0955 - Das Rätsel der Barriere
die Telekinese beherrschte.
„Was hast du mit dem Karottensaft angestellt?" fuhr Gucky ihn plötzlich an und hielt sich an einem der Regale fest, als stünde er nicht sicher auf den Beinen und befände sich an Deck eines Schiffes, das durch den Sturm segelt. „Hat es dir die Sprache verschlagen?"
Keram überwand nur langsam seine Uberraschung.
„Karottensaft? Ich? Ich verstehe nicht."
„Keram - so heißt du ja wohl -, ich will wissen, was mit dem Zeug passiert ist. Früher konnte man es kaum herunterbekommen - es schmeckt auch jetzt noch scheußlich, davon abgesehen -, doch nun könnte ich es plötzlich eimerweise hinunterschütten. Gegen meinen Willen!"
Keram hatte sich endgültig gefaßt.
„Wer gegen sein besseres Wissen zu trinken beginnt ..."
Er verstummte abrupt, als er den Boden unter den Füßen verlor und wie ein Engel nach oben schwebte.
Gucky stand unten und dirigierte seinen unfreiwilligen Sturzflug mit den Händen, als leite er ein unsichtbares Orchester.
„Ich bitte um vorsichtigere Ausdrucksweise, Keram. Diesmal sorge ich noch einmal für eine sanfte Landung. Aber das nächstemal, da ..."
Keram atmete erleichtert auf, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
„Niemand kommt an die Getränke heran, außer die Abholkommandos mit Genehmigung. Und daß die Bedienungsroboter der kleinen Messen manipuliert haben, glaube ich nicht. Wie auch? Alle Behälter sind fest verschlossen und versiegelt. Ich weiß also wirklich nicht ..."
„Ich dachte es mir schon", teilte Gucky etwas versöhnlicher mit. Seine flinken Augen huschten über die Regale. „Trotzdem habe ich das unbestimmte Gefühl, daß etwas mit der Ladung von der SOL nicht in Ordnung ist.
Aber ich werde schon noch dahinterkommen, verlaß dich darauf."
„Ich habe ein reines Gewissen", lehnte Keram jede Verantwortung strikt ab.
„Deine Gedanken bestätigen das", gab Gucky zu, der mit seinen Recherchen alles andere als zufrieden war.
„Dein Glück! Aber ich komme schon noch dahinter."
In der nächsten Sekunde sah Keram an der Stelle, an der Gucky gewesen war, nur noch Luft.
Das leise „Plopp" kam ihm vor wie ein Kanonenschuß.
*
Wesentlich schlechter erging es Maryke, einer sehr hübschen und jungen Dame des medizinischen Personals, die in ihrer Kabine auf den Besuch eines Arztkollegen wartete und nun aus diesem Grund sehr intensive Gedankenimpulse ausstrahlte, die Gucky selbst im Schlaf und gegen seinen Willen aufgefangen hätte.
Zur Erklärung muß erwähnt werden, daß der Mausbiher seit seinem Gespräch mit Keram wieder drei Portionen Karottensaft geschluckt hatte. Immerhin besaß er noch genügend Taktgefühl, rechtzeitig vor dem erwarteten Besuch bei Maryke zu erscheinen.
„Flupp!" machte es jetzt, und sie schreckte aus ihren Gedanken hoch Nicht allzu sehr, denn sie kannte den Mausbiher persönlich, und es war auch nicht das erstemal, daß er auf diese Art und Weise zu ihr kam.
„Oh - Gucky! So ohne Anmeldung ... Weißt du ..."
„Ich weiß", teilte er kurz angebunden mit. „Aber das ist mir egal Ich muß wissen, was mit mir los ist Seit einiger Zeit habe ich so merkwürdige Anwandlungen. Laß es dir erklären, Maryke."
„Bitte, nicht jetzt! Ich erwarte doch Besuch." Dann siegte ihre Neugier. „Was für Anwandlungen Bist du krank?"
„Ich hoffe nicht ... nein, bestimm nicht. Im Gegenteil: Ich fühle mich sehr wohl. Viel zu.wohl!"
Sie seufzte.
„Aus dir soll einer schlau werden Ich bin Ärztin, aber ich habe noch nie erlebt, daß mich jemand konsul tiert, weil er sich wohl fühlt."
„Ungewöhalich wohl!" betont Gucky. „Das muß mit dem Karotten saft zusammenhängen. Die Medi Dusche zeigt keine Reaktion an Also komme ich zu dir. Untersuch mich!"
„Aber doch nicht hier, Gucky! Wozu haben wir denn die Medizinische Abteilung? Außerdem erwarte ich Besuch."
„Ja, das sagtest du schon, ist mir aber egal. Na los, schnappe dir deinen Medi-Analysator und taste damit meinen Alabasterkörper ab." Ungeachtet ihrer Proteste begann er damit, die Haftverschlüsse seiner Freizeitkombination zu lösen. Sein breiter und buschiger Biherschwanz behinderte ihn ein wenig. „Ich will nicht,-daß die ganze Besatzung der BASIS erfährt, daß mit mir was nicht in Ordnung ist."
Widerstrebend holte sie den Analysator, der wie ein Silberstab mit winzigen Antennen aussah.
„Leg dich aufs Bett und entspanne dich!" befahl sie mit zitternder Stimme. „Er kann jeden Augenblick kommen."
Bei den mehr als
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