0964 - Blutfehde
erneut Gillingham vernehmen.
»Entwaffne sie, Alicia«, befahl er der schlanken Werwölfin, die sie aufs Dach geführt hatte. Diese ließ sich das nicht zweimal sagen. Hüftschwingend setzte sie sich in Bewegung und kam auf die beiden Dämonenjäger zu.
Zamorra leckte sich über die Lippen. Hielt Gillingham sie für blöd? Er musste doch wissen, dass sie sich auf keinen Fall die Waffen abnehmen lassen würden.
Er nickte Nicole knapp und nahezu zeitgleich hoben sie ihre Blaster.
»Keinen Schritt weiter«, befahl der Parapsychologe. In der Tat erstarrte die Werwölfin in der Bewegung. Mit einem Mal schien die Luft zu knistern. Die Situation war höchst explosiv. Nur ein winziger Funke würde genügen, die Situation eskalieren zu lassen.
Gillinghams Lächeln war wie fortgewischt. Sein Tonfall wurde hart. »Worauf wartest du?«, fragte er die Alicia genannte Wölfin. »Zeig mir, was du kannst!«
Die Werwölfin nahm eine leicht gebückte Haltung an und knurrte aggressiv. Auch die übrigen Monster gingen jetzt in Angriffsposition.
»Gleich geht's rund«, murmelte Zamorra leise.
Er sollte recht behalten. Nur einen Moment später stürzte ihnen Alicia mit ausgestreckten Armen entgegen. Die Werwölfin fletschte die Zähne und stieß ein wütendes Heulen aus. Zamorra blieb keine andere Wahl. Er zog den Abzug durch. Der Energiestrahl aus seinem Blaster traf sie mitten ins Herz. Übergangslos begann ihr Körper zu brennen. Als sie diesmal aufheulte, war die Wut aus ihrer Stimme verschwunden. Nur Schmerzen sprachen daraus. Ihr Schreien wurde immer schriller, dann verstummte die Werwölfin, sackte auf die Knie und kippte leblos vornüber.
Der Tod ihrer Kameradin schien für die übrigen Monster das Signal zum Losschlagen gewesen zu sein. Weitere Werwölfe erschienen auf der Bildfläche. Die Hölle brach los!
»Wir müssen rauf zu dem Mädchen«, knurrte Zamorra.
Nicole und er standen Rücken an Rücken und versuchten, sich die Bestien wild um sich feuernd vom Leib zu halten. Sie wussten, sie durften die Monster nicht zu dicht an sich heranlassen - auch wenn sie weniger Angst wegen des Werwolfkeims haben mussten, dennoch war ein Hieb mit den Krallen eines Werwolfs alles andere als angenehm.
Gillingham beobachtete mit verschränkten Armen, wie sich die Dämonenjäger ihrer Haut erwehrten. Seine Miene ließ keinen Aufschluss darüber zu, was er gerade dachte. In seine Augen war allerdings ein irres Glitzern getreten, das nichts Gutes verhieß.
Schließlich verwandelte er sich. Sein untersetzter Körper wuchs in die Höhe. Stahlgraues Haar begann seinen Körper zu überwuchern. Das Gesicht verformte sich, wurde länglicher, bis es einer Wolfsschnauze ähnelte. Gleichzeitig veränderten sich auch die Hände, die nun an todbringende Klauen erinnerten.
John Gillingham heulte seine Wut in den blutroten Himmel hinaus.
Abrupt wandte er sich vom Schlachtfeld ab und schritt ohne Hast hinüber zu dem gefesselten Mädchen. Brutal griff er ihr in den feuerroten Haarschopf und zog ihren Kopf hoch.
»Wach auf«, knurrte er. »Ich möchte, dass du wach bist, wenn ich dich zerfleische!«
Valerie LaGranges Augenlider flatterten. Nur mühsam schien sie wieder zu Bewusstsein zu kommen, doch schließlich klärte sich ihr Blick. Grauenerfüllt blickte sie den Werwolf an. Sie schien zu ahnen, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.
Zamorra bekam dies nur am Rande mit. Zu sehr war er damit beschäftigt, sich die angriffslustigen Monster vom Leib zu halten.
»Das schaffen wir nicht rechtzeitig«, stellte Nicole fest und nickte mit dem Kopf in Richtung Gillingham.
»Wir müssen «, presste Zamorra hervor. »Denk an Shado! Los, gib mir Deckung!«
Während Nicole weiter feuerte, brach der Parapsychologe mutig durch die Reihen der Angreifer und bahnte sich seinen Weg zu Gillingham. Er schaffte es tatsächlich, doch bevor er hinauf zu dem wütenden Werwolf klettern konnte, ließ ihn ein schauriges Heulen innehalten.
Gillinghams Kopf ruckte herum. Instinktiv ließ er die die Haare des Mädchens los, dessen Kopf sofort wieder zurück auf die Brust sackte. Auch Zamorra sah sich um. Er spürte, das Heulen war nicht von einem der Werwölfe ausgestoßen worden.
Der LaGrange-Junge!
Tatsächlich, auf einem nahen Vordach konnte er die zusammengekauerte Gestalt von Paul LaGrange erkennen. Er hatte seine Dingo-Gestalt angenommen und war an seinem rostroten Fell schon von Weitem zu erkennen. In der Klaue hielt er einen mysteriösen blutroten
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