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0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie im ersten Leben versäumt hatte.
    Hastings schloß die Augen und gab sich ganz dem Rhythmus des wandernden Baumes hin.
    Seine Gedanken flössen zurück und gerieten dabei hinein in den Strom der Erinnerungen. Er dachte daran, wie er den Baum zum erstenmal gesehen hatte. Er hatte so abseits gestanden, umgeben von dichtem Gestrüpp. Seine außergewöhnliche Form hatte Hastings gereizt, deshalb war er schon beim erstenmal in ihn hineingeklettert.
    Da hatte er es gespürt. Der Baum lebte. Er hatte Kontakt mit ihm aufgenommen, aber nicht auf dem normalen Weg durch Worte, nein, das war viel spannender gewesen.
    Er bekam die Gefühle des Baumes mit, der dabei war, allmählich abzusterben. Seine Seele würde bald verlöschen, und das konnte der Förster nicht zulassen.
    Er hatte versucht ihm eine Antwort zu geben, mit ihm zu sprechen, und er hatte ein Wort gehört.
    BLUT!
    Immer wieder war ihm dies gesagt worden.
    Du kannst mich führen, wenn du willst, hatte ihm der Baum gesagt. Du schaffst es wirklich. Du bist ein Mensch, aber ich bin auch ein Lebewesen. Wir können uns zusammentun. Gib mir einen Teil deiner Kraft, laß dich einfach fallen, laß uns Kontakt aufnehmen… Der Förster hatte schließlich zugestimmt. Auch weil die Neugierde in ihm gestiegen war und er sich noch immer vorkam wie in einem Märchen.
    Die Verbindung zwischen ihm und dem anderen Teil der Natur war immer stärker geworden. Es verband ihn sehr bald eine schon intime Freundschaft zu diesem Baum, die Hastings für sich behielt. Nicht mal seine Familie hatte er in dieses Geheimnis mit einbezogen. Er und der Baum waren wichtiger.
    Ein neues Leben, eine andere Zukunft. Der Mensch im Verbund mit der Natur. Nur so und nicht anders war die Existenz der Menschheit gesichert.
    Aber es gab auch Feinde. Das hatten er und der Baum gemeinsam festgestellt. Und Feinde sollten sie nicht mehr haben. Nur Freunde, nur die Zukunft…
    Der Baum sollte erstarken. Er sollte wieder erblühen und neue Blätter bekommen. Alles würde wunderbar werden. Der Baum war einfach für ihn die Zukunft. Ein strahlendes Zeichen. Er tötete diejenigen, die auch die Natur vernichteten. Die einfach schmutzige Gedanken hatten, und dafür sollten sie bezahlen.
    Jerome Hastings öffnete die Augen wieder. Die abendliche Frische des Waldes umgab ihn, die er so intensiv genoß. Das kleine Wunder war wieder geschehen. Er fühlte sich wohl. Und weil er sich so wohl fühlte, sollte sich auch sein Freund wohl fühlen.
    Mit beiden Händen streichelte er die Äste in seiner Nähe. »Bald«, flüsterte er. »Bald wird es soweit sein. Dann sind wir bei ihnen. Dann bekommst du deinen Saft. Du wirst wachsen und ergrünen, denn du bist das Zeichen für die neue Zukunft, die neue Welt…«
    ***
    Rocco Wilde hatte sich in sein Wohnmobil zurückgezogen. Er hockte dort, überlegte und bekam von Minute zu Minute schlechtere Laune, wenn er an seine zehn Tänzerinnen dachte. Sie waren ihm zu aufmüpfig geworden. Zwar hatte er ihnen die Leviten gelesen - das hätte auch vor zwei Wochen noch etwas gebracht, da waren sie eingeschüchtert wie kleine Kaninchen gewesen - aber heute erreichte er damit nichts mehr.
    Die Verhältnisse hatten sich verändert, und das zu seinen Ungunsten.
    Zwar kuschten sie noch vor ihm, nur traute er dem Braten nicht. Sie würden jetzt über ihn reden und natürlich über den Tod der beiden Kolleginnen.
    Den Beweis dafür hatte Wilde nie bekommen, aber er spürte sehr genau, daß sie ihm den Tod der beiden in die Schuhe schoben. Im Prinzip machten sie ihn dafür verantwortlich. Je länger er darüber nachdachte, um so wütender wurde er. Am liebsten hätte er sie der Reihe nach verprügelt. Damit hätte er sich jedoch ins eigene Fleisch geschnitten, denn die Mädchen waren sein Kapital.
    Sie mußten auftreten. Die Bude würde rappelvoll sein, mal wieder. Das hatte ihm der Besitzer versprochen, der ebenfalls ein gutes Geschäft machte, denn wenn die Kerle aufgeheizt waren und die Mädchen anglotzten, dann bekamen sie Durst und soffen sich voll.
    Rocco Wilde überlegte, ob er die Flasche austrinken sollte. Er entschied sich dagegen. Zuviel Alkohol beeinträchtigte sein Denkvermögen und machte ihn langsam. Er würde in Form bleiben müssen, ebenso wie die Mädchen.
    Von seinem Platz aus konnte er nach draußen schauen. Das zweite Fahrzeug sah er zwar nicht, dafür aber einen Himmel, der immer dunkler wurde.
    Eine Zeit, in der sich die Mädchen umzogen und auf den Auftritt vorbereiteten.

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