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0966 - Die Angst der Psychonautin

0966 - Die Angst der Psychonautin

Titel: 0966 - Die Angst der Psychonautin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Reichweite?
    Thamar bewegte sich langsam und vorsichtig durch den Flur. Sie ging wie jemand, der nach irgendwelchen Fallen oder Feinden suchte. Da glich sie einem gebrannten Kind, das das Feuer scheut.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Thamar, ich bin allein. Und wenn ich Besuch bekomme, ist es ein Freund.«
    »Ja, das habe ich gehofft.«
    »Möchtest du dich nicht setzen?«
    »Nein, noch nicht.« Sie schaute ich um wie jemand, der alles genau erkennen und einstufen will. Für die Möblierung interessierte sich Thamar nicht, ihr Blick blieb länger auf dem Monitor haften. Aber er zeigte nicht den Ausdruck einer Person, die etwas völlig Neues sah, das wäre Shao aufgefallen. Die Besucherin blickte ihn sehr interessiert und forschend an. Zwangsläufig dachte Shao an den Schnee, den sie auf dem Bildschirm gesehen hatte. Ein fixer Gedanke entstand in ihrem Gehirn.
    Gab es vielleicht eine Verbindung zwischen diesem Bildschirm-Phänomenen und dem Besuch der Frau?
    Glauben heißt nicht wissen. Shao wollte auch nicht fragen, zumindest jetzt noch nicht, und so reagierte sie wie die meisten Menschen, die einen anderen aufnahmen, der nicht wußte, wohin er hatte gehen sollen.
    »Du wirst sicherlich Hunger und Durst haben.«
    Thamar lächelte verwirrt. »Es geht.«
    »Ich hole dir etwas zu trinken. Wir werden auch zusammen essen.« Sie schaute Thamar von oben bis unten an. »Ich denke schon, daß dir meine Kleidung einigermaßen passen wird. Zumindest besser als die, die du jetzt trägst.«
    »Das wäre nett.«
    »Du kannst dich auch setzen…«
    »Nein, ich möchte«, sie rang verlegen die Hände.
    »Sprich dich aus.«
    »Darf ich duschen?«
    Shao lachte sie an. »Natürlich darfst du das. Ich weiß ja, welches Schicksal du hinter dir hast. Da ist es nur verständlich, daß du duschen willst. Komm mit.«
    Thamar folgte ihr ins Bad, wo Shao frische Handtücher hingelegt hatte, ihr Duschgel reichte und auch das Haarwaschmittel hinstellte. »Wenn du fertig bist, sag Bescheid, dann werden wir gemeinsam Kleidung für dich aussuchen.«
    »Ja, danke, das ist sehr nett.« Noch immer reagierte die junge Frau scheu. Ihr Lächeln wirkte etwas ängstlich.
    Shao verschwand aus dem Bad. Sie ärgerte sich darüber, daß ihr Herz auf einmal so schnell schlug, aber mit einer derartigen Überraschung hatte sie nicht gerechnet.
    Die Chinesin schaffte es zudem, die neuen Gegebenheiten von der lockeren Seite her zu sehen. John und Suko hatten nach Thamar gesucht, weil sie plötzlich verschwunden gewesen war, und nun war sie freiwillig gekommen. Wirklich unglaublich! Natürlich beschäftigte sich Shao mit dem Gedanken, die beiden anzurufen, aber sie stellte dieses Vorhaben zurück. Jetzt saß sie am Drücker, und Thamar hatte durch ihr Kommen gleichzeitig die Bereitschaft erkennen lassen, mit Shao zusammenzuarbeiten und ihr Vertrauen zu schenken.
    Die nächsten Stunden würden spannend werden, davon ging sie aus.
    Sie blieb vor dem Computer stehen, während sie das Rauschen der Dusche hörte, denn die Besucherin hatte die Tür nicht geschlossen. Im Stehen schaltete Shao den Computer ein.
    Die Begrüßung kam ihr abermals wie ein Hohn vor. Sie faßte nach der Maus, um das Programm auf den Bildschirm zu bekommen.
    Schnee?
    Nein, nicht mehr!
    Plötzlich sah sie die schwachen Umrisse eines Gesichts. Es sah aus wie mit dem Bleistift gezeichnet, aber Shao war durchaus in der Lage, es zu erkennen.
    Das Gesicht paßte zu Thamar!
    ***
    Die Chinesin trat zurück. Wild klopfte ihr Herz. Die Röte schoß ihr in den Kopf. Hinter der Stirn spürte sie einen harten Druck. Für einen Moment war sie so perplex, daß selbst das Gesicht auf dem Bildschirm verschwand. Shao riß sich wieder zusammen und blickte genauer hin, aber sie sah nichts. Nicht mal Schnee. Das Gesicht war verschwunden.
    Mit dem rechten Zeigefinger tippte sie einige Male auf die Maus. Vergebens, denn es gelang ihr nicht, etwas auf den Monitor zu holen. Das Tor zum Programm blieb verschlossen.
    Mit einer schon automatischen Bewegung schaltete Shao den Computer wieder ab. Jetzt hatte sie den Beweis bekommen, daß der Defekt keine »normale« Ursache hatte. Etwas kroch ihr kalt den Rücken hinab. Sie spürte auch ihre Verkrampfung. Dagegen kämpfte Shao an. Thamar sollte auf keinen Fall merken, was mit ihr geschehen war.
    Wahrscheinlich würde sie von selbst die Sprache auf gewisse Dinge bringen, die Shao jetzt noch unverständlich waren. Sie ging allerdings davon aus, daß es der Psychonautin

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