0962 - Wächter der goldenen Stadt
Male bestimmt hatte.
Da die Schwerkraft eines Planeten aber kein konstanter Wert ist, sondern sich im Lauf der Zeit - wenn auch unmerklich für menschliche Sinnesorgane - verändert, war ihre Feinmessung ein Mittel, um Zeitversetzung zu erkennen.
Anson Argyris entschloß sich, unter größter Vorsicht die Treppe zu benutzen. Ihm blieb allerdings gar nichts anderes übrig, wenn er nicht auf der Stelle treten wollte.
„Ihr bleibt wieder dicht hinter mir!" wies er die drei Knitter-Orbiter an.
Danach schwebte er unter dem Torbogen hindurch und über die Steinstufen der Treppe tiefer ins Innere von Martappon hinein ...
*
Er bemerkte seinen Fehler erst, als es bereits zu spät war.
Machdem er und die Knitter-Orbiter über die Steintreppe ungefähr zweihundert Meter tiefer gekommen waren, verformte sich die Treppe plötzlich und bildete innerhalb weniger Sekunden eine würfelförmige Kammer aus metallischen Wänden, in der die Eindringlinge sich gefangen sahen.
Die Knitter-Orbiter drängten sich entsetzt dicht an den eiförmigen Vario-Roboter. Die vermeintliche Zauberei ging über ihren Verstand.
Für Anson Argyris war die Verwandlung der Treppe allerdings nur ein aufwendiger technischer Trick.
Mit ähnlichen Tricks arbeiteten die automatischen Fallensysteme in der Unterwelt von Olymp. Deshalb begriff er auch schnell, daß die Kammer für ihn und die drei Knitter-Orbiter die Endstation bedeutete, wenn ihm nicht bald ein rettender Ausweg einfiel.
Er erkannte auch seinen Fehler, der darin bestanden hatte, die Mauern des Gewölbes als solche zu akzeptieren, anstatt seinen Weg in der ermittelten Richtung weiter zu verfolgen. Die Tatsache, daß er von dort aus keine anderen Bestandteile der Anlage von Martappon geortet hatte sowie die Versuche, doch noch etwas anderes zu orten und die damit verbundenen zahllosen Uberlegungen hatten die Kapazität des Bioponblocks zwischen seinen beiden Gehirnkomponenten überfordert und die Abrufbereitschaft der Erinnerung an den „Wegweiser" vorübergehend blokkiert.
Dadurch war er dem scheinbar einzigen gangbaren Weg gefolgt und prompt in eine Todesfalle geraten.
Daß die Stahlkammer eine tödliche Falle war, ließ sich daran erkennen, daß ihre Wände sehr langsam, aber stetig weiter zusammenrückten. Und es gab keine Möglichkeit, sie aufzubrechen, obwohl sie „nur" aus Materieprojektionen bestehen konnten. Die materielle Projektion erwies sich als ebenso stabil wie normal erzeugtes Ynkenit - und ihre Dichte betrug vier Meter, so daß es aussichtslos war, sie mit den vorhandenen, relativ schwac hen Energiewaffen aufzubrechen.
Der Vario-Roboter aktivierte seinen Impulskodetaster. Die Kombination von lichtschnellen und überlichtschnellen Impulsen wurde von der positronischen Gehirnkomponente gesteuert und unablässig moduliert, während sie mit rasender Geschwindigkeit die projizierten Molekülverbindungen der Stahlkammer erforschten, um eine eventuelle kodierte Programmierung zu entdecken, den Kode zu knacken und die Programmierung dahingehend zu verändern, daß die Wände nicht weiter zusammenrückten, sondern möglichst eine Lücke bildeten.
Die Wände waren immerhin noch vier Meter von Argyris und den Knitter-Orbitern entfernt, als er diese Arbeit abgeschlossen hatte. Allerdings war das Ergebnis negativ. Es gab keine kodierte Programmierung.
Die drei Knitter-Orbiter waren inzwischen vor Todesfurcht wie gelähmt. Sie drängten sich zitternd an das Robotei. Zwei von ihnen hatten die Augen geschlossen, um das Verhängnis nicht näher kommen zu sehen.
Anson Argyris nahm sich vor, seine Begleiter mit Schlägen seiner Armtentakel zu betäuben, sobald die Wände so dicht herangerückt waren, daß das Ende unmittelbar bevorstand. Dadurch würden sie wenigstens nicht leiden müssen, denn die ihnen zugedachte Todesart war eine der grauenhaftesten, die es gab.
Und während die Wände näher und näher rückten, tastete der Vario-Roboter die Molekülverbindungen wieder und wieder mit seinem Impulskodetaster ab, nicht, weil es sinnvoll war, sondern weil es das einzige war, was er überhaupt noch tun konnte.
7.
Seit undenklichen Zeiten wartete er innerhalb des Goldenen Labyrinths und wachte über das Tor und die Maschinen, aus denen das Labyrinth bestand.
Die Atomuhr in seinem Innern zeigte ihm das Verstreichen der Zeit an. Er hätte sie sich am liebsten aus dem Leibe gerissen, aber das konnte er nicht. So mußte er registrieren, wie Jahrtausend um Jahrtausend
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