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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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ist!«
    »Niemals!«, schmetterte Bayan ihm entgegen. »Wärst du so mächtig, wie du tust, wüsstest du, dass wir es dir gar nicht geben können! Es wurde für alle Zeit versiegelt. Was wir dir aber geben können, ist dies.«
    Noch bevor Nele realisierte, dass Bayan zum Angriff blies, war er bereits vorgesprungen, gefolgt von seinen Brüdern, die die Arme ebenfalls erhoben und mit geballten Fäusten von sich gestreckt hatten.
    Der Geflügelte heulte auf, machte aber keine Anstalten, die Flucht zu ergreifen. Die zahlenmäßige Übermacht schien ihn nicht zu beeindrucken, und Nele schwante Böses.
    In dem Moment, da die Salehs den Zerfressenen erreichten und mit ihren flammenden Fäusten, die sie offenbar für ihre stärkste Waffe hielten, auf ihn einhieben, sah es so aus, als würde der Engel explodieren, in Myriaden Teile zersprengt werden, und die Wucht der Entladung schleuderte die Brüder meterweit durch die Luft. Sie prallten gegen die Mauer der Moschee, brüllten vor Schmerz auf und rutschten zu Boden.
    Der Zorn des nun wieder unversehrten Engels entlud sich in einem Gelächter, das nicht nur Nele durch Mark und Bein ging, sondern…
    Sie traute ihren Augen kaum.
    ... Risse im Gemäuer des Bauwerks entstehen ließ.
    Die Saleh-Brüder versuchten sich aufzurappeln. Aber sowohl Wafa als auch Zalay hatten sich offenbar Rippen und Beine gebrochen. Sie knickten immer wieder weg. Nur Bayan schaffte es, sich aufzurichten. Aber auch in seinen Augen flackerte jetzt Zweifel, der Kreatur gewachsen zu sein, die ihr Eigentum von ihnen zurückverlangte.
    Nele war sicher, in diesem Moment hätte Bayan vieles dafür gegeben, die Forderung des Zerfressenen erfüllen zu können - aber davor hatte Karim vor langer Zeit einen Riegel geschoben.
    Die Wut des Engels über die Weigerung war grenzenlos. Als seine Schwingen enervierend langsam zu peitschen begannen, wusste Nele, die hinter einer Statue in Deckung gegangen war, dass der alles entscheidende Angriff unmittelbar bevorstand. Der Geflügelte wollte kurzen Prozess machen.
    Vielleicht erhoffte er sich Zugriff auf sein Schwert, sobald er dessen Hüter beseitigt hatte. Die Hände, die ihm offenbar zunächst Respekt eingeflößt hatten, würden ihn nicht länger aufhalten.
    Nele war sicher, dass die Salehs dem Untergang geweiht waren. Und obwohl sie ihr eigenes Leben riskierte, entschloss sie sich dazu, ihr Versprechen einzulösen und ihnen beizustehen.
    So gut sie es eben konnte jedenfalls.
    Sie verließ ihre Deckung, verwandelte sich in einen unsichtbaren Geist… und erreichte die Brüder, zerrte Bayan zu den dicht beisammen liegenden Geschwistern und nahm sie mit auf jene Ebene, die Sterblichen verborgen blieb. Das Problem war, dass ihr Gegner nicht wie ein Sterblicher aussah und ihre Deckung schon einmal durchschaut hatte.
    Wenn sie auch jetzt scheiterte…
    Der Zerfressene glitt, von seinen Schwingen getrieben, mit der Geschwindigkeit eines startenden Jets auf sie zu. Doch statt sie gegen die Mauer der Moschee zu schmettern und daran zu zermalmen, krachte er lediglich gegen die Steinwand und erschütterte das Gebäude in seinen Grundfesten. Nele und die Salehs blieben unversehrt, unbehelligt.
    Gemeinsam beobachteten sie, wie das Engelswesen zurückwich, sich nach ihnen umsah, sie aber offenbar nicht fand. Dann stieg es unter Brausen und Kreischen in die Lüfte.
    Nele dachte, es würde sich entfernen - stattdessen startete es immer neue Attacken gegen die Moschee selbst, legte sie mit der Urgewalt eines minutenlang anhaltenden Erdbebens in Schutt und Asche.
    Damit nicht genug, wühlte es in den Trümmern, grub sich offenbar bis in das Gewölbe vor, in dem Karims Truhe mit dem Schwert verankert war.
    Nach bangen Minuten war klar, dass das Metall, einst von Karims Händen geschmiedet, auch der Gewalt des Engels standhielt. Der Geflügelte erhob sich ein letztes Mal in die Lüfte - und entschwand, begleitet von tollwütigem Gebrüll, das sich wie in Orkan anhörte und auch den letzten Schläfer in Al Karak weckte.
    Nele, die sich mit den Brüdern von der Moschee weggeschleppt hatte, noch bevor sie in sich zusammengestürzt war, seufzte erleichtert und kehrte mit ihren Schutzbefohlenen in die Sichtbarkeit zurück.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass wir das überleben«, sagte Bayan.
    »Danke, Zauberin.«
    ***
    Die Freude war verfrüht, wie sich herausstellen sollte, als sich immer mehr Schaulustige bei der eingestürzten Moschee einfanden.
    Zuerst glaubten Nele und Bayan Saleh,

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