0963 - Mission der Flibustier
klar. Die Gelassenheit, die sie an den Tag legten, wirkte irgendwie gekünstelt.
Bojana bedauerte, daß sie diese Feststellungen erst gemacht hatte, als die Flibustier an Bord der ATLANTIS waren. Dr. Coburn hätte ihr sicher eine brauchbare Erklärung für dieses Verhalten geben können.
Jetzt war es dafür zu spät, denn für die ATLANTIS herrschte, wie für alle Suchschiffe, absolutes Funkverbot. Die Aktion sollte den Orbitern nicht bekannt werden.
Noch während die Kommandantin überlegte, ob sie einen der Flibustier wegen ihrer Vermutungen zur Rede stellen sollte, wurde sie in die Kommandozentrale gerufen. Das Schiff hatte den Rand des Zentrumskerns erreicht.
Jetzt begann eine Aufgabe für die Besatzung, die ein Höchstmaß an Konzentration und Aufmerksamkeit verlangte.
Kayna Schatten und Pearl Simudden schlossen sich ihr wortlos an.
Die ATLANTIS drang äußerst behutsam in das Gebiet ein. Nur ganz kurze Linearetappen waren jetzt noch möglich, da die zu bewältigenden Strecken jeweils vorher genau auf ortungstechnischer Basis sondiert werden mußten.
Die Schutzschirme waren mit 80 Prozent der verfügbaren Leistung ausgefahren. Aus den Funkempfängern kam längst kein statisches Rauschen mehr. Eine ununterbrochene Folge von prasselnden und zischenden Tönen deutete an, daß das hyperenergetische Wellenkonzert begonnen hatte.
Nach vorsichtiger Durchquerung einer Staubwolke spiegelte sich auf den Sichtschirmen das phantastische Bild des Zentrumskerns der Milchstraße wider. Das Licht von Abertausenden Sonnen erstrahlte heller als das Licht der Sonne auf der Erde.
Die ATLANTIS legte einen Halt ein. Die Orter begannen zu spielen, um die V1S-Ballung in dem Getümmel von Sternen aller Typen ausfindig zu machen.
„Die Koordinaten NATHANS sind einige hundert Jahre alt", sagte ein Mann des Ortungspersonals zu Bojana Czugalla. „In der Zwischenzeit kann sich viel verändert haben. Gerade hier in der Nähe des Zentrums der Milchstraße kommt es ständig zu Neugeburten von Sternen."
„Wir haben eine leistungsfähige Positronik an Bord", entgegnete Bojana kühl.
„Die bereits erste Mängel aufweist", meldete ein Techniker. „Die hyperenergetischen Störstrahlungen durchdringen teilweise die Schutzschirme und sorgen-für Störungen in der Positronik."
Pearl „Panika" Simudden verfolgte aufmerksam die Ergebnisse der Ortung. Dann trat er zu Bojana Czugalla.
„Wir müssen eine ruhigere Zone finden", meinte er. „Hier ist eine vernünftige Orientierung nicht möglich."
Er deutete auf das Bild der Ortungsanlage.
„Dort, in nur knapp einem Lichtjahr Entfernung steht eine einzelne Sonne. Sie strahlt fast gar nicht und macht einen harmlosen Eindruck. In ihrer Nähe dürfte die Störstrahlung geringer sein."
Die Kommandantin gab die entsprechenden Anweisungen an den Piloten, und die ATLANTIS nahm erneut Fahrt auf. Zwei Kurzetappen brachten sie in die Nähe der von Simudden bezeichneten Sonne.
„Sie hat einen dunklen Begleiter", meldete die Ortung. „Den haben wir zuvor nicht bemerken können.
Zwei Sterne in unmittelbarer Nähe können auch von Ubel sein."
„Unser Ziel ist die VLS-Ballung", sagte Bojana. „Vorrang hat die Bestimmung der Flugdaten dorthin."
Die Besatzung arbeitete konzentriert weiter. Aber in dem Lichtermeer der Sterne konnte das Ziel noch nicht ausgemacht werden. Zwar waren in dieser Region die Störeinflüsse sehr viel geringer, die Positronik erbrachte beim mehrfachen Durchrechnen einer Aufgabe jedoch immer wieder unterschiedliche Ergebnisse. Das deutete klar darauf hin, daß hyperenergetische Streustrahlungen in sie eindrangen.
„Schutzschirme auf l00 Prozent", befahl Bojana.
Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, daß die Positronik die neuen Flugkoordinaten nun fehlerfrei berechnen konnte.
Die ATLANTIS beschleunigte mit niedrigen Werten, stets darauf bedacht, auf plötzlich auftretende energetische Störfelder rasch zu reagieren. Ihr Kurs führte sie in sanftem Winkel aus der Ebene heraus, die von den Bahnen der Einzelsonne und ihrem dunklen Begleiter gebildet wurde.
„Zunahme der Ionenströme", meldete die Ortung.
„Anstieg von hyperenergetischen Streufeldern", kam es schon Sekunden später.
„Die Dunkelsonne strahlt wie verrückt", rief Simudden aufgeregt. „Wir müssen schnellstens hier weg, sonst brechen die Schutzschirme zusammen."
Bojana Czugalla reagierte mit der Sicherheit einer gut ausgebildeten terranischen Raumschiffkommandantin.
„Linearetappe ist
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