0958 - Die Kinder des El Rojo
Sololauf gestartet, richtig?«
Robert Tendyke nickte.
»Der Mann, der ihn aus dem Militärgefängnis befreit hat, sagte mir, van Zant wäre wieder auf dem Weg zu dem Anwesen der Drogenvampire. Als ich heute diese neuen Aufnahmen erhalten habe, wurde mir plötzlich klar, dass sich dieser Rojo-Clan direkt am Rand des Areals befindet. Wir müssen Artimus da raushauen, Zamorra. Er weiß sicher nicht, worauf er sich einlässt.«
»Wir können ihn nicht erreichen?« Zamorra dachte an das von Tendyke Industries gefertigte Handy, dass der Südstaatler bei sich trug, doch diese Hoffnung raubte Robert ihm sogleich.
»Sein Handy liegt jetzt wohl irgendwo in einer Asservatenkammer des kolumbianischen Militärs. Er hat sich ein neues besorgt, doch die Nummer kennt mein Mittelsmann nicht. Wir können nur hoffen, dass er sich mit dir oder mir in Verbindung setzt, ehe er in sein Unglück läuft.«
Zamorra stand auf und wanderte im Raum auf und ab, wie ein gereizter Tiger.
»Artimus weiß sich seiner Haut sehr wohl zu wehren, doch ich fürchte, er wird dort an seine Grenzen stoßen. Auf einen Anruf von ihm will ich keinesfalls warten. Ich muss wieder nach Kolumbien.«
»Ich werde dich begleiten.« Tendykes Stimme klang überzeugt von seinem Vorhaben. Schon viel zu lange hatte er sich hinter den Schreibtischen von Tendyke Industries herumgedrückt und hatte den Schreibtischhengst gegeben. Er wollte wieder aktiv am Team teilnehmen.
Zamorra dämpfte seine Euphorie.
»Robert, ich brauche dich hier. Kann sein, dass wir dort ganz plötzlich auf deine Beziehungen angewiesen sind, und die kannst du von hier wesentlich effektiver einsetzen, als wenn du mitten im Getümmel steckst.«
Robert Tendyke senkte den Kopf. Sekundenlang kam von ihm keine Regung, doch dann konnte Zamorra ein leichtes Nicken erkennen.
»Ich habe die Nase voll von dem Job des großen Chefs, der nichts anderes zu tun hat, als zu delegieren, Menschen von A nach B zu schieben, damit das große Ganze funktioniert. Ich bin ein umtriebiger Jäger, Zamorra, kein Sesselpuper, kein Manager im feinen Zwirn. Ich sehne mich nicht nach der Gefahr, das ist es nicht, aber ich kann es kaum erwarten, wieder einmal im Brennpunkt des Geschehens zu stehen. Dennoch hast du natürlich recht, denn schnelle Entscheidungen könnten nötig werden. Also bleibe ich hier - vorerst füge ich mich.«
Zamorra hatte geahnt, wie es in Robert Tendyke aussah, doch diese ehrlichen Worte überraschten ihn trotzdem.
»Du brauchst einen absolut integeren und fähigen zweiten Mann hinter dir. Einen, der deinen Platz bei Tendyke Industries voll und ganz übernehmen kann, wenn du dich in das Abenteuer stürzt.«
Tendyke lachte kurz.
»Ja, aber den zu finden, das ist nicht so einfach. Doch lassen wir das jetzt. Du musst dich beeilen. Ich fürchte, unser guter Artimus wird schon bald in große Schwierigkeiten kommen, denn die Anomalie wird sich weiter ausdehnen. Und wenn sie erst einmal das Anwesen erreicht hat, in dem die Kinder gefangen sind, wird van Zant sich davon nicht abhalten lassen, dagegen anzugehen. Wie willst du nach Kolumbien reisen?«
Konventionelle Transportmittel schieden aus, denn die Zeit drängte tatsächlich. Es gab die Regenbogenblumen, mit denen er zumindest bis zu Tendykes Home hätte kommen können, doch auch das ging Zamorra nicht schnell genug. Der Silbermonddruide Gryf hatte sich wieder verabschiedet - also war auch er keine Option, die der Professor in Betracht ziehen konnte.
Allerdings gab es eine Alternative, die unter Umständen mehr als das sein konnte. War es Zufall, dass er erst gestern Kontakt zu der Person gehabt hatte, die ihn nach Kolumbien bringen konnte, ohne dabei wertvolle Zeit zu verlieren?
Robert Tendyke verabschiedete sich - er musste zurück auf den so ungeliebten Platz an der Spitze seines Konzerns. Zamorra kontaktierte den Mann, an dessen Seite der Professor so machen Kampf entschieden hatte.
Sein Name war - Dalius Laertes…
***
Alejandro reinigte seine Messer pedantisch genau.
Der alte Aufseher des Anwesens des Drogenkartells Rojo war sehr darauf bedacht, sein Lieblingswerkzeug in bestem Zustand zu halten. Hinter ihm stöhnte die junge Mexikanerin Alita Tirado, die gemeinsam mit dem Amerikaner Artimus van Zant den Versuch gestartet hatte, die Kinder des El Rojo zu befreien. Zumindest wenigstens einen Teil von ihnen. Doch dieses Vorhaben war fehlgeschlagen. Was aus Artimus und den beiden Kindern Ana und Pedro geworden war, wusste die junge Frau
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