0967 - Die Materiesenke
sagte Rhodan ruhig und sah sein Gegenüber forschend an. „Du kennst mich?"
„Mein Gott! Wie ist das möglich? Du bist hier?"
„Wer bist du?"
„Ernst Ellert und Gorsty Ashdon. Aber du hast diesen Körper, der uns von ES zugeteilt wurde, noch nie gesehen."
Rhodan lehnte sich gegen die Felswand.
„Kannst du das beweisen?" fragte er mit erzwungener Gelassenheit.
*
Den Beweis zu erbringen, bedeutete für Ellert natürlich keine Schwierigkeit, denn er wußte von Dingen und Ereignissen, die nur er und Rhodan wissen konnten. Als es endlich keinen Zweifel mehr an seiner Identität geben konnte, reichte Rhodan ihm die Hand.
„Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dir jemals wieder zu begegnen, in welcher Form auch immer.
Ich begrüße auch dich, Gorsty Ashdon. Ein Kreis scheint sich zu schließen, ich spüre und ahne es. Ein Kreis von kosmischen Ausmaßen. Ein Kreis, der auch ES miteinschließt."
Die Erwähnung des Unsterblichen brachte die beiden Männer in die harte Wirklichkeit zurück.
„Wir kamen, weil wir einem Hilferuf von ES folgten, aber es war ein weiter Weg. Wir mußten EDEN II verlassen und gerieten auf Vorschlag Harnos in dieses Gebiet, das allen Naturgesetzen zu trotzen scheint. Der Ort der vollkommenen Stille."
„Eine Materiesenke", erklärte Rhodan kurz. „Eine erloschene Materiequelle, von der noch niemand weiß, was sie darstellt. Wo aber ist ES? Warum meldet ES sich nicht, sondern schickt nur Projektionen? Fragen über Fragen und keine Antwort."
„Wir müssen ES finden", griff E1Iert das Thema sofort auf.
„Und wie? Auf dieser Welt ...? Nein, das glaube ich nicht. Wir werden sie verlassen müssen."
„Und Silberfuchs? Wenn wir die Deckung, die wir in den Gräben und Stollen finden, erst einmal verlassen, sind wir schutzlos seinen Energieschüssen ausgesetzt. Er hat bestimmt noch mehr Waffen als die eine, die du vernichtet hast. Wir können Scherbe nur verlassen, wenn wir ihn vorher ausgeschaltet haben."
„Scherbe?"
Ellert lächelte.
„So nannte ich diese Welt."
„ES schuf sie, und noch viele andere." Rhodan wußte, daß er nur eine Vermutung aussprach. „Wir müssen jene finden, die ES jetzt in diesem Augenblick aus seiner geistigen Kraft entstehen läßt. Es scheint alles so zu sein wie damals, als ES den Kunstplaneten ‘Wanderer’ schuf. Ist dir nicht aufgefallen, daß die Projektionen eine gewisse Ähnlichkeit mit jenen Wesen haben, die uns damals auf Wanderer begegneten? Aber diesmal scheint ES kein Spiel mit uns zu treiben. Es ist bitterernst."
„Erledigen wir zuerst Silberfuchs", schlug Ellert vor.
„Der Weg über ihn führt zu ES", stimmte Rhodan zu.
*
Obwohl die Projektion Silberfuchs keine nenneswerte Erinnerung besitzen konnte, wußte sie, daß sie in ihrem Eifer zu weit gegangen war. Sie hatte den Gegner unterschätzt, außerdem hatte Silberfuchs nicht damit rechnen können, daß die beiden Männer sich kannten.
Seine verbrannte Hand war wieder ersetzt worden, was ihn mit neuer Zuversicht erfüllte. In einem der Wabenlager gab es Waffen, mit denen er sich ausrüsten konnte. Er durfte die Fremden nicht entkommen lassen, denn nur sie konnten ihm den Weg zu anderen Welten zeigen.
In den Vorratslagern gab es keinen einzigen Raumanzug. Einer der beiden Fremden mußte also sterben, damit er seinen Anzug übernehmen konnte.
Diesmal allerdings irrte sich Silberfuchs gewaltig in der Psyche der Terraner. Selbst wenn es ihm gelingen würde, Rhodan oder Ellert/Ashdon zu töten, hätte er in dem Überlebenden einen Todfeind gefunden, der keine Gnade kannte. Außerdem war es fraglich, ob der begehrte Raumanzug das Gefecht unbeschädigt überstehen konnte.
Und da war noch etwas, das Silberfuchs nicht wußte: Trotz seiner Konzentration, die ES zur Schaffung des achtunddreißigsten Weltenfragments aufbringen mußte, empfing ES beunruhigende Impulse von einer seiner Projektionen. Silberfuchs wollte töten und vernichten.
Die Impulse stammten vom zwölften Fragment, auf dem er das Konzept vermutete.
Der Unsterbliche konnte nicht aktiv eingreifen und helfen, dazu war die eigene Lage zu prekär. Aber ES war immerhin noch imstande, neue Projektionen zu schaffen, die auf dem zwölften Fragment mater ialisierten.
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, waren es keine humanoiden Projektionen, sondern Phantasiegestalten.
Silberfuchs, der sich mit neuen Waffen versorgt hatte und mit der tödlichen Jagd beginnen wollte, erlitt fast einen Schock,
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