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0969 - Die magischen Welten des Duncan W.

0969 - Die magischen Welten des Duncan W.

Titel: 0969 - Die magischen Welten des Duncan W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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grinste. »Und wenn schon. Dank der Genfer Menschenrechtskonventionen dürften Sie sie ohnehin nicht aktiv benutzen, Sir Henry.«
    »Schluss jetzt, ihr Streithähne«, ging Lady Mabel energisch dazwischen. »Ansonsten mache ich für euch beide den Folterknecht und dann tut's richtig weh. Angus, seien Sie doch bitte so nett und holen uns Lady Patricia her.«
    Der Butler, der neben der lang gezogenen Tafel aus dunklem Eichenholz stand, nickte würdevoll. »Sehr wohl, Mylady.« Doch als er gerade auf dem Absatz kehrt machen wollte, stand Patricia in der Tür. Raschen Schrittes und leicht verschwitzt kam sie zur Tafel. »Entschuldige, Paps«, lächelte sie. »Aber ich habe einfach nichts Passendes zum Anziehen gefunden. Und ich will ja nicht, dass du dich über mich ärgern musst.«
    Das war zweifellos eine kleine Notlüge, wie Zamorra sofort erkannte, aber sie erfüllte ihren Zweck. Sir Henry war besänftigt, weil er seiner Tochter sowieso nicht wirklich etwas übel nehmen konnte, nicht mal den Verstoß gegen Tradition und gute Sitte. »Brav, brav«, murmelte er. »Nun setz dich geschwind, mein Kind, damit wir beginnen können.«
    Sir Henry, der direkt unter dem riesigen Wappen derer von Coringham saß, das einen Hirsch vor zwei gekreuzten Speeren zeigte, sprach ein Tischgebet. Danach verspeiste die Gesellschaft schweigend »Lady Llanovers walisische Salzente, heiß, in Zwiebelsoße schwimmend«, ein traditionelles Rezept, das im übrigen Britannien unbekannt war, dem walisischen Gaumen aber ausgezeichnet mundete. Zamorra hingegen konnte mit einer derartigen meersalzbehandelten Spezialität nicht allzu viel anfangen, zumal sie heute ein bisschen arg viel Salz abbekommen hatte. Doch er würgte seine Portion tapfer hinunter.
    Hm, die Hexe sitzt nach wie vor in der Lady, das spüre ich deutlich. Gut, dann lassen wir's einfach mal weiterlaufen.
    »Weißt du schon etwas Neues über die Tote, Paps?«, fragte Patricia, nachdem alle Messer und Gabel niedergelegt und sich die Münder getupft hatten.
    »Ja, mein Kind.« Sir Henry wischte sich mit einem Tüchlein den Schweiß von der Stirn. »Vorhin hat dieser Polizeiinspektor Cow oder Cough, oder wie immer dieser gute Mann heißen mag, angerufen. Die gefundenen Gebeine sind untersucht worden. Die Leiche ist keinesfalls neueren Datums.«
    »Damit wären wir aus dem Schneider«, kicherte Patricia. »Ich dachte schon, Mum und du, ihr hättet eine Leiche in der Mauernische.«
    »Papperlapapp«, brachte Sir Henry zum nunmehr x-ten Mal seinen Lieblingsausdruck ins Gespräch ein und sein schwarzer Seehundbart zitterte vor leiser Empörung. »Lass die dummen Späße, mein Kind. Das ist ein ernstes Gespräch. Nun, also, dieser Polizeiinspektor Colby…«
    »Ich dachte, er hieße Cow oder Cough.«
    »Papperlapapp. Also, dieser Cowboy sagte, dass man das Alter der Gebeine nicht auf den Monat genau bestimmen könne. Es ist aber sicher, dass sie aus dem Mittelalter stammen, also viele Hundert Jahre alt sind.«
    Die schwarze Aura in Lady Mabel leuchtete für einen Moment etwas greller. Zamorra blieb ruhig.
    »Faszinierend«, bemerkte Patricia. »Und was passiert jetzt mit der Toten?«
    »Ich habe beschlossen, sie auf unserem Schlossfriedhof zu beerdigen«, sagte Sir Henry bestimmt. »Sie war eine Bewohnerin Coringhams und die wurden bis weit ins achtzehnte Jahrhundert hinein allesamt auf unserem uralten Gottesacker beigesetzt. Dort wird die Tote ein würdiges Grab erhalten. Ich habe nochmals nachgesehen: Unsere Familie hat bis heute das Recht, ihre Angehörigen auf dem hauseigenen Friedhof zu beerdigen. Wäre ja noch schöner, wenn das anders wäre.«
    Nach dem Aufheben der Tafel und Sir Henrys lautstarker Ankündigung, dass er sich nun wieder zu seinen Orchideen zurückziehen werde, fragte Zamorra seine Verlobte pflichtschuldigst: »Ich möchte noch einen kleinen Spaziergang machen, Herzallerliebste. Kommst du mit mir?«
    Patricia schmiegte sich an ihn und hauchte ihm einen entschuldigenden Kuss auf die Lippen. »Tut mir leid, Darling, heute nicht. Ich muss unbedingt noch ein paar Seiten in unserer Familienchronik lesen. Du ahnst ja gar nicht, wie spannend das ist.«
    »Kann ich mir gut vorstellen«, log Zamorra.
    »Ich will unbedingt wissen, wer die Tote ist. Vielleicht finde ich ja etwas über sie in der Chronik.«
    »Kein Problem. Tu, was du tun musst.«
    Na prächtig, dann kommt die Miss wenigstens schon nicht auf den Gedanken, mir an die Wäsche zu gehen. Ich müsste dann Migräne

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