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0964 - Schwingen des Geistes

Titel: 0964 - Schwingen des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gerade erst seinem submarinen Versteck entstiegen.
    „Karon!" rief Fothus mit donnernder Stimme. „Jetzt hole ich mir deine neun Bewußtseine!"
    Der andere Oskuner antwortete mit einem spöttischen Lachen.
    Maina wartete nicht erst ab, bis die beiden Kontrahenten einander erreicht hatten, sondern nutzte die Gelegenheit zur Flucht.
     
    *
     
    Alle Gebiete, durch die Maina kam, waren von den Folgen des „großen Sprunges" gezeichnet, aber nicht überall waren die Veränderungen so gravierend wie in Oskun. Die Konzepte hatten sich längst schon von dem Schock erholt, die meisten wollten jedoch über die Zeit während des rasenden Fluges nicht spreehen. Maina hörte aus den Gesprächen heraus, daß damals die allgemeine Meinung geherrscht hatte, daß das Ende für EDEN II gekommen sei. Jetzt sprachen die Konzepte allerdings davon, daß man das Ziel erreicht habe. Worurn es sich dabei handelte, wagte sie nicht mehr zu fragen, um sich keine Blöße zu geben. Sie wartete immer noch darauf, daß die Erkenntnis wie ein Blitz in sie einsehlug - bis jetzt vergeblich.
    Im Land nördlich von Kantrov herrschte ewige Nacht. Die Kunstsonne war erloschen, und die Roboter hatten sie nicht wieder entzündet. Die hier lebenden Konzepte hatten sich gut auf die neuen Gegebenheiten umgestellt. Sie hatten sich zusammengeschart und blieben ständig in körperlichern Kontakt zueinander, während sie die Finsternis auf der Suche nach anderen Konzepten durchwanderten, um sie in ihre Gemeinschaft aufzunehmen.
    Es war Mainas bisher unheimlichstes Erlebnis, als sie in diese Prozession von Hunderten von Leuten geraten war und sich unzählige Hände an ihr festklammerten und sie nicht mehr loslassen wollten.
    „Festhalten! Festhalten!" Dieser monotone Singsang klang ihr immer noch in den Ohren, und sie glaubte auch nach Tagen noch das Stampfen der vielen nackten Füße auf dem festgetrampelten Boden zu hören.
    Irgendwie war es ihr schließlich gelungen, sich den an ihr zerrenden Händen zu entwinden und nach Kantrov zu gelangen.
    Nicht daß sie die Handlungsweise dieser Konzepte verurteilte, denn schließlich führten alle Wege zu ES.
    Aber sie wollte diesen ebensowenig gehen wie den der Oskuner. Und sie hatte eine sich selbst auferlegte Mission zu erfüllen.
    Nun lag Kantrov bereits hinter ihr. Die große Stadt war entvölkert. Alle einst hier lebenden Konzepte waren entstofflicht und nicht mehr zur Rematerialisation in der Lage. Dennoch hatte Maina die Anwesenheit der vielen Bewußtseine mit den Sinnen wahrgenornmen, und ihr war um sie nicht bange. Die entkörperten Kantrover waren für ES nicht verloren. Aber auch in Kantrov hatte sie nicht erfahren, welche Bedeutung dieser kosmische Ort hatte, an dem EDEN II zum Stillstand gekommen war. Von den Robotern war das am allerwenigsten zu erfahren gewesen. Aber sie hatten Maina wenigstens zu dem subplanetaren Hangar geführt, von dem aus Ellert/ Ashdon mit einer Space-Jet zu seinem Sternenflug aufgebrochen war.
    Maina hatte dort eine Weile ausgeharrt, aber die erhoffte Intuition war ausgeblieben. Und sie hatte Kantrov wieder verlassen, ohne daß ihr die unsichtbaren Eremiten dieser Stadt im Zentrum von EDEN II einen Fingerzeig gegeben hätten.
    „Wer kann mir sagen, ob das Doppelkonzept Ellert/Ashdon richtig gehandelt hat?" fragte Maina laut.
    „Hat es ES mit seiner Flucht von EDEN II geholfen - oder geschwächt? ES - das in etwas Erloschenes gestürzt ist."
    Vielleicht konnte ihr Herkas weiterhelfen. Herkas, der am Felsen ES aus einer Buchstabenreihe Ellert/Ashdons Antlitz geformt hatte, die besagte, daß dieses Konzept den Abtrünnigen gekannt hatte.
    Maina wollte Herkas finden, von dem sie wußte, daß er sich am Rand von Dommerjan niedergelassen hatte, das an Kantrov grenzte. Aber Herkas’ Domizil lag etwa sechs Tagemärsche von Kantrov entfernt an der Grenze zu Ikarien, und der schnellste Weg dorthin führte quer durch Dommerjan, das nach Aussagen eines Pilgers, der Kontakt zu Herkas gehabt hatte und inzwischen in Maina aufgegangen war, von einem einzelnen Konzept mit starker Bewußtseinsmassierung beherrscht wurde. Da Maina einer Konfrontation mit Dommerjan aus dem Wege gehen wollte, wählte sie den Umweg über Tassuan.
    Diese langgestreckte Hochebene, von wo aus die Sterne zum Greifen nahe schienen, wurde auch das Land der vier Schatten genannt. Tassuan hatte keine eigene Sonne und lag im Schein der Sonnen der vier angrenzenden Länder Kantrov, Dommerjan, Ikarien und Veron, die

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