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0964 - Schwingen des Geistes

Titel: 0964 - Schwingen des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unterschiedlichen Zyklen von Tag und Nacht unterworfen waren. Nur zu gewissen Zeiten schienen die Sonnen der vier Nachbarländer gleichzeitig so daß Tassuan von allen auf einmal erhellt wurde und jedes Ding vier Schatten hatte.
    Eine solche Vier-Sonnen-Periode stand kurz bevor, als Maina die Hochebene erreichte.
     
    *
     
    Hier im Zentrunsgebiet der Planetenscheibe von EDEN II war der die Welt umspannende Schutzschirm am hochsten, dennoch war man ihm nirgends sonst so nahe wie in Tassuan abgesehen vom Lande Nirgendwo im äußersten Ring der Randzone.
    Maina befand sich fast auf einer Höhe mit den Sonnen von Kantrov, Dommerjan und Ikarien. Ihre drei Schatten waren so lang, daß sie sich in der Ferne verloren. Die Sonne von Veron war gerade im Aufblenden begriffen und zeigte sich als matt schimmernde Scheibe.
    Vor Maina erstreckte sich ein niedriger Wald aus verkrüppelten Sträuchern und Bäumen. Von Dommerjan blies ein kühler Wind, der sich säuselnd im Gestrüpp verfing.
    Sie war an einigen ärmlichen Behausungen vorbeigekommen, kleinen Häuschen aus Fels, die selten mehr als einem Menschen Platz zum Schlafen boten. Sie waren alle verlassen gewesen, aber seltsamerweise hatte keines dieser primitiven Bauwerke irgendwelche Verfallserscheinungen aufgewiesen. Die Auswirkungen des großen Sprunges waren an ihnen spurlos vorübergegangen, oder aber die Tassuaner hatten ihre Hütten wieder aufgebaut.
    Die Sonne Veron gewann langsam an Intensität, und Maina stellte fest, daß ihr vierter Schatten langsam Gestalt annahm. Sie versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, was sie über das abgeschiedene Bergvolk von Tassuan wußte. Es war nicht viel, denn keiner ihrer Bewußtseine hatte jemals Kontakt zu diesen Konzepten gehabt. Maina wußte nur, daß die Vier-SonnenPeriode für die Tassuan-Konzepte eine besondere Bedeutung hatte und daß sie zu diesem Anlaß ein Ritual abhielten.
    Die sehr weit auseinanderstehenden Steinhütten, die größtenteils nur Einzelpersonen Platz boten, zeigten ihr darÜber hinaus, daß die Tassuaner Einzelgänger sein mußten. Aber wo waren die Bewohner? Hatte die aufgehende Sonne Veron sie aus ihren Hütten gelockt?
    Hier oben herrschte eine erhabene Stille, die vom Säuseln des Windes nicht gestört, sondern eher verstärkt wurde. War der Wind nicht ein Element, das Einsamkeit vermittelte?
    Die Sonne über Veron erstrahlte heller und heller, Mainas vierter Schatten war schon fast so stark wie die drei übrigen.
    Sie verhielt abrupt ihren Schritt, als sie merkte, daß der Wind plötzlich erstarb.
    Vor ihr lag eine felsige Ebene, die etwas höher lag als der verkrüppelte Wald, den sie gerade hinter sich gelassen hatte. Lange Reihen von nicht einmal mannshohen Felsblöcken zogen sich scheinbar endlos über das Plateau. Irgendwie erinnerten sie Maina an die Menhir-Straßen von Carnac, wenngleich diese „Menhire" behauen wirkten und an zusammengekriimmte Gestalten erinnerten.
    Und dann - als Maina das erste dieser Gebilde erreichte - mußte sie erkennen, daß es sich tatsächlich um kauernde Gestalten handelte. Es waren Tassuaner, in Lagen von groben Tüchern gewickelt. Keines der in sich versunkenen Tassuan-Konzepte rührte sich, ihre Gesichter, von dem groben Tuch fast verhüllt, wirkten wie gemeißelt.
    Maina scheute sich, die Straßen dieser lebenden Monumente zu durchschreiten. Als sie zwischen zwei Kauernden einen freien Platz sah, suchte sie diesen auf und ließ sich dort nieder. Und erst jetzt erkannte sie, daß kein Konzept dem anderen die Sicht auf die vier Sonnen verstellte. Maina warf jetzt vier gleich starke Schatten.
    Sie fragte sich, was die Tassuaner mit diesem stummen und reglosen Verharren erreichen wollten.
    Offenbar waren es durchwegs Einer-Konzepte, die jedes für sich lebten. Hofften sie, auf diese Weise den Zusammenschluß zu einem einzigen Konzept zu erreichen?
    Es war müßig, über diese Frage zu grübeln. Solange die vier Sonnen schienen, würden sich die Konzepte nicht rühren. Maina mußte abwarten, bis eine der Sonnen wieder verblaßte und die Starre von den Kauernden abfiel. Ihr machte das nichts aus, denn am Felsen ES hatte sie mitunter noch länger in völliger Reglosigkeit ausgeharrt nur mit dem Unterschied, daß sie dort in tiefer Meditation versunken gewesen war. Hier blieb sie jedoch wach und aufmerksam.
    Deshalb entging es ihr auch nicht, daß die Konzepte um sie ihre Gesichter erhoben hatten und nun im Schein der vier Sonnen zu den unbekannten Sternen

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