097 - Die Knochenkammer der Dämonen
Wochen besuchte sie fast täglich einen neuen Aerobic-Club, und meine Freundin Vicky Bonney schleppte sie stets mit.
Obwohl es so aussah, als wäre Jubilee wieder okay, wagte ich nicht, dem Frieden zu trauen, aber ich ließ mir nichts anmerken.
»Es wäre möglich, daß man eine Spur von Jubilees Eltern gefunden hat«, sagte Tucker Peckinpah.
Jubilee war bei uns zwar gut aufgehoben, und sie fühlte sich bei uns auch wohl, aber wir wünschten ihr trotzdem, daß sie irgendwann zu ihren Eltern zurückkehren konnte.
Sie war vier Jahre alt gewesen, als ein Dämon namens Cantacca sie entführt hatte. Dreizehn Jahre hatte sie bei ihm verbracht, ehe ihr die Flucht gelang.
»Ich werde es Jubilee erzählen, wenn ich sie sehe«, sagte ich. »Sie wird sich über diese Nachricht bestimmt freuen.«
Damit beendete ich das Gespräch. Wir hatten unser Ziel erreicht.
Als ich aus dem Rover stieg, kam ein uniformierter Polizist auf mich zu. »Mr. Ballard?« fragte er.
»Der bin ich«, antwortete ich.
»Mein Name ist Warren Christie. Detective Sergeant Warren Christie, Sir. Es hat einen Toten gegeben. Ich kann es immer noch nicht fassen, was ich gesehen habe. Der Kerl hat…«
»Ich bin im Bilde«, sagte ich, um es kurz zu machen. »Ist er noch in der Garage?«
»Ja, Sir«, antwortete Christie. Seine Augen wurden schmal. »Glauben Sie, daß Sie mit ihm fertigwerden, Mr. Ballard?«
Ich lächelte dünn. »Ich werd's versuchen. Ich bin nicht allein«, sagte ich und wies auf den Ex-Dämon, der neben mich trat. »Das ist Mr. Silver.«
Christie nickte dem Zwei-Meter-Hünen zu. »Sir.«
Auf Boram machte ich den Polizisten nicht aufmerksam. Ich wußte ja selbst nicht einmal genau, wo der Nessel-Vampir sich befand. Ich nahm an, daß er sich irgendwo hinter mir aufhielt.
Warren Christie hob sein Funkgerät und rief George Waite. »Mr. Ballard ist soeben eingetroffen«, berichtete er dem Kollegen. »Ist in der Garage noch alles unverändert?«
»Nein, Warren, das ist es nicht!« rief Waite aufgeregt. »Ich wollte dich gerade informieren. Da ist etwas verdammt schiefgelaufen, Warren!«
Christie warf mir einen beunruhigten Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf sein Funkgerät.
»Was ist passiert, George?« fragte er heiser. »Ist der Kerl abgehauen?«
»Nein, er ist noch da«, antwortete Waite nervös. »Aber er ist nicht mehr allein. Er hat jetzt eine Geisel. Eine Frau ist bei ihm!«
***
Warren Christie fuhr sich mit der Hand über die zuckenden Augen. »Zum Teufel, wie konnte das passieren?« schrie er.
»Ich habe keine Ahnung, Warren«, stöhnte George Waite. »Vielleicht hatte sich die Frau in der Garage versteckt. Die Sache sieht nicht gut aus. Der Kerl kann jetzt eine Menge Forderungen stellen. Wir müssen sie ihm erfüllen, wenn wir das Leben der Frau nicht gefährden wollen.«
»Lassen Sie uns erst mal ran!« verlangte ich entschieden.
Warren Christie schluckte trocken. »Und wer übernimmt die Verantwortung, wenn etwas schiefgeht, Mr. Ballard?«
»Ich«, gab ich bestimmt zurück.
»Sir, wenn der Kerl die Frau umbringt…«, setzte der Detective Sergeant an, doch dann unterbrach er sich seufzend. »Okay, kommen Sie, ich bringe Sie zu George Waite.«
Er führte uns zu einem feuerhemmenden Tor, vor dem außer George Waite drei Polizisten postiert waren. Die Mienen der Männer waren gespannt.
Ich sah in ihren Augen Ratlosigkeit und - Furcht, ja, auch das, denn sie hatten es zum erstenmal mit einem Gegner zu tun, dem sie nicht Herr werden konnten.
Auch Waite meldete seine Bedenken an, doch ich forderte ihn auf, das Tor zu öffnen und dafür zu sorgen, daß nicht noch weitere Personen in die Garage gelangten.
»Er befindet sich mit seiner Geisel im hintersten Sektor«, informierte uns Waite.
Dann wünschte er uns viel Glück, und sie ließen uns durch. Das Tor schloß sich hinter uns. Nun waren wir allein.
Allein mit dem Dämon und seiner Geisel!
Ich raunte: »Boram, bist du da?«
»Ja, Herr«, antwortete der Nessel-Vampir mit seiner hohlen, rasselnden Stimme. Gleichzeitig verdichtete sich seine graue Dampfgestalt und wurde dadurch sichtbar.
Ich wandte mich an Mr. Silver. »Was meinst du? Wäre es möglich, daß die Geisel nur ein Trick ist?«
»Du meinst, er könnte eine Frau geschaffen haben, um auf die Polizei Druck ausüben zu können?« gab Mr. Silver leise zurück.
Ich nickte. »Fragt sich, ob er dazu imstande ist.«
»Ich glaube nicht«, sagte der Ex-Dämon. »Aber ich will mich noch nicht
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