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0958 - Die Gruft des Beschützers

Titel: 0958 - Die Gruft des Beschützers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gehört, Herr, daß der Gegner vier unserer Krieger vorübergehend gefangennahm und zu ihnen sprach. Du kennst die Worte, die ge wechselt wurden, denn man hat sie dir berichtet. Welchen Fehler begingen wir, wenn wir den Fremden einfach trauten, ihnen die Hilfe leisteten, deren sie bedürfen, und sie dann in Frieden wieder ziehen ließen?"
    Verthas’ Auge leuchtete in strahlend hellem Rot, als der Zorn ihn übermannte.
    „Narr!" donnerte er. „Kennst du die Worte des Gebots nicht? Ist darin auch nur ein einziges Mal davon die Rede, daß wir Eindringlingen vertrauen oder gar Hilfe leisten sollen? Du magst dir die Antwort selbst geben, Zanilaq, denn du kennst das Gebot ebenso gut wie wir alle. Ich aber sage, daß du zu alt bist, um noch länger ein Anführer zu sein. Der Zweifel und die Furcht haben dir den Verstand zerfressen!"
    Zanilaq erhob sich wortlos und verließ den Raum. Sein Auge war düster.
    „Ich sage euch meinen Plan!" rief Verthas den Truppenführern zu.
     
    *
     
    Hinter ihm leuchtete die Wand auf. Sie sahen einen Querschnitt des nördlichen Hauptkessels mitsamt den Spalten und Gängen, die ihn umgaben. Verthas gebrauchte einen Lichtzeiger, um die Orte zu markieren, über die er sprach.
    „Hier entlang wird sich der Feind bewegen", sagte er und fuhr mit dem Zeiger die Kontur eines vielfach gewundenen Spaltes entlang. „Und schließlich gelangt er in die Halle, die wir die Höhle des Donners nennen. Der Weg von dort, wo er sich jetzt befindet, bis in die Höhle wird ihn fünf bis sechs Stunden kosten. Wir müssen ihn aufhalten, indem wir ihm Schwierigkeiten in den Weg legen, so daß er die Höhle nicht vor Ablauf eines halben Tages wieder verläßt. Denn dann wird er darin untergehen."
    Die Blicke der Zuhörer richteten sich auf ihn. Er hatte erwartet, daß man ihn nicht auf Anhieb verstehen würde. „Wieso wird er darin untergehen, Herr?" fragte einer der Anführer. „Und warum muß dazu ein halber Tag verstreichen?"
    „Ihr haltet nicht mehr viel von dem Kalender, den Trahdor, der Erste Diener des Donners, unserem Volk gegeben hat, nicht wahr?" spottete Verthas. „Ihr haltet euch nicht mehr an die Tage des Gehorsams, weil das Beben keine Gefahr mehr für uns darstellt. Aber allein um der Tradition willen solltet ihr die Geschichte unseres Volkes kennen, den alten Kalender und die Tage des Gehorsams, an denen der Gott des Donners seine mächtige Stimme erschallen läßt."
    „Es wird um diese Zeit ein Beben stattfinden?" fragte ein zweiter Anführer.
    „Du hast es erraten", funkelte Verthas ihn an.
    „Wie soll es dem Feind gefährlich werden? Es weiß jedermann, daß alle Räume deines Reiches gegen Beben geschützt sind!"
    „Und wodurch sind sie geschützt, du Klügster unter den Klugen?"
    „Durch Feldgeneratoren, die kleinen Maschinen, die überall ..."
    „Kann man sie nicht entfernen?"
    Da endlich begriffen sie; das sah er daran, wie ihre Augen aufleuchteten. Der Wille zum Kampf machte sich in ihren Gemütern breit. Sie sahen, daß sein Plan gut war, und begannen zu glauben, daß der Feind besiegt werden würde.
    Da öffnete sich die Tür, und ein Kurier trat ein.
    „Ich habe eine wichtige Meldung Herr", rief er über die Köpfe der Truppenführer hinweg.
    „Sage sie! „ „Es nähert sich durch den nördlichen Hauptkessel ein fremdes Objekt, Herr."
    „Was für ein Objekt? Kannst du es beschreiben?"
    „Es hat die Form einer Walze, ist annähernd so lang wie dieser Raum und anderthalbmal so hoch."
    Verthas zerbiß einen Fluch zwischen den beiden Wölbungen des Sprechmuskels. Die Nachricht kam ihm ungelegen. Sie störte den Kampfeseifer, den er seinen Anführern eben erst mit Mühe eingeredet hatte.
    „Wie schnell bewegt sich das Objekt?" wollte er wissen.
    „Mit geringer Geschwindigkeit, Herr. Wenn es nicht schneller wird, dauert es noch ein paar Tage, bis es hier ankommt."
    Verthas winkte dem Kurier zu gehen. Zu den Anführern seiner Truppen sagte er: „Dann brauchen wir uns vorläufig nicht darum zu kü-mmern. Wir verfolgen den Plan, den ich euch genannt habe."
    Im Innern jedoch war er nicht so zuversichtlich. Er hatte gehofft, der Kurier werde sagen, das fremde Objekt stürze wie ein Stein. Dann wäre es zwar schneller in die Nähe der Staatsgemächer gelangt, aber Verthas hätte glauben können, daß es sich um einen ungelenkten Gegenstand handelte, der - die Götter mochten wissen, wiein den nördlichen Zentralkessel gelangt war und hilflos in die Tiefe stürzte.
    So jedoch

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