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0960 - Aibons böse Diener

0960 - Aibons böse Diener

Titel: 0960 - Aibons böse Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Alkohol hatte sein Gehirn benebelt, und auch das Laufen fiel ihm schwer. Er bewegte seine Beine nur mühsam voran. Zumeist schlurften die Füße über den Boden. Hin und wieder stolperte er sogar über kleine Steine, aber er fiel nicht hin, und auch deshalb nicht, weil beide Frauen sofort Zugriffen, wenn der Mann aus dem Tritt kam.
    Jahrelang hatte Muriel in diesem Haus gelebt und sich sehr wohl gefühlt.
    Sie hatte es nach ihrem Geschmack eingerichtet und so etwas wie eine Puppenstube geschaffen. Das war nun vorbei. Sie schaute auf die zerstörte Wand und in den Wohnraum, in dem keine Möbel mehr standen. Ein leeres Wohnzimmer, zumindest aus dieser Entfernung betrachtet.
    Es war ganz natürlich, daß sie litt und sich dies auch äußerlich bemerkbar machte. Sie schaffte es nicht, die Tränen zu unterdrücken. Die Augen quollen über, sie weinte lautlos, aber sie zitterte auch, und sie tat Jane leid.
    Immer noch vorsichtig bewegten sich die drei Menschen durch den Garten. Hierher waren die vier Schatten nicht gekommen und hatten auch keine Spuren hinterlassen. Aber das Haus mußte völlig neu aufgebaut werden. Ein breites Loch zierte die Wand.
    Sie gingen hinein. Gordon Tarling stand jetzt allein da und wurde nicht mehr gehalten. Er schwankte leicht und drehte sich dabei auf der Stelle.
    Es war ihm anzusehen, daß sein Gehirn Mühe hatte, die Tatsachen zu begreifen und auch die logischen Konsequenzen daraus zu ziehen. Aber er schaffte es und flüsterte mit schwerer Stimme: »Alles ist anders geworden, nicht wahr? Hier ist alles anders…«
    »Ja«, sagte Jane.
    Er streckte den Arm aus, um damit einen Halbkreis zu beschreiben. »Ich kann mich nicht mehr setzen«, erklärte er mit schwerer Stimme. »Ich schaffe es nicht mehr. Wo sind denn die Stühle? Wo ist der Tisch? Wo ist der Sessel? Was ist da für ein Loch?«
    Jane hatte ihr Hände auf die Schultern des Mannes gelegt. »Es ist besser, wenn Sie in ein anderes Zimmer gehen und sich dort hinlegen, Mr. Tarling. Das ist dir doch recht, Muriel?«
    Sie nickte nur.
    »Ja, ich bin auch müde«, sagte Tarling.
    Jane faßte den Mann unter und verließ mit ihm den Raum. Muriels leises Weinen begleitete sie auf ihrem Weg, und sie spürte auch im Hals ein Kratzen.
    Jane kannte sich in dem Haus nicht aus, aber das Schlafzimmer lag oben. Soviel wußte sie. Es war nicht einfach, den Mann die schmale Treppe hochzubekommen. Er wollte immer wieder eine Pause einlegen und sich hinsetzen, aber Jane zog ihn weiter und ließ es nicht zu. In einem winzigen Flur sah sie zwei Türen. Zuerst stieß sie die falsche auf, denn dahinter lag das Bad. Die Tür gegenüber war der Zugang zum Schlafraum, in dem ein Bett stand. Es war breit und mit dem Kopfende dem schrägen Fenster zugedreht, so daß der Schlafende durch die Scheibe in den Himmel schauen konnte.
    Eine kleine Kommode und ein schmaler Schrank hatten darin ihre Plätze gefunden. Alle Einrichtungsgegenstände bestanden aus starken Bastzweigen, die Muriel so mochte, selbst die Bettumrandung war aus diesem Material hergestellt.
    Jane gefiel der Bezug mit dem altmodischen Blümchenmuster. Er paßte irgendwie zu Muriel Shannon. Etwas Modernes hätte sie sich auch nicht vorstellen können.
    Gordon Tarling schwankte auf die rechte Bettseite zu. Er blieb für einen Moment stehen, schaute Jane an, die ihm nicht mal die Jacke auszog, sondern einen leichten Schubs gab, damit er auf das Bett fiel und dort liegenblieb.
    »Ist es okay?«
    »Was?«
    »Schon gut«, sagte Jane und nickte ihm zu. »Ruhen Sie sich aus, Mr. Tarling, Sie haben es verdient.«
    »Ja, ja, werde ich…« Er hatte Worte gemurmelt, und sie waren kaum zu verstehen gewesen.
    Jane Collins verließ das Zimmer, aber sie schloß die Tür nicht, sondern ließ sie zur Hälfte offen. Wenn Tarling Probleme hatte und nach ihr rief, wollte sie ihn auch hören können.
    In Gedanken versunken ging sie langsam die schmale Treppe hinab. Sie wußte genau, daß es noch nicht vorbei war. Diese Magie aus Aibon hatte sich zunächst nur zurückgezogen. Sie lauerte im Hintergrund, im Unsichtbaren, und sie würde, wenn es darauf ankam, blitzschnell wieder auftauchen.
    Die vier Schatten waren noch da, auch wenn sie nicht zu sehen waren.
    Irgendwo im Hintergrund, lauernd, beobachtend, sich danach richtend, was die Menschen taten, um dann blitzartig zuschlagen zu können.
    Das alles ging Jane durch den Kopf, und sie fragte sich, wie Muriel reagieren würde. Als sie die Treppe hinter sich gelassen hatte,

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