0962 - Allianz gegen den Wahnsinn
Stunden später waren der Alpha und Starless gegangen.
Zamorra begab sich in das noch größtenteils unerforschte Labyrinth unter dem Château. In einem der Räume blühten unter einer freischwebenden Mini-Sonne die Regenbogenblumen, mit denen es Zamorra möglich war, ohne jeden Zeitverlust große Entfernungen zu überbrücken. Sein Ziel war klar - das Anwesen von Robert Tendyke in den USA. Von dort aus war es kein großes Problem, eine sehr kleine Stadt am Rande der Grenze zu Mexiko zu erreichen.
Er freute sich darauf, Vinca von Parom wieder einmal zu sehen - und er hoffte sehr, dass auch dessen Frau Lakir anwesend war. Sie war der eigentliche Grund für Zamorras Besuch - mit ihr musste er sprechen.
Als Zamorra zwischen die Regenbogenblumen trat, da fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren.
In seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher. Hatte er mit seiner Vermutung über Ted Ewigks Aufenthaltsort recht? Wenn ja, wie wollte er diesen Ort erreichen?
Eine Frage war es, die Zamorra ganz besonders umtrieb: Selbst wenn Ted wieder ganz der Alte wäre, hätte er dann überhaupt eine Chance, sich gegen Morano zu behaupten?
Der Professor hatte da so seine Zweifel…
***
Tan Morano betrat die Zentrale der DYNASTIE , des Flaggschiffes der gesamten Ewigen-Flotte.
Er kam nicht allein. Links und rechts hinter ihm folgten zwei Vampire aus seiner Leibgarde, die sich nicht alleine auf ihre Kräfte verließen, sondern bis an ihre langen Zähne bewaffnet waren. Sie trugen E-Blaster, Maschinenpistolen und lange Dolche, die man schon beinahe als Kurzschwerter hätte bezeichnen können. Es war natürlich das gute Recht des ERHABENEN, sich von Angehörigen seiner Leibgarde begleiten zu lassen, doch Morano sah das in diesem Fall ganz pragmatisch und kühl:
Er machte sich nichts vor - wenn er sich unter Ewigen aufhielt, war seine Existenz bedroht. Natürlich war er ihnen allen weit überlegen, denn der Machtkristall, der unter der Haut an seinem Halsansatz pulsierte, machte ihn praktisch unbesiegbar.
Unbesiegbar, aber nicht unsterblich!
Der Einsatz gegen die Angst würde seine ganze Aufmerksamkeit erfordern, also konnte Morano seine Augen nicht überall haben. Er traute den Ewigen durchaus zu, ihn in einem unkonzentrierten Moment mit voller Härte zu attackieren.
Das hatte Morano sich ganz anders vorgestellt, als er die Macht in der DYNASTIE DER EWIGEN übernommen hatte. Natürlich war man ihm gegenüber skeptisch und voreingenommen begegnet - ein Vampir an der Spitze der DYNASTIE war für sie eine absolut undenkbare Konstellation. Doch der Machtkristall zwang sie dazu, die Sache so hinzunehmen. Tan hatte gehofft, dieser offen dargestellte Hass, der ihm entgegenschlug, würde sich legen. Er hatte sich geirrt.
Die Ewigen waren ein durch und durch stolzes Volk. Ihre Population war nicht besonders groß, daher hielten sie sich bei Kampfeinsätzen dezent im Hintergrund; die eigentliche Drecksarbeit überließen sie dabei gerne ihren Cyborgs, den sogenannten Men in Black , die von einem Dhyarra-Splitter in ihren Köpfen gelenkt wurden. Sie waren gnadenlose Kämpfer, auf die sich die Ewigen immer verlassen konnten. Daher befanden sich auch an Bord der riesigen Schlachtschiffe meist nur wenige Ewige. Gerade einmal so viele, um die wichtigsten Positionen mit ihnen besetzen zu können.
Wenn es nach Morano gegangen wäre, hätte er auch auf die gerne verzichtet. Er traute den Ewigen zu, selbst ein ganzes Schlachtschiff zu opfern, nur um ihren ungeliebten Herrscher los zu werden. Also hatte er sich nicht nur mit diesen beiden Vampirwachen begnügt - auch am Antrieb der DYNASTIE waren seine Leute postiert, ebenso an weiteren strategisch wichtigen Orten.
Kurz bevor er die DYNASTIE betreten hatte, waren auf sein Geheiß hin alle Men in Black an Bord ausgetauscht worden - so ein Cyborg ließ sich nur zu leicht zum Attentäter machen.
Und das alles, obwohl er den Angriff gegen die Angst ausgerufen hatte, um einen im Hintergrund lauernden Feind ein für alle Mal in seine Schranken zu weisen. Die Ewigen hätten ihm dankbar für seine Initiative sein müssen, doch das exakte Gegenteil war der Fall.
Morano setzte sich in den Formsessel der Kommandanten, den, wenn der ERHABENE nicht an Bord war, ein Alpha besetzt hielt. Tan beugte sich ein wenig nach vorne, denn die Membrane, über die seine Stimme an die mehr als 300 Schiffe zählenden Flotte übertragen wurde, erschien ihm zu weit entfernt. Selbstverständlich hatte Morano nicht alle
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