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0970 - Das Ende der Wächter

Titel: 0970 - Das Ende der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aufgewühltheit so gut wie unmöglich. Manchmal überlegte er, ob es nicht besser für ihn gewesen wäre, Amsterdam zu verlassen. Er hatte Bekannte in Südamerika, im ehemaligen Bolivien. Dorthin hätte er sich eventuell zurückziehen können: Am schlimmsten wurde es für ihn, wenn er sich abends in seine Wohnzelle im 24. Bezirk zurückziehen mußte. Dort erlebte er regelrechte Krisen. Geigenspiel und Konzentrationsübungen halfen ihm über die Nächte hinweg. Sobald er jedoch einschlief, wurde er von Alpträumen geplagt.
    Als er an diesem Tag, es war der 17. August des Jahres 3587, den Buchladen Nilsons betrat, fühlte er sich unausgeschlafen und gereizt. Nilson war nicht allein, er bediente zwei junge Frauen, die Bücher von E. Cayce und J.
    Lilly bestellten. Ungeduldig wartete Salik, daB die beiden Kundinnen das Geschäft verließen.
    Während er die Bücherstapel betrachtete, kam ihm in den Sinn, wie unorthodox Nilson seine Ware doch sortierte und wie man durch einen einfachen Kniff alles viel überschaubarer hätte gestalten können. Selbst bei diesen trivialen Dingen begann er Lösungen zu präsentieren, ohne daß ihn jemand darum gebeten hätte.
    „Nun?" fragte Nilson, nachdem die beiden Frauen den Laden verlassen hatten.
    Er beschäftigte sich angelegentlich mit seinen Bestellzetteln und sah nicht einmal auf, als er Salik ansprach, ein deutlicher Beweis, wie sehr ihm an einer Distanz zu seinem Besucher neuerdings gelegen war.
    Salik war ärgerlich auf ihn, so argerlich, wie jemand, der sich von einem anderen unverstanden fühlte, eben war. Er nahm seinen ganzen Stolz zusammen und beschloß, das Geschäft ohne ein Wort zu verlassen. Doch es gelang ihm nicht.
    „Es wird schlimmer", brachte er stoßweise hervor.
    Bisher hatte Nilson ihn bei diesen Anlässen jedesmal in den Nebenraum gebeten, aber diesmal schien er nicht geneigt zu sein, Salik irgendwelche Zugeständnisse zu machen.
    „Sie sollten sich in Behandlung begeben", sagte er schroff.
    Salik starrte ihn an.
    „Das sagen ausgerechnet Sie", meinte er verwundert. „Bisher haben sich Ihre Ratschläge immer völlig anders angehört."
    „Ich bin eben am Ende meiner Kunst", gestand Nilson mit einem gequälten Lächeln. „Ich weiß nicht, was ich mit Ihnen anfangen soll. Es wäre mir lieber, Sie ließen mich mit all dem zufrieden."
    „Aber Sie sind der einzige Mensch, mit dem ich darüber sprechen kann", sagte Salik bestürzt.
    Der Buchhändler hob wie beschwörend beide Arme und sagte eindringlich: „So gehen Sie doch endlich!"
    Salik begriff, daß dies das Ende ihrer Beziehung war. Seine Enttäuschung war so stark, daß ihm davon übel wurde. Er mußte sich auf einen der zahlreichen Tische stützen.
    „Mein Gott, machen Sie keinen Ärger", sagte Nilson.
    Salik schwankte wortlos hinaus. Es war ein schwül-warmer Tag, und die Menschen, die auf der Straße an ihm vorbeihasteten, erschienen Salik wie Teilnehmer an einem widersinnigen Puppenspiel. Sie alle sahen nur einen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit, ihre Sinne waren durch äußere Umstände und Erziehung so verstümmelt, daß sie keine Zusammenhänge mehr wahrnehmen konnten.
    Bis vor kurzem war ich nur einer von ihnen, kam es Salik in den Sinn gefangen in einer Art von anthropozentrischem Denken.
    Es war ungerecht, sie so zu sehen, denn sie hatten kaum eine andere Wahl. Vermutlich wäre es auch gefährlich gewesen, sie alle hinter die Barriere schauen zu lassen. Das hätte zu einem Chaos geführt, zu einem Ende der menschlichen Zivilisation in ihrem bisherigen Sinn.
    Was für ein Sinn? fragte er sich gequält. Träger von genetischen Informationen im evolutionären Sinn zu sein?
    Und was war der Sinn seiner jetzigen Zustandsform?
    Er wußte es nicht. Alle seine Überlegungen waren wirr und beängstigend, Produkte der mit ihm ablaufenden Veränderung.
    „Was haben Sie?" drang eine Stimme in sein Bewußtsein. „Ist Ihnen schlecht?"
    Er blickte auf und sah einen Mann vor sich stehen, der ihn teilnahmsvoll anschaute.
    „Es ist nichts", beteuerte er. „Gleich wird es vorüber sein."
    Er ging schnell weiter, um nicht noch weitere Passanten auf sich aufmerksam zu machen. Sein Zustand war wirklich schlecht, nicht nur der psychische. Es war besser, wenn er sich sofort nach Hause begab und versuchte, etwas Ruhe zu finden.
    Jen Salik ging zum nächsten Transmitteranschluß und ließ sich in den 24. Bezirk abstrahlen. Dort benutzte er ein Transferband, das an dem Haus vorbeiführte, in dem sich seine

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