0969 - Der falsche Ritter
vitalen Mann an, wie alt er war.
„Woher wissen Sie das?" fragte er benommen.
„Von einem Sikr. Er hat uns einen Wink gegeben, obwohl wir glauben, daß er mit in diesem Spiel steckt. Vermutlich handelt er nun aus einem Gefühl der Reue heraus, oder andere Sikr haben ihn getadelt."
„Gut", sagte von Veylt. „Dann handeln Sie endlich. Holen Sie den Fremden aus dem Korb und stellen Sie fest, wer er ist und woher er kommt. Das wird gleichzeitig eine Spur zu den Entführern sein."
„Setzen Sie sich wieder!" befahl Kasault, und abermals duldete sein Auftreten keinen Widerspruch.
Von Veylt sank auf seinen Stuhl.
„Was ich Ihnen nun sage, ist ein außerordentliches Geheimnis", sagte der Zeremonienmeister. „Sie werden es, so schwer es Ihnen auch fallen mag, für sich behalten müssen, wenn Sie nicht wollen, daß wir Ihr Gedächtnis korrigieren."
Für einen Augenblick fragte sich der Richter, ob er all dies wirklich erlebte; ob nicht alles nur ein schrecklicher Traum war.
„Wir werden nichts unternehmen!" erklärte Kasault kategorisch.
„Nichts!" echote von Veylt fassungslos.
Der Schcoide fügte schnell hinzu: „Bedenken Sie, was auf dem Spiel steht. Dort draußen im Dom sind die Abgesandten von Hunderten von Planeten versammelt, dazu kommen die Mitglieder großer und einflußreicher Familien aus ganz Norgan-Tur. Sie glauben an die Erfüllung von Recht und Ordnung durch den Orden der Ritter der Tiefe. Wenn wir ihnen nun das unwürdige Schauspiel einer Unterbrechung oder Verschiebung der Feierlichkeiten bieten, stellen wir die Glaubwürdigkeit des Ordens in Frage."
Der Richter spürte, daß diese Worte tief in seinem Innern etwas auslöschten.
„Sie erlauben, daß dieses Verbrechen geschieht - wegen einer ... Feier?"
„Für Sie mag das unverständlich und hart erscheinen, aber wir haben keine andere Wahl. Der Orden muß funktionsfähig bleiben. Jedes Zeichen von Schwäche wäre verhängnisvoll."
„Sie werden also einen Bastard weihen?"
„Es ist nur ein Kind, irgendein Kind", wehrte Kasault ab.
„Aber es wurde von Verbrechern untergeschoben, die bestimmte Absichten verfolgen!a Kasault berührte ihn abermals, aber diesmal sprang nichts von seinen Gefühlen auf den Richter über.
Der alte Mann hatte sich verschlossen.
„Das Kind wird Igsorian von Veylt sein", sagte der Zeremonienmeister. „Wir werden es mit einem Suggestivblock belegen, so daß es wie ein Ritter der Tiefe für Recht und Ordnung kämpfen wird. Dieses Kind, wer immer es ist, wird sich für Igsorian von Veylt halten und wie Igsorian von Veylt auftreten."
„Das ist absurd und makaber!"
„Ich verstehe Sie", sagte Kasault.
„Wirklich?" Von Veylt schrie jetzt. „Dieser erbärmliche Winkelzug zum Schutz einer ehrbaren Institution wird zur Folge haben, daß der Orden zerfällt. Wenn der Orden sich in den Händen von Wesen befindet, die zu solchen faulen Kompromissen bereit sind, hat er keine Existenzberechtigung mehr."
Kasault wich zurück.
„Sie wissen in Ihrer Erbitterung nicht mehr, was Sie sagen, Richter! Ich warne Sie! Auch nur an ein Ende des Ordens zu denken, bedeutet Verrat. Sie wissen um die Legende, daß alle Sterne erlöschen, wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen sein wird."
„Dieser ganze Orden ist nur eine Legende", ereiferte sich von Veylt. „Ich sollte froh darüber sein, daß meinem Sohn das Schicksal erspart geblieben ist, einer Bande von Kompromißlern in der Erfüllung ihrer Wünsche zu helfen."
Der Schcoide wandte sich zur Tür um und rief ein paar Domwarte herein.
„Kümmert euch um den Richter!" befahl er. „Es ist besser, wenn er nicht an den Feierlichkeiten teilnimmt."
Von Veylt rührte sich nicht.
Er hatte seinen Sohn verloren und, was noch schlimmer war, den Glauben daran, daß alles, was er in seinem bisherigen Leben getan hatte, einen Sinn besaß.
„Er sieht krank aus", sagte einer der Domwarte. „Sollen wir ihn gewaltsam festhalten, wenn er versuchen sollte, in die Halle zu gelangen?"
„Er wird überhaupt nichts tun", sagte Kasault und ging hinaus.
Er hatte recht. Richter Parcus von Veylt schwieg die ganzen siebzehn letzten Jahre seines Lebens.
6.
Das Ende der ZYFFO
Während sie mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Kosmos rasten, bildeten die ZYFFO und die PYE eine Konstellation, die der eines winzigen Sonnensystems entsprach. Das heißt, die PYE führte einen zusätzlichen Bewegungsablauf durch und umkreiste das Schiff des Ritters in regelmäßigen
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