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0969 - Der falsche Ritter

Titel: 0969 - Der falsche Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kasault erwartet Sie Ich werde Sie zu ihm führen."
    Der Richter befürchtete, daß man von ihm einen weiteren Schiedsspruch erwartete. Nachdem er den Streit um-die Sitzordnung seiner Ansicht nach mehr schlecht als recht beigelegt hatte, gab es nun vielleicht noch kompliziertere Probleme zu lösen. Unwillkürlich verzog er das Gesicht. Wenn man in seinem Beruf eine gewisse Popularität erlangt hatte, gab es offensichtlich niemals eine längere Ruhepause.
    Er stand auf und zwängte sich an der Amazone vorbei. Der Domwart führte ihn zu einem Seitenausgang.
    Als er unmittelbar neben: der Hallenwand stand, dachte er, ihre Schwingungen würden ihn lähmen. Der Domwart, ein hagerer Lavarianter, schien zu spüren, was mit dem Richter geschah, und schob ihn ohne weitere Umstände über die Schwelle.
    Von Veylt sah auf den ersten Blick, daß etwas nicht stimmte. Seine jahrzehntelange Arbeit als Richter hatte seinen Blick für Situationen geschärft. Er konnte die Haltung von Wesen richtig deuten und wußte, wann die Luft - so wie hier- mit Unheil geschwängert war.
    Und dann schoß es ihm durch den Kopf: Es betrifft meinen Jungen!
    Diese Erkenntnis legte sich als dumpfer Druck auf sein Fühlen und Denken, die Sorge um sein Kind ließ ihn regelrecht taumeln. In dem spartanisch eingerichteten Nebenraum hielten sich vier Domwarte auf. Ihre Blicke waren bezeichnend, denn sie drückten Verlegenheit und Schuldbewußtsein aus.
    In diesem Augenblick erst kam einer der Zeremonienmeister herein.
    Dieser kleine, achtfüßige Schcoide mußte Kasault sein.
    Mit einer Stimme, die sich wie das Surren eines Insekts anhörte, befahl er den Domwarten: „Schert euch hinaus! „ Sie waren eindeutig erleichtert, diesem Befehl nachkommen zu können.
    In von Veylts Brust krampfte sich alles zusammen, und er hatte den unsinnigen Wunsch, die nächsten Minuten, da er das ganze Ausmaß des erahnten Unheils erfahren würde, aus seinem Leben streichen zu können: Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte auf dem Absatz kehrtgemacht, um hinauszustürmen.
    Der Schcoide starrte ihn aus seiner Augenballung, die einem Bündel Froschlaich nicht unähnlich war, scheinbar nachdenklich an.
    „Richter von Veylt?"
    Von Veylts Kehle war trocken und wie zugeschnürt.
    „Der bin ich", brachte er mühsam hervor.
    „Ich bin Zeremonienm-eister Kasault. Bitte nehmen Sie auf einem der Sitze Platz und haben Sie Verständnis dafür, wenn ich in dieser Haltung verharre."
    Das Auftreten des Schcoiden war von einer solchen Bestimmtheit, daß Parcus von Veylt sich setzte, ohne lange darüber nachzudenken. Obwohl der Zeremonienmeister ein derart fremdes Wesen war, fühlte der Richter sich zu ihm hingezogen. Kasault, nur halb so groß wie von Veylt, verbreitete eine Atmosphäre des Vertrauens.
    „Es ist etwas sehr Ungewöhnliches geschehen", surrte er. „Ihnen wird es, von welcher Seite Sie es auch betrachten, als schreckliche Katastrophe erscheinen."
    Von Veylt schluckte und fragte krächzend: „Es betrifft den Jungen, nicht wahr?"
    „Ja!"
    „Was ist geschehen?"
    Der Zeremonienmeister trat nahe an ihn heran und berührte ihn. Dieser körperliche Kontakt löste ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit in von Veylt aus und befähigte ihn, das aufsteigende Entsetzen unter Kontrolle zu halten.
    „Ihr Junge, Igsorian von Veylt, wurde entführt, Richter."
    Der Raum drehte sich um den großen Mann, seine Augen füllten sich mit Tränen. Er preßte die Hände so tief in seine Oberschenkel, daß es ihm Schmerzen bereitete.
    „Er lebt", fuhr der Schcoide fort. „Leider wissen wir nicht, wo er sich im Augenblick befindet."
    Der Richter erhob sich langsam, wie unter einer schweren Last.
    „Aber dort draußen stehen sechs Körbe! Wollen Sie sagen, daß einer davon leer ist?
    „Sie sind alle besetzt", antwortete der Zeremonienmeister ruhig.
    Von Veylt rief bitter: „Hat man so schnell Ersatz für Igsorian herbeigeschafft, ihn so schnell aufgegeben?"
    Der Schcoide machte eine Bewegung, die einem Kopfschütteln nicht unähnlich war.
    „Sie verstehen nicht, Richter! In dem Korb, in dem Ihr Junge liegen sollte, befindet sich ein Fremder. Ihr Kind wurde geraubt, dafür hat man uns jemanden untergeschoben, der nicht zum Kreis der Auserwählten gehört. Jemand will sich die Mitgliedschaft im Orden der Ritter der Tiefe erschleichen.".
    Von Veylts Gesicht, das sich zunächst gerötet hatte, überzog sich nun mit fahler Blässe und sah eingefallen aus. Zum erstenmal sah man diesem

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