Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Fetzen, darauf kannst du dich verlassen.«
    Carmen versuchte ihn zu bremsen. »Du hast keine Chance gegen ihn, Rocco.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil das kein normaler Mörder ist.«
    Rocco steckte den Revolver wieder weg. »Was soll das? Wie kommst du auf diesen Käse?«
    Sie strich mit beiden Händen über ihr Gesicht, als wollte sie die dort auftretende Gänsehaut wieder zurückdrücken. »Ich spüre es, Rocco. Der ist anders. Der ist unheimlich. Der kommt über uns wie ein mörderisches Gewitter. Glaub mir, den kannst du nicht als einen normalen Menschen sehen.«
    »Als was dann, du Klugscheißerin?« Rocco gefiel es nicht, wenn jemand so etwas sagte. Er durfte durch nichts aus dem Konzept gebracht werden.
    Carmen hatte das Schimpfwort einfach überhört. »Ich habe keine Ahnung. Mit Killern kenne ich mich nicht besonders gut aus. Es ist das Gefühl. Von klein auf bin ich daran gewöhnt. Ich wußte sehr oft, ob was klappt oder nicht.« Ihre Augen bekamen einen traurigen Ausdruck. »Und hier sieht es so aus, als könnte es nicht gutgehen. Da läuft was verkehrt.«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du solltest auf jeden Fall die Augen offenhalten. Ich glaube fest daran, daß er schon unterwegs ist. Er wird sich die eine oder andere von uns holen.« Sie blickte sich nach diesen Worten um, als wollte sie etwas suchen. »Er ist schon in der Nähe, das spüre ich genau. Er befindet sich auf dem Weg zu uns.«
    Wilde nahm sie noch immer nicht ernst. »Du hättest Hellseherin werden sollen.«
    »Bestimmt nicht«, widersprach sie. »Da gibt es bessere.« Sie wechselte das Thema. »Ich muß mich jetzt umziehen.«
    »Das denke ich auch.«
    Die Tänzerin ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Was ist mit dir, Rocco? Bleibst du noch hier draußen?«
    »Klar.« Er schaute auf seine Uhr. »Es hat keinen Sinn mehr, wenn ich in meinem Wagen hocke. Ich schaue mich mal um und warte auf ihn.«
    Carmen schwieg. Sie blickte ihn lange und sehr nachdenklich an, so daß Wilde leicht wütend wurde. »Was ist? Warum starrst du so, verdammt! Habe ich was an mir?«
    »Schon gut«, sagte Carmen und drehte sich um. Sie wußte genau, daß Rocco Wilde auf ihren Rücken starrte. Sie hätte jetzt stehenbleiben und ihm von ihren Gedanken erzählen können, aber das wollte sie auch nicht. Er hätte ihre Angst sowieso nicht begriffen. Carmen war innerlich fahrig. Sie spürte genau, daß dieser Abend nicht so verlaufen war wie die anderen. Da lag was in der Luft. Es war noch ein Stück entfernt, aber es näherte sich, und bei diesem Gedanken fröstelte sie, als hätte jemand kaltes Wasser über ihren Rücken gegossen. Es hatte sich einiges verändert, und sie hörte auch das Zwitschern der Vögel nicht. Bei Einbruch der Dämmerung zeigten sie noch einmal, was sie konnten. Da waren ihre Stimmen besonders laut, als wollten sie die Nacht begrüßen und den Tag verabschieden. Nur jetzt nicht. Die Welt auf dem Campingplatz hüllte sich in Schweigen.
    Bevor sie die Tür hinter sich schloß, drehte sich die Tänzerin noch einmal um. Wilde hatte sich in eine andere Riehtung gewandt. Er schaute sie gar nicht an. Carmen konnte sich vorstellen, daß er ebenso bleich und starr auf dem Boden lag wie ihre beiden Freundinnen Linda und May.
    Sie schloß die Tür und ließ Rocco Wilde allein zurück, der zu Boden schaute und über etwas nachdachte, was ihm nicht aus dem Kopf wollte. Es war auch für ihn kein leeres Gerede gewesen. Irgendwo hatte Carmen schon recht gehabt. Dieser Killer mußte etwas Besonderes sein. Ein ungewöhnlicher Mörder, mit dem er allerdings nicht zurechtkam. Sie hatte von ihm gesprochen wie von einem Geist, einem unheimlichen Wesen, das nicht von dieser Welt stammte.
    Alles nicht wahr - oder doch?
    Rocco Wilde zog den Revolver wieder hervor. Die Waffe war schwer, was ihm nichts ausmachte. Wenn der Mörder plötzlich vor ihm stand, wollte er das Schießeisen in der Hand halten, um schneller reagieren zu können. Darüber, daß er schwitzte, ärgerte er sich. Im Unterbewußtsein hatte er Angst, obwohl er es wohl nicht zugegeben hätte. Es war nur die Stille, die ihm nicht gefiel. Abgesehen von den Stimmen der Tänzerinnen war nichts zu hören.
    Um diese Zeit war der Platz so gut wie leer. Andere Wagen standen zwar vor ihm wie aufgereiht. Zwischen ihnen gab es jedoch Lücken. Den Besitzern war es einfach zu kalt um diese Jahreszeit.
    Er leckte mit der Zunge über die trocken gewordenen Lippen. Auch ein Zeichen, wie nervös er plötzlich geworden war.

Weitere Kostenlose Bücher