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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Eingreifen oder wenn ich es nicht tue? Mir ist das Schicksal einer ganzen Nation unterstellt.«
    »Meinen Sie etwa, ich mache das zu meinem Privatvergnügen?« Zamorra lächelte müde. »Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft wir die gesamte Welt vor einer Katastrophe bewahrt haben. Wenn Sie die Menschen, deren Leben Sie riskieren, gegen das der US-Bürger, die Sie dafür retten, aufrechnen wollen, kann ich Sie kaum daran hindern. Aber rechnen Sie lieber nicht mit Applaus, wenn Sie meine Gefährtin niederschießen.«
    »Das erwartet auch keiner. Ich wollte nur, dass Sie auch meine Seite verstehen. Ich bin kein skrupelloser Killer.«
    »Beweisen Sie mir das Gegenteil«, sagte Zamorra. »Rufen Sie ihre Männer an und befehlen Sie Ihnen, Nicole sofort zu operieren.« Insgeheim hoffte er, dass das nicht mehr nötig sein würde. Doch das würde er Devaine kaum verraten.
    Der CIA-Mann warf seine aufgerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie aus. »Ich wünschte, ich könnte das, Zamorra. Wirklich, ich wünschte, ich könnte das.«
    ***
    Die Belagerten hatten sich auf engstem Raum zusammengedrängt, in größtmöglichem Abstand zu den Fenstern. Bei jeder neuen Detonation oder MP-Salve ging ein erstickter Aufschrei durch die Reihen. William hielt sich nicht für einen besonders mutigen Mann, aber er war fest entschlossen, die ihm Anvertrauten bis zum letzten Atemzug zu verteidigen. Seine Hand strich automatisch über einen der Blaster, die er aus dem Tresor seines Arbeitgebers geholt hatte. Einen weiteren hatte er Malteser-Joe gegeben, der sich ganz begeistert gezeigt hatte. Eine Waffe in Händen zu halten, gab ihm das Gefühl, nicht ganz hilflos zu sein.
    Madame Claire presste ihren massigen Körper an William. Der Butler war sonst sehr zurückhaltend, wenn es um jede Form von Intimität ging, doch jetzt legte er wie selbstverständlich den rechten Arm um die Köchin und drückte sie an sich. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, und er hörte, wie sie leise weinte. William wollte ihr etwas Tröstendes sagen, doch ihm fiel nichts ein, was nicht wie eine hohle Phrase geklungen hätte. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass die Hausherren rechtzeitig zurückkehren würden, um sie zu retten. Und sonst gab es niemanden, der sie…
    Ruckartig fuhr William hoch. Warum war er da nicht gleich drauf gekommen?
    »Gryf!«
    »Was ist mit ihm?«, fragte Claire verdutzt.
    »Ich muss ihn anrufen!«
    Die dicke Köchin sah den Butler an, als hätte er den Verstand verloren. »Und was soll das bringen? Ich erinnere Sie nur ungern daran, aber alle Telefonleitungen sind blockiert. Wir erreichen absolut niemanden, ob es nun Monsieur le professeur ist oder Mister Tendyke.«
    »Eben!«, sagte William und seine Augen blitzten vor neu geschöpfter Hoffnung.
    »Eben? Was soll das denn heißen?« Langsam wirkte Madame Claire aufrichtig besorgt. Offenbar fürchtete sie, dass Williams Psyche unter der Belastung zusammengebrochen war und er wirres Zeug redete. Doch der Butler hatte sich schon lange nicht mehr so klar gefühlt wie in diesem Moment.
    »Alle Nummern, die wir bisher versucht haben, gehörten zu mehr oder weniger normalen Telefonanschlüssen. Selbst die TI-Alpha-Handys von Monsieur und Mademoiselle basieren auf sehr fortgeschrittener, aber letztlich doch sehr realer Technologie. Aber Monsieur Gryf hat in seiner Hütte auf der Insel Anglesey überhaupt keinen Telefonanschluss.«
    »Hat er nicht? Aber wie wollen Sie ihn dann…?«
    »Das heißt, er hat schon ein Telefon, aber das ist nicht an das reguläre Telefonnetz angeschlossen. Der Anschluss funktioniert mit reiner Magie.«
    Langsam dämmerte der Köchin, was der Butler ihr zu sagen versuchte. »Und deshalb ist er vielleicht gar nicht von der Blockade betroffen, da sich die möglicherweise nur auf reale Telefonanschlüsse, also auf Technologie, bezieht.«
    »Genau.«
    Mit einem breiten Grinsen wuchtete Madame Claire ihren massigen Körper in die Höhe.
    »Worauf warten wir noch?«
    Da sie bei den anderen keine falschen Hoffnungen wecken wollten, zogen sie sich diskret ins Arbeitszimmer des Professors zurück. Nervös hantierte William am Terminal, das ihm Zugriff auf die Bildtelefonanlage sowie das Computernetzwerk des Châteaus gestattete, als eine Granate in unmittelbarer Nähe einschlug.
    Der Raum erzitterte und Glas zersplitterte in einem der Nebenräume.
    »Ich halte das nicht länger aus«, murmelte Claire. »Ich will, dass das aufhört!«
    »Mit etwas Glück kommt gleich

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