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0965 - Die Sporenschiffe

Titel: 0965 - Die Sporenschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unzählige Male gehört hatte.
    „Was ist aus Thard und Antia geworden?" erkundigte sie sich.
    „Du wirst ihn gleich hören", sagte Promig und deutete zum Rednerpult.
    Als Maina den Blick hob, sah sie, daß dort Thard Keyilon aufgetaucht war. Er nickte ihr lächelnd zu, dann hob er die Stimme und rief: „Ich war lange Zeit Mitglied einer Bewußtseinsgruppe in einem Mehrfach-Konzept. Ich war so sehr in dieses Konzept integriert, daß ich jegliche Individualität verloren hatte. Wir waren weit über hundert Bewußtseine und fühlten uns wie eines. Ich war’s zufrieden, denn ich wußte es nicht besser. Doch eines Tages spürte ich, wie ich aus dem Kollektiv ausgestoßen wurde und die Möglichkeit erhielt, einen eigenen Körper zu bekommen. Ich ergriff diese Chance und wurde wieder ich selbst. Und ich habe es nicht bereut, denn ich habe in diesem Augenblick erkannt, daß ES gar nicht beabsichtigt hat, unser aller Bewußtseine zu einem einzigen MultiKonzept zusammenzuschließen. Unsere Parole soll also heißen: Zurück zur Individualität. Jedem sein eigener Körper ..."
    Thard Keyilon verstummte, als plötzlich eine lehmverschmierte Gestalt aus dem Kreis heraustrat und sich vor ihm aufbaute. Maina erkannte in dem Oskuner Fothus, der sie zum Zweikampf gefordert hatte, als sie auf dem Weg vom Felsen ES durch sein Gebiet gekommen war.
    „Wenn du zu deiner Uberzeugung stehst, dann mußt du dafür auch kämpfen", rief Fothus herausfordernd.
    „Ich bin nicht bereit, mich einem Schwächling unterzuordnen. Aber wenn du mich im fairen Wettstreit besiegst, dann kannst du dir alle meine achtzehn Bewußtseine nehmen und sie meinetwegen auf ebenso viele Körper verteilen." Der Oskuner wandte sich Maina zu und sagte voll Stolz: „Ich habe meine Bewußtseinszahl durch einen Sieg über Karon verdoppelt."
    „Gratuliere", sagte Maina spöttisch, die damals Fothus’ Herausforderung nur entgangen war, weil Karon ihm den Fehdehandschuh hingeworfen hatte.
    „Ich bin nicht gewillt, mich solchen barbarischen Sitten anzupassen", rief Thard Keyilon vom Rednerpult.
    „Wenn wir nach Art der Oskuner leben, dann finden wir uns bald in der Steinzeit wieder."
    Fothus packte den Sprecher an den Oberarmen und holte ihn vom Rednerpult.
    „Mein Angebot gilt für jeden von euch!" verkündete er. „ES braucht keine Großmäuler, sondern Konzepte der Tat. Ich beuge mich jedem, der über mich triumphieren kann. Und ich akzeptiere jede Kampfdisziplin. Aber verschont mich mit nichtssagendem Gerede. Solange ich unbesiegt hin, bleibe ich bei der Meinung, daß es uns nur schwächt, wenn wir unsere Bewußtseine auf ebenso viele Körper verteilen."
    Er erntete dafür überraschend starken Applaus und verließ den Kreis wie ein Triumphator. Als nächstes kam ein schwächlicher Ikarier in den Kreis geflattert. Er kauerte sich auf dem Rednerpult nieder und sagte: „Die Methode von uns Ikariern, mit der wir uns zu immer größeren Bewußtseinsgruppen zusammenschließen, ist von der der Oskuner gar nicht so sehr verschieden. Auch wir treffen eine Auslese, wenn wir paarweise zu unserer Sonne emporfliegen und unsere Bewußtseine demjenigen überlassen, der diesen Flug übersteht.
    Ich wäre bereit, mit dieser Tradition zu brechen - und mit mir viele Ikarier. Wir lassen uns gerne überzeugen. Aber wer von euch kann uns überzeugen? Er trete vor."
    Stille trat ein. Maina sah aus den Augenwinkeln, wie sich Herkas einen Ruck gab und aufsprang. Aller Augen wandten sich sofort ihm zu, als er sich zum Rednerpult begab. Der Ikarier wollte sich aufraffen und ihm Platz machen, aber Herkas hielt ihn zurück.
    „Bleib nur, Bruder", sagte Herkas. „Du wirst vergeblich darauf warten, daß einer kommt, der dich überzeugend für eine Bewußtseinsvermehrung motivieren kann. Sieh dir deine Brüder an, sie sind allesamt ratlos.
    Und weißt du warum? Weil ES sie im Stich gelassen hat. Nein, ES trifft keine Schuld, denn die Superintelligenz handelte nicht in böser Absicht. ES befindet sich selbst in Not und kann deshalb unsere Not nicht lindern. Gedenkt des Hilferufs, den E1lert/Ashdon empfangen hat. Solange ES in Bedrängnis ist, werden wir auf der Stelle treten. Die Tassuaner meditieren vergeblich, denn ES kann sich ihnen nicht offenbaren. Die Ikarier verbrennen sinnlos in ihrer Sonne, die Oskuner vergeuden ihre Kräfte im Zweikampf. Und wofür rafft Dommerjan Bewußtseine an sich? Was hat es für einen Sinn, wenn die Parabolier all diesen Bestrebungen der

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