0964 - Blutfehde
einer Hinweistafel stehen, die ihm eine grobe Orientierungsmöglichkeit gab, wo genau sie sich befanden. Mit ausgestrecktem Finger deutete Zamorra auf den Lageplan.
»Da geht's zum Penthouse«, erklärte er mit fester Stimme. »Schauen wir doch mal nach, ob Monsieur Gillingham Zuhause ist!«
Sprach's und setzte sich übergangslos in Bewegung. Die Privaträume des Werwolfs befanden sich in östlicher Richtung. Bereits nach wenigen Minuten erreichten die beiden Dämonenjäger ihr Ziel.
Eine große Sicherheitstür markierte den Zugang zu Gillinghams Domizil. Auch diese stand allerdings sperrangelweit offen.
»Entweder sind wir nicht die ersten Gäste«, murmelte Zamorra, »oder das soll eine Art Einladung sein!«
Er war sich nicht sicher, welcher Gedanke ihm besser gefiel.
»Ganz schön feudal«, ließ sich Nicole vernehmen. Interessiert inspizierte sie die einzelnen Wohnräume. Das Penthouse war luxuriös ausgestattet. Allerdings deutete nichts darauf hin, dass es sich bei dem Besitzer um eine Kreatur der Finsternis handelte. Offenbar legte Gillingham viel Wert auf seine menschliche Fassade.
»Vorsicht!«
Zamorras Stimme riss die Französin aus ihren Überlegungen. Im gleichen Moment nahm auch sie das angriffslustige Knurren wahr.
Mit einem lauten Knall flog die ihnen gegenüberliegende Tür auf und eine Werwölfin baute sich vor ihnen auf.
»Lasst die Waffen fallen«, befahl sie mit funkelnden Augen. »Mein Meister will euch sehen!«
Trotz des Ernstes der Lage zuckten Zamorras Mundwinkel. »So, will er das?«, fragte er. »Das kann er haben. Auf unsere Waffen werden wir allerdings kaum verzichten. Wir sind nämlich nicht lebensmüde!«
Wieder knurrte die Werwölfin. Offenbar schien sie zu überlegen. Sie erkannte wohl, dass sie die Dämonenjäger nicht rechtzeitig erreichen würde, um sie überwältigen zu können. Schließlich nickte sie.
»Kommt mit«, befahl sie, drehte sich um und setzte sich übergangslos in Bewegung.
Zamorra ließ sich nicht anmerken, was er dachte, aber er wusste, nun würde sich bald alles entscheiden.
Die Werwölfin winkte die beiden Dämonenjäger hinter sich her und führte sie durch einen großen Wohnraum, der über einen Zugang zur riesigen Dachterrasse des Gebäudes verfügte. Gemeinsam traten sie ins Freie.
Der Parapsychologe holte tief Luft. Blitzschnell sah er sich um und tauschte dann einen kurzen Seitenblick mit Nicole aus. Ende der Fahnenstange , dachte er. Jetzt geht's aufs Ganze!
***
Paul LaGrange betrachtete den faustgroßen, roten Kristall in seiner Hand einen Moment lang nachdenklich, dann platzierte er ihn mit größter Vorsicht hinter einem kleinen Lüftungsgitter.
Um effektiver arbeiten zu können, hatte der Werdingo wieder seine menschliche Gestalt angekommen. In den letzten zwanzig Minuten hatte er die oberste Etage des Wolkenkratzers eilig durchkämmt und an strategisch günstigen Stellen Kristalle deponiert.
Die Wirkung der Bomben, so hatte ihm sein Vater erklärt, war verheerend. Sie wurden durch einen magischen Befehl scharf gemacht. Die Programmierung der Steine erfolgte ausschließlich auf geistigem Weg. Auch die Zündung wurde so eingeleitet.
Paul lächelte ohne jede Heiterkeit. Durch die Zerstörung des riesigen Para-Kristalls vor fünfeinhalb Jahren hatten die Werdingos ihre besonderen Geistesgaben zwar größtenteils eingebüßt, zur Bedienung der Kristallbomben reichte ihr Para-Potenzial jedoch allemal aus.
Pauls Augen funkelten. Er war sich bewusst, dass er völlig auf verlorenem Posten stand. All seine Männer waren aufgerieben worden. Die ganze Mission war der reinste Albtraum. Immer noch hatte der Sohn des Dingo-Patriarchen keinen Schimmer, über wie viele Männer Gillingham eigentlich verfügte, aber ihm war klar, dass er es im offenen Kampf nicht mit ihm aufnehmen konnte. Aus diesem Grund hatte er damit begonnen, das Dachgeschoss zu verminen.
Sobald es hart auf hart kam, würde er einen mentalen Zündungsbefehl erteilen. Die Explosion der ersten Bombe würde innerhalb weniger Minuten eine Kettenreaktion auslösen und alle weiteren Sprengsätze zur Zündung bringen. Auf diese Weise würde er dafür sorgen, dass hier in Kürze kein Stein mehr auf dem anderen stand.
Kurz dachte er an Zamorra und dessen Gefährtin. Würde es ihnen gelingen, Valerie zu befreien? Die beiden Dämonenjäger hatten es den Werwölfen ganz schön gezeigt, das musste man ihnen lassen. Sein Respekt vor dem Franzosen und seiner Partnerin war seitdem gehörig
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