Gerade ihn suchten wir. Und wir wußten auch, daß uns Assunga nicht an einem falschen Ort abgesetzt hatte. Beide waren wir von einer winterlichen Stille umgeben, die ja vielen Menschen gefallen mochte. Ich hatte im Prinzip auch nichts dagegen. Bei einem Spaziergang war sie wunderbar, aber davon waren wir weit entfernt. Wir kämpften uns durch den hohen Schnee weiter, begleitet von unserem eigenen Keuchen und dem Knirschen der dünnen Eisschicht, die bei jedem Schritt brach.
    Zudem schritt die Zeit unerbittlich fort. Die Dämmerung ließ sich nicht aufhalten, denn der klare Himmel dunkelte allmählich ein. Aus östlicher Richtung schoben sich die grauen Schatten heran, wie ein gewaltiges lautloses Ungeheuer, das die Helligkeit des Tages einfach hinunterschluckte.
    Die Steigung nahm zu. Bäume wuchsen uns entgegen. Es sah aus, als wollten sich irgendwelche starren Riesen vor uns verneigen. Hin und wieder kippten auch Schneereste nach unten. Wir spürten den Wind etwas mehr, weil wir auch an Höhe gewonnen hatten, und bis zu eigentlichen Endpunkt waren es nur noch wenige Schritte.
    Wir standen auf der Höhe, nickten uns zu wie zwei Menschen, die es geschafft hatten.
    Suko lächelte, als er nach vorn deutete. »Wer sagt es denn? Sieht ja gar nicht so schlecht aus.«
    Das stimmte. Zudem hatten wir Glück, da sich der Tag noch nicht völlig verabschiedet hatte. Vor uns, aber noch tiefer gelegen, zog sich ein Gleiskörper durch die Landschaft. Die Strecke war eingleisig, und der Güterzug hielt auf freiem Feld, oder stellte die heruntergekommene Hütte einen Bahnhof dar?
    Suko schüttelte den Kopf. »Verstehst du das?«
    »Was meinst du?«
    »Daß der Zug hier mitten in der Landschaft hält. Ich sehe keinen Grund.«
    »Nein, aber…« Etwas war mir aufgefallen. Bewegungen an der uns zugewandten Seite der Wagenschlange, und zwar nahe der Lok. Dort hielten sich einige Männer auf, die auch in unsere Richtung schauten, uns aber nicht sehen konnten, weil uns die Schatten der Bäume deckten.
    »Die Typen sind bewaffnet«, murmelte Suko, dem die Männer auch aufgefallen waren.
    »Ja, was ist daraus zu folgern? Wir haben es mit einer Bande zu tun, die den Zug überfallen hat.«
    »Leider nicht mit einem Vampirwolf.«
    »Der kann noch kommen.«
    Wir ließen zwei bis drei Minuten vergehen. Es war gut, daß der Schnee den Boden bedeckte, denn so reflektierte er das schwache Restlicht, und man konnte sich auch ohne Taschenlampe halbwegs orientieren. Aber man konnte auch schneller entdeckt werden.
    »Weit ist er nicht entfernt«, sagte Suko. »Aber das Gelände gefällt mir nicht.«
    »Weil alles so offen liegt und kaum Deckung bietet?«
    »Eben.«
    »Das packen wir schon.« Neben mir bewegt Suko zwar den Mund, doch er sprach nicht. Er schien etwas zu zählen. »Vier sind es.«
    »Und?«
    »Ich gehe davon aus, daß wir es noch mit weiteren Gegnern zu tun bekommen.«
    »Mit oder ohne Vampirwolf?« fragte ich.
    »Scherzbold. Der kommt

Weitere Kostenlose Bücher