0961 - Der Fluch des Kobolds
in diesem Bereich hatte auch das Haus der Muriel Shannon gestanden, und Suko wunderte sich darüber, daß er es nicht sah. Jetzt fiel ihm auch auf, daß die Kirche und die sie umgebenden Gräber fehlten.
Der Ort machte einen toten, deprimierten Eindruck. Es bewegte sich niemand außerhalb der Häuser. Kein Mensch ging über die Straße. Er sah auch keine Tiere, abgesehen von den schrecklichen Drachenvögeln auf den Dächern.
Er würde Jane Collins und ihre Freundin Muriel Shannon hier finden, was Suko mit Hoffnung erfüllte, denn er dachte daran, in welchem Zustand er sie finden würde. Sie befanden sich in einer grausamen, feindlichen Umgebung und waren sicherlich von den Drachenvögeln ebenso beobachtet worden wie Suko.
Das Gras war weich wie ein Teppich. Suko hörte seine eigenen Schritte kaum. Er hatte sich vorgenommen, den gesamten Bereich abzusuchen.
Dabei wollte er auch in die Häuser hineinschauen und nach den Bewohnern Ausschau halten.
Die drei Riemen der Peitsche hatte er nicht wieder in den Griff zurückfahren lassen. Schlagbereit und mit dem Griff nach unten steckte die Waffe in seinem Gürtel.
Kein Laut war zu hören. An den Geruch hatte sich Suko längst gewöhnt, aber nicht daran, daß es ihm bisher noch nicht gelungen war, eine Spur der beiden Frauen zu finden.
Sie waren hier. Nur meldeten sie sich nicht. Suko überlegte, ob er sich besser durch Rufen bemerkbar machen sollte. Das hätte nichts gebracht, sondern nur andere auf ihn aufmerksam gemacht.
Wäre das Haus der Muriel Shannon ebenfalls mit in diese Welt hineingezogen worden, hätte er gewußt, wo er seine Suche beginnen sollte. So kam er sich schon in den Hintergrund gedrückt vor. Ihm fehlte das Haus einfach.
Deshalb wandte er sich einer anderen Seite zu, die der, wo das Haus der Muriel Shannon hätte stehen müssen, gegenüberlag. Einen besonderen Grund für sein Interesse gab es nicht, er mußte irgendwo anfangen. Einen letzten Blick gönnte er noch den Flugdrachen, die auf den Dächern der Häuser hockten, dann ging er auf dem direkten Weg weiter -und blieb plötzlich stehen.
In dem Haus vor ihm waren zwei Schüsse gefallen!
***
»Das ist nicht wahr«, sagte ich.
»Doch.« Der Rote Ryan nickte. »Du hast dich nicht verhört, John Sinclair. Es ist wahr, und es ist sogar günstig, denn Guywano befindet sich nicht in seiner Nähe und ist abgelenkt.«
Ich war vor Überraschung einen Schritt zurückgetreten. Jetzt spürte ich, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Mein Herz schlug schneller. Ich war nervös, denn der Rote Ryan hatte mir einen Vorschlag gemacht, an den ich selbst nicht gedacht hatte und auch kaum darauf gekommen wäre.
Wir mußten zurück nach Aibon. Okay, das war mit seiner Hilfe kein Problem, aber dort hatten wir ein bestimmtes Ziel.
Wir mußten zum Rad der Zeit! Gott, wie lange war es her, seit ich davon erfahren hatte. Damals war Mandra Korab noch dabeigewesen. Ihn hatte man an das Rad gefesselt und es gedreht, und so war es ihm gelungen, einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Ich hatte zu der Zeit Aibon bereits kennengelernt. Es war meine erste intensive Reise in dieses Land gewesen, und damals hatte man mir auch zu verstehen gegeben, daß das Rad der Zeit irgendwann für mich wichtig sein würde. Es würde so etwas wie ein Schicksal sein, aber in den vergangenen Jahren hatte ich daran nicht mehr gedacht, denn immer wieder hatte ich mich um andere Fälle kümmern müssen. Das Rad der Zeit war in den Hintergrund gedrängt worden.
Der Rote Ryan schaute mich leicht lächelnd an, weil er sah, wie überrascht ich war und auch Mühe hatte, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Nun, John?«
Ich strich über mein Gesicht, dessen Haut durch die Rötung warm geworden war. »Du hast dich nicht geirrt?« fragte ich ihn.
»Nein, das habe ich nicht. Ich sehe es als die einzige Chance an, die Schatten zu zerstören.«
»Weshalb?«
»Wie willst du es sonst schaffen? Mit einer Kugel? Nein. Mit deinem Kreuz? Auch nicht.«
»Das stimmt. Aber wie kann das Rad der Zeit sie denn indirekt zerstören?«
»Sie müssen in einer anderen Zeit bleiben. Fern von hier - in der Vergangenheit.«
»Und ich?«
»Du nicht.«
»Das klappt, meinst du?«
»Ja, ich hoffe es. Du kennst die Funktion des Rads, wenn du an ihm festgebunden bist. Dreht sich das Rad nach rechts, wird dir ein Blick in die Zukunft gestattet. Dreht es sich nach links, öffnet sich dir die Vergangenheit. So simpel ist das.«
»Ja, der Blick, aber nicht das
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