0960 - Das UFO-Serum
Leevina verlor jetzt die Ubersicht. Voller Angst spähte sie um sich, als hoffte sie, die Finsternis durchdringbar machen zu können, indem sie mit ihren Blicken Löcher in die Luft bohrte. Als Kert die Nerven verlor und zu laufen begann, folgte sie ihm fast automatisch. Keiner von beiden dachte jetzt noch an die Gefahren, die das Gelände barg. Blind vor Angst rannten sie durch eine von unheimlichen Geräuschen erfüllte Finsternis.
Leevina kam erst wieder zu sich, als Kert schwer zu Boden stürzte. Der Junge stieß einen Schmerzensschrei aus, und Leevina riß sich gerade noch los, ehe Kert sie mit sich reißen konnte. Sie zwang sich mit einem Maß an Selbstbeherrschung, das ihrem Alter keineswegs entsprach, stillzustehen und erneut zu lauschen.
Sie stellte fest, daß die Geräusche unverändert anhielten, vielleicht sogar noch stärker geworden waren. Etwa. schien direkt hinter ihr zu fauchen, und sie schrak zusammen und duckte sich. Aber keine Pranke streckte sie zu Boden, kein Raubtierrachen öffnete sich, um sie zu verschlingen.
Das Mädchen kam zu dem Schluß, daß die Geräusche bei weitem nicht so gefährlich waren, wie sie sich anhörten. Sie hörte Kert leise vor sich hin jammern, bückte sich und zog den Jungen hoch.
„Sei endlich still!" fauchte sie ihn an. „Hör doch genau hin. Wenn das wirklich gefährliche Tiere wären, hätten sie uns längst angegriffen."
„Es sind Tiere! „ sagte Kert störrisch. Ich will hier weg. Ich will zurück in ie Station. Da ist es wenigstens hell, nd nichts will einen auffressen!"
Er war den Tränen nahe das hörte man, und er stampfte zornig mit dem Fuß auf.
„Ich lasse dich auf der Stelle stehen, wenn du nicht ruhig bist! „ drohte Leevina. „Sieh nach oben. Schau dir die Sterne genau an. Wir müssen die Felswand finden."
Kert schwieg, und das Mädchen wußte nicht, wie weit ihr Freund jetzt noch bereit war, sich nach ihren Forderungen zu richten. Sie selbst konzentrierte sich völlig auf ihren Plan, so intensiv, daß sie die Stimmen der Tiere fast nicht mehr hörte. Und sie fand wirklich ein paar Lichtpunkte. Je länger sie hinsah, desto mehr wurden es. Ihre Augen stellten sich auf diesen dunklen Himmel ein.
Sie suchte das Firmament systematisch ab. Es gab verschiedene sternenlose Stellen, aber sie konnte nie ganz sicher sein, ob es sich dabei nicht nur um Wolken handelte. In einer Richtung aber waren überhaupt keine Lichter zu entdecken.
Sie stieß Kert an, und als der Junge nicht reagierte, nahm sie ihn kurzerhand beim Arm und zog ihn vorwärts. Alle paar Schritte blieb sie stehen und überzeugte sich durch einen Blick zum Himmel davon, daß sie die Richtung einhielt. Bei einer dieser winzigen Pausen sah sie es dann.
„Kert!" schrie sie, ohne an die Tiere und die Androiden zu denken. „Schnell, sieh nach oben!"
„Die Raumschiffe!" sagte Kert ungläubig. „Es gibt sie wirklich!"
Verwundert registrierte Leevina, daß er nicht ganz an ihre Schilderung geglaubt hatte. Sie fragte sich, was ihn dann dazu veranlaßt haben könnte, die Station überhaupt erst zu verlassen. Aber der Blick auf die wandernden Lichter ließ sie schon bald alles andere vergessen.
Es waren zwei, genau wie an jenem Tag, als sie sie zum erstenmal gesehen hatte. Sie hielten stets den gleichen Abstand voneinander, und sie stiegen schräg in den Himmel hinauf. Sie kamen von da, wo die Felswand sich erhob.
„Wenn wir doch nur schon an Bord wären", seufzte Kert. „Ob wir es wirklich schaffen?"
Ein Tier kreischte laut, als wollte es den Jungen verhöhnen.
„Wir müssen es schaffen", flüsterte Leevina. „Komm jetzt. Die Felsen können nicht mehr weit von hier sein. Morgen früh werden wir nach einem Paß suchen und über das Gebirge steigen."
„Aber die Androiden ..."
„Wir haben die Waffe", unterbrach sie ihn ärgerlich. „Wir werden es eben wagen müssen. Nachts kommen wir ja doch nicht voran."
Sie waren kaum ein paar Schritte gegangen, da blickte Kert schon wieder nach oben.
Allein die Tatsache, daß die Raumschiffe noch immer zu sehen waren, irritierte ihn. Dann aber stellte er zu allem Uberfluß auch noch fest, daß sie größer wurden.
„Das sieht aus, als ob sie landen wollen!" stieß er hervor.
Die Kinder standen da und starrten zu den blaugoldenen Lichtern hinauf, die immer tiefer sanken und sich aufblähten, bis man deutlich erkennen konnte, wie es in ihnen brodelte.
„Das sind keine Raumschiffe", flüsterte Leevina entsetzt. „Das sind nicht einmal
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