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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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merkte, wie schwer es ihm immer noch fiel, sich auf Dinge einzulassen, für die es keine naturwissenschaftliche Erklärung gab.
    Das Übersinnliche, Paranormale, das Magische.
    Ich hatte viel mehr Zeit, mich damit auseinanderzusetzen , dachte sie.
    Und nun war, als zusätzliche Nuss, die es zu knacken galt, auch noch sein unerklärliches Sterben im Drei-Stunden-Turnus dazu gekommen.
    »Wohin genau fahren wir eigentlich?«, fragte Paul.
    »Ich kenne nicht die Örtlichkeit, dazu schweigt Bayan. Aber er will uns zum Schwert führen.«
    Sie tauchten in das Straßengewirr der Stadt ein.
    Als eine große Moschee vor ihnen auftauchte, klopfte sich Nele mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das hätten wir uns fast denken können, oder?«
    ***
    »Ungläubige haben hier keinen Zutritt«, sagte Bayan. »Normalerweise.«
    Er hatte den Van zum hinteren Bereich der Moschee gelenkt, fast auf der gegenüberliegenden Seite des stark frequentierten Haupteingangs. Paul und Nele waren mit ihm ausgestiegen und auf eine nietenbeschlagene schwarze Tür zugegangen, über der ein kleines Steindach thronte, das wiederum von allerlei Figürchen geschmückt war; sie erinnerten an die Fratzen, die man bevorzugt an christlichen Kathedralen fand.
    Bayan öffnete sein Hemd und holte einen eisernen Schlüssel hervor, der an einer Kette um seinen Hals hing. Er streifte die Kette über den Kopf und führte den Schlüssel ins Schloss ein. Es brauchte drei volle Umdrehungen, bis alle Riegel zurückgeschnappt waren.
    Bayan stieß die Tür auf und trat in den dahinterliegenden Raum. Seine Hand tastete an der Wand entlang, und wenig später flackerte Licht auf.
    Nele und Hogarth folgten wortlos.
    Neonlampen verteilten sich über die Decke des stufenlos abwärts führenden Ganges. Bayan wartete, bis sie eingetreten waren, dann schloss er die Tür wieder und sperrte sie von innen ab.
    »Ich gehe voraus, es ist nicht weit.«
    Etwa zehn Meter weiter öffnete sich der Gang in ein beeindruckendes Gewölbe, in dem es nur einen einzigen, altarähnlichen Blickfang gab.
    Im Nähertreten erkannte Nele, dass es sich nicht um ein steinernes Objekt handelte, sondern um einen Block aus Metall.
    Er wirkte massiv, strahlte etwas Unzerstörbares aus.
    Bis Bayan Saleh seine Handschuhe auszog und darauf legte.
    ***
    Der altargroße Block wurde wie durch Zauberhand transparent. Die Flammen, die aus Bayans Fingern züngelten, verteilten sich wie eine ölige Substanz über die Außenhaut des Gebildes und ermöglichten den Blick auf das, was sich darin befand.
    Frei schwebend wie an unsichtbaren Fäden hing das Schwert des Engels darin.
    Es war größer und eindrucksvoller als jede andere Klinge, die Nele im Laufe ihres Lebens gesehen oder selbst in Händen gehalten hatte.
    Goldenes Licht traf sich mit den goldenen Flammen, die aus den Händen des Mannes hervorbrachen.
    Beides schien demselben Quell zu entspringen.
    Göttliches Feuer.
    Die Assoziation schlich sich von irgendwoher, vielleicht aus dem Licht selbst, in Neles Gehirn.
    Sie hinterfragte es nicht, schaute nur. Konnte gar nicht mehr aufhören zu schauen. Bayan zog seine Hände zurück, schlüpfte damit wieder in den ledernen Schutz. Der Block wurde wieder zu festem undurchsichtigem Metall.
    »Wer hat diesen… Tresor gebaut? Wie alt ist er, und wie lange ruht das Schwert schon darin?«, wandte sich Nele an den Mameluken.
    »Der Überlieferung nach schmiedete mein Vorfahre Karim die Truhe«, sagte Bayan bereitwillig. »Er formte Eisen ohne Amboss und Hammer, mit seinen bloßen Händen, zu dem, was ihr hier vor euch seht.« Er lächelte dünn. »Es ist eine Legende. Aber für mich gibt es keinen Grund, es nicht zu glauben.«
    »Was ich nicht verstehe«, sagte Nele, »warum verlangt das Engelswesen die Herausgabe seines Schwertes von euch und holt es sich nicht einfach? Wenn ich seine bisherige Machtdemonstration bedenke, fällt es mir schwer zu bezweifeln, dass es hier einfach einbrechen und diesen Tresor knacken könnte.«
    »Ihr unterschätzt die Macht des Glaubens«, sagte Bayan. »Hier im Keller der Moschee herrschen besondere Bedingungen. Andere Gesetze als draußen. Und dieser ›Tresor‹, wie du es nennst, ist wie mit dem felsigen Untergrund verwachsen. Das Gewölbe stammt aus Karims Zeit. Die Moschee wurde erst viel später auf Bestreben eines anderen meiner Vorfahren darüber erbaut.«
    »Du würdest das Behältnis aber öffnen können«, mutmaßte Nele, »so wie du es für unsere Blicke durchlässig gemacht

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