0962 - Allianz gegen den Wahnsinn
Überwachungskamera an, die den Vorplatz mit dem Brunnen zeigte. Zamorra war nicht verwundert, als er den ungebetenen Besucher erkannte. Es war Starless - oder Bibleblack, wie er in früheren Jahrhunderten auf der Erde genannt worden war. Die M-Abwehr, weißmagische Kuppel zur Vertreibung von Schwarzblütern, stellte für diesen ganz speziellen Vampir kein Hindernis dar.
Starless war eine Mischung aus Mensch und Vampir - je nachdem, was gerade vorteilhafter für ihn war, konnte er die eine oder andere Seite seiner Person in den Vordergrund stellen. Er war also durchaus in der Lage, auf den Lieblingssaft aller Vampire verzichten zu können, wenn ihm der Zugang dazu einmal nicht möglich war. Dann ernährte er sich ganz normal, wie es die Menschen auch taten. Professor Zamorra hatte die Geschichte von Starless mehr oder weniger unfreiwillig in Erfahrung gebracht, als er gemeinsam mit ihm Gefangener des Alphas gewesen war, der einen Anschlag auf Tan Morano verübt hatte.
Es war eine durch und durch tragische Geschichte, die vieles von dem, was Starless getan hatte zumindest erklärte. Das bedeutete aber nicht, dass Zamorra in ihm einen zweiten Dalius Laertes sah - bei Weitem nicht. Starless stand ganz ruhig da. Er war wohl davon überzeugt, dass der Professor ihn längst entdeckt hatte.
Gemeinsam mit dem Alpha verließ Zamorra das Gebäude. Starless in seinen Arbeitsbereich zu lassen, widerstrebte dem Parapsychologen dann doch zu sehr. Es war ein merkwürdiges Treffen, denn hier standen sich drei Männer gegenüber, die einander am liebsten sofort angegriffen hätten.
Doch der Wahnsinn eines vierten brachte sie zusammen.
***
Starless hatte sich angehört, was der Alpha und Zamorra zu sagen hatten.
»Auch ich sehe nur die Chance, Morano zu stoppen, wenn wir ihn mit Ted Ewigk konfrontieren.« Der Vampir schüttelte den Kopf. »Aber wenn der nun verschwunden ist, dann habe ich keine Hoffnung mehr.«
Zamorra blickte Starless skeptisch an.
»Wie kommt es, dass du diesen Sinneswandel durchgemacht hast? Schließlich warst du es, der Ewigk den Dhyarra gestohlen hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir trauen soll.«
Starless war nicht überrascht.
»Ganz gleich, was ihr hier von mir haltet, aber wenn Morano der Angst Türen und Tore öffnet, dann ist der Tag nicht mehr fern, an dem es keine Welt mehr gibt, auf der ich leben könnte. Mir gefällt diese Konstellation hier auch nicht, das dürft ihr mir glauben. Aber haben wir eine andere Wahl?«
Weder der Professor noch der Alpha antworteten ihm. Schließlich war es Zamorra, der eine Entscheidung traf.
»Gut, dann soll es eben so sein. Wir müssen zusammenarbeiten. Also lasst uns eine Allianz gegen den Wahnsinn gründen. Ich schlage vor, wir gehen folgendermaßen vor. Starless und Berr versuchen vor Ort das Schlimmste zu verhindern - wie auch immer. Ihr müsst improvisieren. Vielleicht schafft ihr es, den Angriff auf die Angst zu unterbinden oder ihn wenigstens zu verzögern. Ich werde mein Möglichstes tun, um Ted Ewigk zu finden. Ich habe da eine vage Idee, doch die kann sich auch als Niete erweisen.«
Starless war zögerlich.
»Wäre es nicht besser, wenn ich dich begleiten würde? Ich kann dich nahezu überall hinbringen, und das ohne Zeitverlust.«
Zamorra lächelte.
»Nein, der Ort, den ich aufsuchen werde, ist für dich nicht zu erreichen. Das ist auch bei anderen der Fall, die den Sprung beherrschen. Dieser Ort existiert auf keiner Sternenkarte, hat keine Koordinaten. Ich selbst weiß nicht, wie das möglich ist, aber man muss es akzeptieren.«
»Was willst du tun, wenn du Ted Ewigk findest?« Lohan Berr hatte sich bislang eher still verhalten.
Professor Zamorra blickte den Alpha lange an.
»Wenn er dazu geistig und körperlich in der Lage sein sollte, dann werde ich ihn bitten, unserer Allianz beizutreten - doch bis zum Angriff der DYNASTIE-Flotte sind es nur noch wenige Tage, wie du mir berichtet hast. Ich fürchte, ich würde mit Ted zu spät kommen. Es liegt also bei euch, die Katastrophe am Rand der Galaxie zu verhindern oder sie zumindest so klein wie möglich zu halten.«
Der Alpha nickte. Zamorra hatte recht - die Katastrophe war nicht mehr abzuwenden, allenfalls milder zu gestalten. Wenn der Parapsychologe Ted Ewigk tatsächlich finden konnte, war ja vielleicht noch nicht alles verloren, denn jedem der drei Männer war klar, das Morano selbst nach einer verheerenden Niederlage seinen Größenwahn nicht einfach so ablegen würde.
Zwei
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