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0966 - Der letzte der Mächtigen

Titel: 0966 - Der letzte der Mächtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geschlagen war.
    Vermutlich war er in dieser Zustandsform unsterblich, und wenn es etwas gab, das Denph Calher unter gar keinen Umständen erreichen wollte, dann war es eine Unsterblichkeit um den Preis ewiger Einsamkeit.
    Denph Calher war entschlossen, Selbstmord zu begehen.
    Er verließ die Zentrale der Korvette, schwebte im Antigravschacht und erreichte die Schleuse. Einen Augenblick lang zögerte er. Ihm war etwas eingefallen.
    Alles sah danach aus, als sei er der einzige an Bord, der noch in der Lage war, etwas zu unternehmen. Was Denph Calher hatte unternehmen wollen, war recht einfach - er wollte ohne Raumanzug das Schiff verlassen, in der Hoffnung, daß ihn die Kälte und das Vakuum des Weltalls rasch töten würden.
    Dann aber war ihm klargeworden, daß er seine Gefährten einem entsetzlichen Schicksal überließ - sie waren ja offenbar nicht mehr in der Lage, sich zu helfen. Durfte er sie in dieser grauenvollen Erstarrung be1assen?
    War er nicht gleichsam moralisch verpflichtet, etwas zu unternehmen, das unter anderen Umstanden verbrecherisch gewesen wäre? War ihm nicht förmlich auferlegt, nicht nur sich selbst, sondern auch die Gefährten zu töten?
    Denph Calher überlegte nicht lange. Er verließ den Schleusenraum.
    Es gab, wie auch er wußte, einige Möglichkeiten, ein Raumschiff zu vernichten. Man konnte das Raumschiff mit Höchstgeschwindigkeit gegen einen Planeten rasen lassen, man konnte es mit Transformkanonen beschießen, man konnte es im überlichtschnellen Flug in eine Sonne lenken. Man konnte es auch und das war der Plan des jungen Mannes, sprengen. Dazu mußte man nur die an Bord eingebauten Energieerzeuger bis zum äußersten belasten, gleichzeitig aber den Energieverbrauch ebenso rabiat drosseln. Früher oder später flog dann der Reaktor in die Luft, und ein Raumschiff, das einen in seinem Innern detonierenden Fusionsreaktor verkraftet hätte, war noch nicht gebaut worden.
    Denph Calher wußte, wo die Reaktoren der Korvette zu suchen waren. Er machte sich auf den Weg und war sehr bald am Ziel.
    Dann aber mußte er eine Feststellung machen, die an Schrecklichkeit alles übertraf, was er bisher hatte erleben müssen.
    Er konnte sich anstrengen, wie er wollte - nichts rührte sich. Kein Hebel konnte umgelegt werden, kein Schalter bewegte sich, kein Knopf war zu finden, den Calher hätte betätigen können. Er preßte und drückte und zerrte und zog, bis er so fühlte er jedenfalls - von Schweiß überströmt war, aber es rührte sich nichts.
    Die Erklärung für dieses Phänomen war so einfach, daß auch Denph Calher sie nach kurzer Überlegung fand.
    Er wollte einen Knopf, einen Schalter, einen Hebel bewegen. Eine Bewegung aber war eine Ortveränderung eines Körpers in einer gewissen Zeitspanne. Es gab keine Zeit mehr an Bord der Korvette - folglich konnte es auch keine Bewegung mehr geben.
    Die Korvette stand starr, wie festgefroren in der Zeit.
    Das bedeutete aber auch, daß es Denph Calher nicht gelingen konnte, das Schiff zu verlassen. Denn auch die Armaturen der Schleuse wollten bewegt sein.
    Die Konsequenz aus all diesen Überlegungen war schnell gezogen.
    Denph Calhers Schicksal war unwiderruflich besiegelt. Er würde an Bord der Korvette leben, unfähig, auch nur einen Handgriff auszuführen. Er würde sich nitht hören, nicht sehen können, was er von seinem Körper zu fühlen bekam, war so grauenvoll, daß er auf weitere Experimente lieber verzichtete.
    An diesem Zustand würde sich nichts ändern. Denph Calher war ein Gefangener, verurteilt zu einer Existenz in immerwährender Einsamkeit - bis ans Ende aller Zeit.
    Denph Calher setzte sich auf den Boden. Es war gleichgültig, wo er sich aufhielt, was er tat, was er dachte.
    Vielleicht meinte es sein Schicksal gut mit ihm, vielleicht verlor er in absehbarer Zeit den Verstand und wurde so wahnsinnig, daß er vdn seinem Zustand gar nichts mehr merkte. Vielleicht schaffte er es, in vollständiger geistiger Umnachtung einem gnädigen Tod am Ende aller Zeiten und Räume entgegenzudämmern.
    Ihm war nur noch die Hoffnung auf den Tod verblieben, und dieses letzte bißchen Glück verdankte er einzig der Tatsache, daß er kein Dimensionsspezialist war.
    In diesem Fall hätte er gewußt, daß es Theorien über Aufbau, Struktur und Schicksal des Universums gab, die von der Vorstellung eines immerwährenden Universums ausgingen, dessen Ende in der Zeit nicht abzusehen war.
     
    *
     
    Da sich nichts bewegte außer ihm selbst, gab es keine

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