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0954 - Die Stunde des Pfählers

0954 - Die Stunde des Pfählers

Titel: 0954 - Die Stunde des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht war entstellt. Es zeigte menschliche Züge. Aber durch das weit geöffnete Maul, die beiden Zähne und das übrige Raubtiergebiß paßte es nicht zu einem Menschen. Das war eben die Mutation des Grauens, wobei der Mund noch einen rosigen Blutschimmer zeigte.
    Vor der Mauer blieb er stehen.
    Das Kreuz gab eine Wärme ab, die auch über meine Haut glitt. Ich hatte die Handschuhe ausgezogen. Sie hätten mich zu sehr behindert. In Augenblicken wie diesen spürte ich die Kälte nicht.
    Noch etwas war mir aufgefallen. Der Vampirwolf besaß das Pendel. Wie ein normaler Mensch hatte er sich das Lederband um den Hals gehängt. Der Stein selbst baumelte vor seiner Brust. Er zitterte, weil auch die Bestie selbst zitterte.
    Hinter mir hörte ich meine Freunde. Suko und Marek rahmten mich ein. Der Rumäne sagte mit leiser Stimme. »Ich will mein Pendel zurückhaben.«
    »Du sollst es bekommen.«
    Die Augen im Gesicht der Bestie tanzten hin und her. Sie wußte nicht, wohin sie schauen sollte. Sie suchte nach einem Ausweg.
    Marek sprach sie an. »Gib mir das Pendel!«
    Der Vampirwolf zuckte zusammen. »Nein, ich - ich kenne Zunita. Sie war mit mir…«
    »Gib es her!«
    »Hol es dir!« kreischte und keuchte der Vampirwolf.
    Ich nickte. »Ja, Frantisek, er hat recht. Hol es dir!«
    »Ist gut, John, ist gut, John! Ich weiß ja, was du meinst. Es ist meine Stunde.«
    »Genau!«
    Marek war schnell. Wir sahen die Bewegung kaum, aber wir hörten ihn schreien, als er sich nach vorn warf.
    Dieser Frust mußte sich einfach freie Bahn schaffen, und er tat dies auch, zugleich aber rammte der Pfähler seine Waffe genau an die Stelle in den Körper des Vampirwolfs, wo bei einem Menschen das Herz schlägt.
    Tief in die linke Brustseite, wo er steckenblieb, denn Marek hatte die Waffe losgelassen…
    ***
    Es war geschehen. Unser Freund hatte es geschafft. Es war seine Stunde, und er schaute zu, wie sich die Bestie bewegte. Sie drängte ihren Körper in die Höhe, als wollte sie durch die Luft entkommen, aber das war nicht möglich. Diese Bewegung glich mehr einem Zucken, denn schon nach einer Sekunde sackte sie wieder zurück.
    Ihr Gesicht sah entstellt aus. Aber auf eine andere Art und Weise entstellt.
    Sie schien wie ein Mensch zu fühlen, der genau wußte, daß es für ihn vorbei war. Er konnte nichts mehr tun. Er merkte, wie der Tod nach ihm griff und all das auslöschte, was einst seine Existenz ausgemacht hatte.
    Der Vampirwolf schüttelte sich wie unter schweren Schlägen. Der Mund stand offen. Blut quoll hervor. Erst dünn, dann in einem satten Strom, der uns zurücktrieb.
    Wir hörten das furchtbare und schreckliche Stöhnen. Wir sahen dem verzweifelten Kampf zu, und wir wußten auch, daß der Vampirwolf nicht überleben konnte, obwohl er es noch einmal versuchte.
    Es war kaum zu fassen, woher er die Kraft nahm, aber er schaffte es, sich von der Wand abzustoßen und nach vorn zu taumeln. Dabei hob er seine Arme an. Die dunklen Pranken umkrallten den in seinem Körper steckenden Pfahl, als wollten sie ihn herausziehen.
    »Das schafft er nicht! Das schafft er nicht!« flüsterte Marek. »Ich weiß es…«
    Der Pfähler irrte. Er hatte ihn unterschätzt, doch noch war es nicht soweit.
    Wir anderen konnten nur staunen. Keiner von uns kam auf die Idee, ihn mit einer anderen Waffe anzugreifen, denn was wir hier erlebten, war einfach zu faszinierend. Das war uns in unserer wirklich langen Praxis noch nicht vorgekommen.
    Diese Bestie wollte nicht sterben, obwohl sie nach all den Regeln zu Asche zerfallen mußte.
    Aber sie blieb noch auf den Beinen. Zwar geschwächt, aber immerhin stand sie noch und taumelte durch die Ruine. Sie hatte sich geduckt und drehte uns den Rücken zu. Die Hände hielt sie vor der Brust verkrampft, als wollte sie das Blut aufhalten, das zwischen den Rändern und dem feststeckenden Pfahl hervorsickerte.
    Dann plötzlich brüllte die Bestie auf und riß den Kopf in die Höhe. Diese Bewegung hatte ihm den nötigen Schwung und die Kraft verliehen, um den Pfahl tatsächlich aus seinem Körper zu zerren.
    Dabei durchlief ein mächtiger Ruck seine Gestalt, aber er hielt den Pfahl fest und schleuderte ihn zur Seite, über das Feuer hinweg.
    »Er will überleben«, sagte Suko.
    »Ist nicht möglich!« murmelte ich.
    »Irrst du dich auch nicht, John?«
    »Wieso?«
    »Ich habe ein dumpfes Gefühl«, flüsterte Marek. »Ich weiß es nicht. Wir haben etwas übersehen. Wir sollten es mit Kugeln, der Peitsche und dem Kreuz

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