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0961 - Der verrückte Orbiter

Titel: 0961 - Der verrückte Orbiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bestand zwischen der Verteilerhalle und dem Telekontrollsystem eine Kommunikationsverbindung, so daß sie alles gehört hatte. Aber sie mußte nur einseitig geschaltet sein, sonst hätte er ebenfalls hören müssen, was sie gesagt hatte.
    Er suchte und fand die entsprechende Schaltung, aktivierte sie und hörte Olkyra rufen: „... bewiesen, daß du mich gar nicht als deine Meisterin anerkennst, Anson! Du bist kein treuer Diener, sondern ein Verräter!"
    „Du mißverstehst mich, Herrin!" rief Anson Argyris. „Wie du weißt, bin ich aus einem fernen Teil der Anlage zu dir gekommen. Bei uns, die wir dort leben, herrschen teilweise andere Sitten als hier. So bedeutet es beispielsweise den Ausdruck göttlicher Verehrung, wenn wir eine Frau Idiotin nennen. Ich weiß, daß man hier etwas anderes darunter versteht, aber in der Aufregung vergaß ich es, Idiotin. Da hörst du, ich bin immer noch aufgeregt!" Das stimmte allerdings nicht. Die erneute Nennung des Wortes Idiotin sollte O1kyra nur beweisen, daß Ansons Argument zutreffend war.
    „Aber ich bin doch keine Göttin, sondern die Meisterin", sagte Olkyra geschmeichelt und besänftigt.
    „Eine Meisterin, die es verdient, göttliche Verehrung zu genießen!" rief Argyris pathetisch. „Deshalb verstehe ich auch nicht, warum der Knitter dir nicht aufs Wort gehorcht. Auf die Knie, Knitter!"
    Aber der Knitter glotzte nur verständnislos im Kreis herum und gab ein paar Grunzlaute von sich. Sehr weit schien es mit seiner Intelligenz doch nicht her zu sein.
    Das erleichterte dem Vario-Roboter einen Entschluß, den er zwar schon zuvor als notwendig erkannt hatte, dessen Ausführung aber bisher an gewissen Skrupeln gescheitert war.
    „Herrin, wenn der Knitter dir nicht gehorcht, dann entledige dich seiner! Du brauchst ihn ja nicht zu töten. Es genügt, wenn du ihn in einen Raum sperrst, der in absehbarer Zeit nicht benutzt wird oder der niemals von Orbitern oder Robotern betreten wird."
    „Würde er dort nicht verschmachten, Anson?"
    „Gib ihm Konzentrate und Wasser mit", erwiderte Anson Argyris. „Ab und zu werden wir ihn eben versorgen müssen - es sei denn, du findest einen geeigneten Raum, der an das Fernversorgungssystem angeschlossen ist."
    „An das Fernversorgungssystem ...?" fragte Olkyra gedehnt. Es war offenkundig, daß sie nicht wußte, was ein Fernversorgungssystem war. Anson Argyris hatte bisher auch nur drei Räume entdeckt, die an ein Fernversorgungssystem angeschlossen waren. Anscheinend wurden die Orbiter auf konventionelle Weise, nämlich durch regelmäßige Transporte von Speisen und Getränken, versorgt - und nur ausnahmsweise mittels Fernversorgungssystemen.
    Aber Olkyra lebte in dem Wahn, die Meisterin der Anlage zu sein und als solche konnte es einfach nichts geben, worüber sie nicht Bescheid wußte, deshalb sagte sie nach einiger Zeit: „Ach, ja, an das Fernversorgungssystem! Ich werde sehen, daß ich den Knitter in so einem Raum unterbringen kann. Da er mir ständig folgt, wird es keine Schwierigkeiten geben, ihn in ein Gefängnis zu lokken."
    Anson Argyris stöhnte im Geist.
    Die Verrückte mußte natürlich ihre Absicht ausplaudern, und wenn der Knitter nicht schon vorher mitbekommen hatte, daß er abgeschoben werden sollte, dann mußte er das zweifellos Olkyras letzten Worten entnommen haben - falls er Interkosmo verstand, wofür es Anhaltspunkte gab.
    „Natürlich nicht", erwiderte er. „Und paß ja auf, daß ihr keinen Orbitern oder Robotern in die Arme lauft!"
    „Eigentlich müßten die Roboter mir ja gehorchen", meinte Olkyra.
    „Wenn sie nicht von den Rebellen manipuliert werden", erklärte der Vario-Roboter. „Und bleib nicht zu lange weg, ja?"
    „Ich werde mich beeilen, Anson und versuche nicht, mich, die Meisterin der Anlage, zu bevormunden!"
    Sie drehte sich um und eilte in einen der Transportbandkorridore. Der Knitter grunzte triumphierend, dann hastete er ihr in seinem typischen tappenden Gang nach.
     
    7.
     
    Wieder einmal hatte Anson Argyris das Gefühl, beobachtet zu werden. Dabei war er vollkommen allein in dem großen Raum, wenn man von dem Computer absah, dessen Kontrollwand eine ganze Wand des Raumes einnahm. Allerdings war der Computer desaktiviert, so daß er niemanden mit seinen Teleaugen beobachten konnte.
    Nachdem Olkyra und der Knitter den Beobachtungsbereich des Telekontrollsystems verlassen hatten, war der Vario-Roboter aufgebrochen, um durch die Klimaschächte der Anlage zu schweben und den Raum mit dem

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