0965 - Die Sporenschiffe
Bewußtseinsmassierung entgegenarbeiten und Mehrfach-Konzepte auflösen und sie auf Partialkörper aufteilen?"
Herkas machte eine Pause und blickte sich herausfordernd um.
„Ich habe versprochen, mich der Entscheidung der Mehrheit zu beugen, aber nur, weil ich gewußt habe, daß keine der herrschenden Strömungen imstande ist, die Konzepte mitzureißen. In Wirklichkeit wissen alle, daß die praktizierten Methoden, eine wie die andere, nichts zum Plan der Vollendung beitragen. Ihr arbeitet planlos weiter, obwohl ihr wißt, daß ihr vergeblich auf die Erleuchtung wartet. Denn diese müßte von ES kommen. Und sie müßte erst recht hier, im Zentrum der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz kommen. Aber diese bleibt aus, weil ES nicht hier ist. Wenn ES nicht zu uns kommt, dann müssen wir zu ES gehen. Es wird Zeit, daß wir uns endlich auf den Weg machen."
Frenetischer Beifall brandete auf. Herkas verließ siegessicher das Rednerpult. Maina mußte zugeben, daß er der einzige war, der einen konkreten Vorschlag gemacht hatte. Aber bei dem Gedanken, seinen Plan in die Tat umzusetzen, bekam sie eine Gänsehaut.
Fast unbemerkt hatte ein alter Mann das Rednerpult bestiegen. Geduldig wartete er, bis die Ruhe wiederhergestellt war, daß er sich verständlich machen konnte.
„Vater!" stieß Pamela plötzlich aus, die hinter Maina hockte. Und da wußte Maina, daß der alte Mann niemand anderer als das Konzept Dommerjan war, das seinen Jungenkörper gegen den seines Begründers vertauscht hatte.
„Ich bin Dommerjan", stellte sich der Alte vor und ließ seine Blicke über die Runde schweifen. Ich sehe an euren Reaktionen, daß ich euch nicht unbekannt bin. Das erspart es mir, näher auf meinen Werdegang hinzuweisen, der überaus wechselvoll und turbulent war. Ich war ein Fanatiker, der mit allen Mitteln auf sein Ziel losgegangen ist.
Ich habe die Hölle des Wahnsinns in mir erlebt und alle seine Stationen von Schizbphrenie bis Paranoia mitgemacht.
Aber selbst während meiner dunkelsten Periode hätte ich keine solche Wahnsinnstat begangen, wie Herkas sie von euch verlangt. Wir können nicht nachvollziehen, was Ellert/Ashdon damals getan hat, weil wir unter gar keinen Umständen die Existenz von Eden II aufs Spiel setzen dürfen. Herkas mag euch viel erzählen, aber ihr dürft nie vergessen, daß er euch eure Bestimmung nicht geben kann. Die muß von ES kommen. Das Warten wird für uns noch zu einer schweren Prüfung werden, aber es ist gewiß sinnvoller, als durch die Unendlichkeit des Universums zu irren. Fragt Herkas, wohin er Eden II steuern will. Fragt ihn, in welcher Gefahr sich ES befindet. Und er soll euch sagen, wie er sich eine Rettungsaktion vorstellt. Erst wenn er glaubhaft machen kann, daß er uns nicht in ein sinnloses Abenteuer stürzt, dann wollen wir mit Eden II auf seinem Kurs fliegen. Aber das kann Herkas nicht. Und bedenkt noch eines: Vielleicht hat ES das alles so bestimmt, um unsere Geduld zu prüfen und unsere Reife." .
Dommerjans Ausführung folgte nachdenkliches Schweigen, und es war eindrucksvoller als der Jubel, den Herkas geerntet hatte. Es kam völlig überraschend für Maina, als Dommerjan plötzlich vor sie hintrat, ihre Hand ergriff und sie zum Rednerpult führte.
„Aber, was ...", versuchte sie einzuwenden, doch Dommerjan schnitt ihr das Wort ab.
„Ich habe kein Konzept kennengelernt, das eine tiefere und ehrlichere Beziehung zu ES hatte, als diese Frau", verkündete er und wandte sich dann direkt an sie: „Maina, laß uns an deinen Einsichten und Erfahrungen partizipieren und sage uns, was zu tun ist."
Damit ließ er sie allein.
„Ich fürchte, ich kann euch nicht helfen", sagte Maina zu den versammelten Konzepten. „Ich habe lange Zeit damit verbracht, nach einem gangbaren Weg zu suchen, aber ich habe ihn nicht gefunden. Ich habe einige Einsichten gewonnen, aber keine Antworten. Entgegen vieler Strömungen, die ich als Modetrends bezeichnen möchte, bin ich der Ansicht, daß unsere Bestrebungen weiterhin dahingehen müssen, uns eines Tages alle zusammenzuschließen und ein Multibewußtsein zu bilden. Ich weiB aber auch, daß dies ein beschwerlicher Prozeß sein wird. Denn uns fehlt ein integrierender Faktor. Was dies sein mag, weiR ich nicht. Aber ich möchte Dommerjan zustimmen, daß wir uns in Geduld üben und unseren Glauben und unsere Hoffnung in ES beibehalten müssen."
Mehr hatte Maina nicht zu sagen.
*
Die Konzepte waren im Aufbruch. Nach Maina meldete
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