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0969 - Die magischen Welten des Duncan W.

0969 - Die magischen Welten des Duncan W.

Titel: 0969 - Die magischen Welten des Duncan W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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vortäuschen und das ist eines de Montagnes unwürdig.
    Zamorra verbrachte die Nacht und einen kompletten weiteren Tag auf Coringham Castle und hoffte, dass das nicht die Realzeit seiner eigenen Existenzebene war. Gott sei Dank war Patricia über der Chronik eingeschlummert und erst früh am Morgen ins Bett gekommen, wo sie bis in die späten Vormittagsstunden weitergeschlafen hatte. So hatte sich Zamorra ihr erneut entziehen können. Er suchte immer wieder die Nähe von Lady Mabel, aber die Hexe in ihr verhielt sich passiv. Also tat auch der Professor nichts weiter. In der zweiten Nacht war es wie in der ersten. Patricia wollte aus der Bibliothek nicht mal mehr zum Essen heraus und so war es ihm ein Leichtes, sich ihr erneut zu entziehen. Dummerweise entzog sich auch ihm jemand. Die alte Cynthia nämlich, mit der er zu gerne geredet hätte. Aber wo er sie auch suchte, sie war nicht aufzufinden. Fehlte ihm also der Schlüssel, um sie zu treffen? Was musste er tun?
    Die Spielprogrammierung reichte tatsächlich bis in einige kleine benachbarte Dörfchen, die er besuchen konnte. Warum? Musste er sich dort etwas besorgen, das ihn weiter brachte? Oder brachte es etwas, dort nach Cynthia zu suchen? Zuerst mal stand aber die Beerdigung des Hexenskeletts an.
    Der alte Friedhof von Coringham lag einige Hundert Meter außerhalb der Schlossanlage, auf einem flachen, einsamen, baumbestandenen Hügel. Um den kleinen Gottesacker zog sich eine uralte, verwitterte, von Moos überzogene brusthohe Steinmauer, die zudem von Ranken und anderem Grünzeug überwuchert war. Im gras- und unkrautbewachsenen Boden standen eingesunken und windschief einige Grabsteine, an denen sich der Zahn der Zeit mehr als gütlich getan hatte, einige lagen längst da und wieder andere waren zusätzlich zertrümmert. Es war ein Durcheinander ohne jegliche Ordnung.
    Als ob die Grabsteine mit der Umfriedungsmauer einen ewigen Wettbewerb austragen würden , dachte Zamorra in einem romantischen Anflug: Wer bringt durch seine Verwitterung die morbidere Schönheit hervor? Hach, wenn mich jetzt nur Nici hören könnte, ich glaube, sie wäre stolz auf meine literarische Ader!
    Der Meister des Übersinnlichen starrte auf die frisch ausgehobene Grube nahe der alten Kapelle, im Schatten einer uralten Eiche. Die kleine Gesellschaft stand mit vor dem Schoß gefalteten Händen um die Grube. Vier Träger senkten soeben die Holzkiste mit den sterblichen Überresten der Hexe hinein.
    Lady Mabel, die den Vorschlag ihres Mannes, das Skelett hier zu beerdigen, unterstützt hatte, fühlte sich nun aber sichtlich nicht wohl. Die etwas dickliche, aber ansonsten gut und immer gesund aussehende Mittvierzigerin, die noch nicht ein einziges graues Haar hatte, war momentan ziemlich blass um die Nase. Zamorra sah das trotz des großen Wagenrad-Hutes, den sie trug. Sie bewegte sich unruhig von einem Fuß auf den anderen und musste sich sogar leicht auf Patricia abstützen. Dass ihr extrem unwohl war, sah sogar ein Blinder mit Krückstock.
    Zamorra kannte als einziger den wahren Grund: Er spürte, dass die Hexe in Lady Mabel ungeniert triumphierte. Die Beisetzung auf dem Friedhof schien ihr prächtig in die Karten zu spielen.
    Sir Henry sprach ein paar bewegende Worte. In heiligem Ernst, als sei es seine eigene Mutter, die er hier zu Grabe trug. Es war die Rede davon, dass die »liebe Verblichene hoffentlich längst im Himmel« war und »Gottes Antlitz schauen« durfte. Zamorra hätte lachen können, als er daran dachte, wie weit Sir Henry von der Wahrheit weg war, beließ es aber bei einem ausdruckslosen Gesicht. Etwas Anderes interessierte ihn viel mehr.
    Denn auch die alte Cynthia war gekommen. Obwohl ihr das Gehen schwerfiel, hatte sie den Weg hierher doch tapfer bewältigt. Mehr denn je sah sie mit der langen Nase und den zwei dicken Warzen im runzligen Gesicht wie eine Märchenhexe aus. Leicht gebeugt, mit ausgeprägtem Rundrücken, stand sie da, auf einen Krückstock gestützt. Immer wieder starrte sie auf die Totenkiste, die jetzt zwei Meter tief lag, dann beobachtete sie die Anwesenden. Der Professor erschauerte kurz, als ihm gewahr wurde, mit welch wachem, sezierendem Blick Cynthia ihre Umgebung beobachtete. Der Meister des Übersinnlichen beobachtete hingegen ausschließlich sie. Ihre weißmagische Aura war in den letzten Tagen wesentlich stärker geworden. Das war mehr als interessant. Wer war Cynthia wirklich?
    Nach seiner Rede schaufelte Sir Henry die Grube zu. Diesen

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