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0970 - Das Ende der Wächter

Titel: 0970 - Das Ende der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zerbrechlich wirkender Hominide, dessen Körper kaum in der Lage schien, den unverhältnismäßig großen Kopf zu tragen. Trotzdem kam das Wesen sicheren Schrittes aus seinem Schiff. Grenodar wunderte sich, daß der Mittelsmann keinen Raumanzug trug. Wahrscheinlich kam er öfter nach Gandrasur und war über die planetaren Verhältnisse bestens informiert.
    Grenodart schaltete den für diesen Zweck eigens von Armadan von Harpoon programmierten Simultanübersetzer ein.
    „Ich bin Grenodart", stellte er sich vor. „Der Abgesandte des Ritters der Tiefe Armadan von Harpoon."
    Der Zwerg sah ihn aus seinen dunklen Augen eine Zeitlang prüfend an.
    „Ich bin Scharnitzer", erwiderte er schließlich. „Der Gesandte aus Arla Mandra."
    Grenodart starrte ihn verblüfft an und fragte sich, ob er es wirklich mit einem Angehörigen jenes Volkes zu tun hatte, das Armadan von Harpoon zur Realisierung seines Planes ausgewählt hatte. Dieses schwächliche Wesen sah dem Lazarter nicht danach aus, als könnten es und seinesgleichen den zweiten Wall gegen die Horden von Garbesch aufbauen.
    Grenodart nannte das vereinbarte Losungswort.
    „Wir kennen bereits alle Einzelheiten", erwiderte Scharnitzer. „Ich bin bereit, die Sonde zu übernehmen."
    Der Lazarter war über diese triviale Zeremonie maßlos enttäuscht. Er hätte nicht artikulieren können, was er eigentlich erwartete, aber das erschien ihm einfach zu wenig.
    „Ich hatte gehofft, jemanden aus Arla Mandra sehen zu können, vielleicht sogar König Tezohr selbst", sagte er spontan. „Außerdem hatte ich damit gerechnet, das Reich der zweiundzwanzig Sonnen besuchen zu dürfen „ Scharnitzer gab ein Geräusch von sich, das wie amüsiertes Kichern klang.
    In der Ferne ertönte ein platschendes Geräusch. Eine Protoplasmawelle hatte sich auf die Insel geschoben und stürzte nun in sich zusammen. Das Brodeln nachfließender Zellmassen war zu hören. Einen Augenblick ließ der Lazarter sich von diesem einzigartigen Schauspiel ablenken.
    „Sobald wir die Unterlagen übernommen haben, können wir dir jeden Wunsch erfüllen", drang die Stimme des Gesandten an Grenodarts Gehör.
    Der Orbiter riß sich von dem Anblick der Protoplasmamassen los.
    „Alles, was ihr benötigt, befindet sich in einer Sonde, die von Armadan von Harpoon versiegelt wurde. Sie kann nur von Tezohr oder einem seiner Vertrauten geöffnet werden. Tezohr allein kann die Traumstimme der Sonde verstehen."
    „Ja", nickte Scharnitzer. „Über diese Sicherheitsvorkehrungen wurden wir unterrichtet."
    Zögernd begab Grenodart sich in die NYLE, um die Sonde herauszuholen. Er konnte sie dank ihres Antigravantriebs leicht manövrieren. Scharnitzer wartete in der Schleuse seines merkwürdigen Raumschiffs.
    Vom Rande der Insel erklang jetzt ein regelrechtes Gebrüll, als schrien Hunderte von Ungeheuern gleichzeitig. Grenodart mußte sich in Erinnerung rufen, daß es nichts anderes war als der Lärm unkontrolliert aufeinander prallender Zellberge.
    Er bugsierte die Sonde in die Schleuse des anderen Schiffes. Scharnitzer ließ sie dort achtlos auf dem Boden liegen.
    „Du kannst mir mit deinem Schiff folgen", verabschiedete er sich von dem Orbiter.
    Grenodart, der sich von oben herab behandelt fühlte, trat ins Freie zuruck und sah Scharnitzers Schiff gen Himmel steigen. Trotzig dachte er, daß er diesem überheblichen Zwerg nun erst recht folgen würde.
    Während er auf die NYLE zuging, kam von der anderen Seite ein meterhoher Schwall orangefarbenen Protoplasmas über die Insel gerollt und schoß mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Lichtzelle zu. Der Lazarter begriff die drohende Gefahr und begann auf sein Schiff zuzurennen. Er hatte den Verdacht, daß der Gesandte aus Arla Mandra das Ereignis vorausgesehen hatte und deshalb so schnell aufgebrochen war. Wahrscheinlich beobachtete er nun aus einer orbitalen Position heraus, wie sich Grenodart anstellte, um zu entkommen. Da er die Sonde übernommen hatte, konnte es Scharnitzer im Grunde genommen gleichgültig sein, was mit dem Orbiter geschah, es sei denn, man hätte diesem Zwerg eine moralisch einwandfreie Haltung unterstellt - und daran konnte Grenodart nicht glauben.
    Alles hing mehr oder weniger davon ab, wer die NYLE zuerst erreichen würde: Grenodart oder die Protoplasmawelle.
    Angesichts der überschaubaren Szene ließ sich das leicht abschätzen, und Grenodart erkannte mit einer Mischung aus aufsteigender Furcht und ohnmächtiger Wut, daß er das Rennen verlieren

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