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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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niederzulassen.
    Langsam, altes Mädchen, es hat dich ganz schön erwischt. Es nützt keinem was, wenn du jetzt hier zusammenbrichst.
    Sie atmete eine Minute tief durch, während Sterne vor ihren Augen tanzten. Dann wagte sie es erneut. Sie drückte sich mit dem Ellbogen vom Bett ab, packte das Nachttischchen und zog sich hoch, bis sie sicher stand. Sie wartete einen kurzen Moment, bevor sie losließ und vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzte. Zu ihrer Überraschung klappte das recht gut. Vermutlich hatte ihr beim Aufstehen nur der Kreislauf einen Streich gespielt.
    Nicole versuchte, die Schreie und Schüsse zu ignorieren, während sie nach ihrer Kleidung suchte. Sie fand sie frisch gewaschen und ordentlich gefaltet in einem Wandschrank. Nur zwei fast unsichtbare Nähte in der Bluse verrieten, dass ihre Trägerin nur knapp mit dem Leben davongekommen war.
    Neuer Schwindel erfasste Nicole, als sie sich bücken wollte, um die Hose anzuziehen. Also ließ sie sich vorsichtshalber auf dem verwaisten Stuhl ihres Bewachers nieder.
    Ganz ruhig, Nici. Lass dir Zeit. Bloß nicht dadurch ablenken lassen, dass um dich herum die Welt in Schutt und Asche gelegt wird.
    Als sie mit dem Umziehen fertig war, wartete sie noch einen Moment, bis sie sicher war, dass ihr Kreislauf mitspielen würde. Dann stand sie entschlossen auf und ging Richtung Tür. Sie hatte sie fast erreicht, als ihr Bewacher in den Raum stürzte. Für einen Moment starrten sich die Dämonenjägerin und der Soldat konsterniert an.
    »Was zum…«, sagte der Kolumbianer verwirrt. Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Nicole riss den linken Arm hoch und hieb dem verdutzten Mann die Handkante gegen die Halsschlagader. Die Dämonenjägerin war nicht annähernd so schnell wie üblich, doch es reichte völlig aus, um den Soldaten auszuschalten. Der Mann verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, dann sackte er wie ein Kartoffelsack zu Boden.
    »Danke, Chin-Li!«, flüsterte Nicole. Die chinesische Kriegerin hatte ihr diesen höchst effektiven Schlag bei einer ihrer gemeinsamen Trainingssessions beigebracht.
    Er schaltete den Gegner lange genug aus, um Kontrolle über die Situation zu gewinnen, doch nur so kurz, dass es noch möglich war, ihn anschließend zu verhören.
    Sie zog den Soldaten ins Zimmer und schloss die Tür, bevor sie jemand entdecken konnte. Es kam ihr vor, als wiege der schlanke, mittelgroße Mann eine Tonne, doch schließlich schaffte sie es. Als sie fertig war, kam der Kolumbianer auch schon wieder zu sich. Nicole ließ sich auf die Knie sinken, umschlang mit der Linken seinen Hals und drückte zu.
    Mit schreckensgeweiteten Augen starrte der Mann zu ihr hoch. Er wollte sprechen, brachte aber nur ein verzweifeltes Röcheln zustande. Die Todesangst in seinem Blick versetzte Nicole einen tiefen Stich, doch darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie presste noch ein bisschen stärker.
    »Ganz ruhig. Wenn Sie tun, was ich sage, passiert Ihnen nichts.« Sie lockerte die Umklammerung etwas, damit der Mann sprechen konnte. »Wie heißen Sie?«
    »Juan Santos.«
    »Also, Juan: Was passiert da draußen?«
    Der Kolumbianer räusperte sich, dann sagte er mit heiserer Stimme: »Wir werden angegriffen.«
    »So weit war ich auch schon. Von wem?«
    »Ich weiß es nicht. Bitte, Señorita, ich will…«
    Nicole drückte wieder etwas fester zu, bis Santos anfing, verzweifelt nach Luft zu japsen. »Antworten Sie nur auf meine Fragen, Juan, kurz und präzise. Also noch einmal: Wer greift uns an?«
    Sie lockerte den Griff erneut und ließ dem Soldaten einen Moment, um zu sich zu kommen. Gierig sog Santos die Luft in seine Lungenflügel, bevor er weitersprach. »Ich weiß es nicht. Die Beben wurden immer stärker, und dann waren diese Horrorkreaturen da, Wesen in allen Größen und Formen. Wir haben sofort das Feuer eröffnet, sie scheinen die Kugeln gar nicht zu spüren.«
    Santos sah die Dämonenjägerin fast hilfesuchend an. »Das kann doch nicht echt sein, oder? Ich meine, so etwas kann es doch gar nicht geben!«
    »Ich fürchte doch«, murmelte Nicole. »Wo ist Paula Vásquez?«
    »Die Journalistin? Señor Devaine hat sie in den Gefängnistrakt bringen lassen.« Der Soldat beschrieb ihr den Weg zu den Zellen. Er zögerte einen Moment und schob dann nach. »Es geht ihr gut.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Nicole. »Was ist mit unseren Waffen? Die, die so aussehen wie Strahlenpistolen aus einem Science-Fiction-Film.«
    »Ich glaube,

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