0963 - Mission der Flibustier
sollte.
Der Kommandant des Kreuzers handelte jedoch völlig anders. Er verlangte von dem Keilschiff, daß es binnen fünf Minuten aus dem Solsystem verschwinden solIte.
„Das gibt Ärger", murmelte Rimini el Berida. Sie sollte recht behalten. Das Keilschiff, eine 400-Meter-Einheit, reagierte zunächst nicht auf die offene Drohung.
Als der Kreuzer aber urplötzlich das Feuer eröffnete, geschah etwas Unfaßbares. In der V-409 spielten alle Instrumente verrückt. Die Anzeigen fielen entweder gänzlich aus, oder sie zeigten völlig unsinnige Werte. Die Bildschirme erloschen oder zeigten wirre Muster.
„Wir sind irgendwie in den Wirkungsbereich der Waffen des Keilschiffs gelangt", rief Vierhuz in Panik.
Die Handsteuerung versagte ebenso, wie alle anderen Systeme. Die einzige Beobachtungsmöglichkeit, die noch fehlerfrei funktio-. nierte, war die optische Sicht durch die Panzerglaskuppel.
Was die beiden dort sahen, ließ ihnen den Atem stocken. Der LFTKreuzer vollführte einen regelrechten Eiertanz. Seine Steuerdüsen feuerten völlig unregelmäßig und verliehen dem Schiff eine Schlingerbewegung, die es direkt in die dichteren Regionen des Asteroidengürtels zu treiben drohte.
„Die sind voll- von dem getroffen worden", rief Vierhuz, „was bei uns nur ein bißchen Unordnung verursacht hat." Langsam gewann er wieder Gewalt über die V-409, denn die Steuerbefehle wurden von den Automatiken wieder zunehmend präzis umgesetzt.
Der Kreuzer jedoch trudelte hilflos davon. Das Keilschiff kümmerte sich nicht weiter um ihn und nahm auch von der viel kleineren V-409 keine Notiz.
Aus den Funkempfängern prasselten unverständliche Laute. Nur einmal vermeinte Vierhuz das Wort „Hilfe" zu verstehen. Er schloß daraus, daß es sich bei dem Gewirr an Impulsen um eine verstümmelte Notmeldung des angeschlagenen Kreuzers handeln mußte.
„Wir müssen denen helfen", sagte Rimini el Berida. „Auch wenn wir uns dadurch bloßstellen."
„Im Prinzip hast du recht." Odgen Vierhuz hatte noch immer Probleme mit der Steuerung. „Aber wie?
Unser Traktorstrahl ist viel zu schwach für den Riesenpott."
„Und die Menschen?" bohrte die Frau weiter.
„So ein Kreuzer hat bis zu 400 Mann Besatzung. Wo sollen wir die unterbringen? Die V-409 ist viel- zu klein."
Rimini el Berida spürte die Ablehnung ihres Gefährten, der Besatzung des LFT-Schiffes wirklich zu helfen.
„Ich klaue zwar herumfliegende Raumschiffe", sagte sie bissig, „aber ich lasse keine Menschen umkommen."
Schweigend und ohne zu widersprechen, beobachtete Odgen Vierhuz, wie die Frau auf die LFT-Welle ging und Hilfe für das angeschlagene Schiff anforderte. Sie gab die genauen Positionsdaten durch, erwähnte aber nicht ihren Namen oder den der V-409.
„So", sagte sie dann, „jetzt darfst du die Flucht ergreifen. Aber beeile dich. Die terranischen Rettungskreuzer sind keine Schlafmützen."
*
Schon vor Erreichen des Endes des Parks hörte man Stimmen. Dr. Coburn deutete mit der Hand in die Richtung, in die sie der Weg führte.
„Ein Diskussionsplatz", sagte er leichthin. „Ich bin oft hier. Sie werden sehen, wie sich Menschen über normale Probleme unterhalten und wie sie sich durch Diskussionen und Gedankenaustausch gegenseitig positiv beeinflussen. Natürlich gibt es immer ein paar Quertreiber, aber das ändert nichts daran, daß der friedliche Gedankenaustausch immer noch das beste Mittel zur Verständigung ist."
„Besser als rauben und stehlen?" wollte Axe wissen.
„Natürlich." Coburn wirkte jovial, denn er wollte, daß seine Schützlinge den Anschlag der Assistentin rasch vergaßen. „Sie können sich ganz ungezwungen einreihen und auch Fragen stellen oder ihre Meinung äußern."
„Welche Themen werden denn da diskutiert?" Markon Treffner machte in den Augen Coburns die besten Fortschritte.
„Das ist sehr unterschiedlich. Meistens handelt es sich um Themen aus dem Wiederaufbau Terras. Sie dürfen nicht vergessen, daß die Herrschaft der Laren und Überschweren und der lange Weg der Erde durch das halbe Weltall viel zerstört hat. Die neue Menschheit betrachtet es als ihr vordringlichstes Ziel, wieder ein festes Gefüge aufzubauen."
Als die Bäume den Blick freigaben, sahen die Flibustier eine große Lichtung. Jenseits der Grünfläche standen die Hochhäuser einer Wohnsiedlung des Stadtrands von Terrania City.
Auf der Lichtung gab es zwei Gruppen von Menschen. Inmitten beider Gruppen ragten einfache Gestelle auf, die aus rohem Holz
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