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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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Stetson umging, seine Aufmerksamkeit gehörte ganz allein dem Dämon. Er versuchte sich so ruhig wie möglich zu geben. Mit dem Brandpulver in seiner Jackentasche könnte er höchstens zwei oder drei der Schwarzblütigen gefährlich werden. Gegen den Rest hatte er keine Chance.
    »Du also bist der Sohn des Asmodis«, brummte Sherkonnt. »Du hast die Ausstrahlung eines Schwarzblütigen, aber irgendetwas stimmt nicht mit dir.«
    Das gleiche könnte ich auch von dir sagen, du Arsch!, dachte Tendyke, aber er war klug genug, sich ruhig zu verhalten. Er rief nach dem Durchsichtigen, aber er erhielt keine Antwort.
    »Wohin wolltest du erbärmlicher Wurm fliehen?«, fragte Sherkonnt. »An dieser Wand geht es nicht mehr weiter, es sei denn, du hast eine Möglichkeit gefunden, sie zu überwinden.«
    Tendyke zuckte die Schultern. Was hätte er dem Dämon auch sagen sollen?
    Sherkonnt gab einem seiner Untergebenen ein Handzeichen. Der Halbdämon ließ einen kürbisgroßen Stein in seine Hand schweben, holte aus und warf ihn gegen die Energiewand. Mit einem Zischen verbrannte der Stein, der Energieschirm zeigte nur durch ein sekundenlanges Flimmern an, dass dort soeben etwas passiert war.
    Auf ein weiteres Handzeichen hin ließ der Halbdämon Blitze gegen die Energiewand prallen, doch er erreichte nichts damit. Es schien, als würden die magischen Blitze auf gesaugt.
    »Siehst du ein, dass du nicht in die Stadt gelangen kannst? Du bist am Ende deines Weges angelangt, Asmodissohn«, höhnte Sherkonnt. »Es ist besser für dich, wenn du für mich arbeitest.«
    Tendyke wusste, dass der Dämon ihm gar keine andere Wahl lassen würde. Bei einem »Nein« hätte er sein Leben sofort verwirkt.
    Sherkonnt gab ein weiteres Zeichen und mehrere Mitglieder seiner Sippe ließen Blitze gegen den Energieschirm prallen. Wieder geschah nichts.
    Doch dieses Mal hob Syrta innerhalb der Blauen Stadt den Arm. Der Strahler in ihrer Hand war auf größte Stärke eingestellt. Sie betätigte den Abzug und schoss gegen die Wand aus flimmernder Energie. Wie schon beim Angriff der Dämonen wurde auch hier der tödliche Blitz aufgesaugt.
    »Was soll das bedeuten?«, knurrte Sherkonnt.
    »Sie zeigt uns damit, dass der Schirm unüberwindlich ist«, antwortete Tendyke. Er konnte sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Das versteht doch jeder.«
    Sherkonnt blickte ihn an und verzog das Gesicht. Der Tl-Chef glaubte zuerst, dass es wegen seines Kommentars wäre, aber dann sagte der Dämon: »Was haben Gortan und seine Sippe hier verloren?«
    ***
    Nach der Verabschiedung des Silbermond-Druiden kümmerte sich William um seine weiteren Arbeiten. Auch wenn es in den letzten Monaten nach dem Tod von Lady Patricia Saris und den Auszügen von ihrem Sohn Rhett sowie von dessen Freundin Anka Crentz und dem ehemaligen Jungdrachen Fooly sehr viel ruhiger in Zamorras Schloss geworden war, gestattete der Butler sich nicht, in seinem Eifer nachzulassen.
    Bald würde Madame Claire mit ihrem altersschwachen Renault Twingo aus dem Dorf unterhalb von Château Montagne kommen und das Abendessen zubereiten. Darauf freute sich William sehr, es brachte ein wenig Abwechslung in das tägliche Einerlei. Mit der kleinen, ebenso wohlbeleibten wie resoluten Köchin verstand er sich bestens, obwohl es sich meistens so anhörte, als würden beide ständig streiten.
    Zum Abendessen wurde nur Zamorras Gefährtin Nicole Duval erwartet. Wann der Meister des Übersinnlichen wieder zurück sein würde, wusste man bei seiner Passion als Dämonenjäger nie. Es geschah selten, dass er zu Beginn eines Auftrags nicht auf seine Freundin, Sekretärin und Mitkämpferin gegen die dunklen Mächte wartete, aber Uschi Peters Anruf und die Angst um seinen Freund Robert Tendyke hatten ihn nicht ruhen lassen.
    William straffte sich. Eine Hand fuhr durch das schüttere Haar, die andere strich den Anzug glatt. Die Bewegung geschah automatisch, er wollte in jedem Augenblick das Abbild eines korrekten, dienstbaren Butlers wiedergeben. Von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen gab er sich stets britisch vornehm-korrekt-steif. Wobei er die Worte »britisch« oder - schlimmer noch - »englisch« nicht hören wollte, auf seine Herkunft als Schotte war er überaus stolz.
    Die Eingangshalle von Château Montagne befand sich im Erdgeschoss vor dem sogenannten Kaminzimmer. Daneben befanden sich die Küche und die Treppe. William hatte die Säuberung des Fitnesscenters beendet, das sich im ersten Stock genau über dem Kaminzimmer

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