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0971 - Die zerrissene Stadt

0971 - Die zerrissene Stadt

Titel: 0971 - Die zerrissene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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befand. Er hatte das Eingangstor geöffnet und wollte gerade das Schloss verlassen, um die Symbole der M-Abwehr zu erneuern, als er ein Geräusch hörte.
    Das gesamte ummauerte Grundstück war von einer weißmagischen Schutzkuppel umgeben, die sogenannte M-Abwehr, die durch eine Unmenge von Bannzeichen und magischen Symbolen entlang der Mauer erzeugt wurde und absolut undurchdringlich für jeden Dämon oder auch dämonisierten oder schwarzmagisch manipulierten Menschen war - er wurde unweigerlich zurückgestoßen. Die Zeichen und Symbole mussten allerdings in regelmäßigen Abständen überprüft und erneuert werden, da selbst stärkerer Regen sie leicht verwischen konnte. Für heute hatte sich William diese äußerst unbeliebte Arbeit vorgenommen.
    Der Butler zog die Stirn in Falten, als er das Geräusch hörte. Außer ihm hätte sich derzeit niemand hier befinden dürfen. Er wollte nachsehen, was das Geräusch verursacht hatte, als er Gemurmel hörte. Es handelte sich eindeutig um eine weibliche Stimme.
    »Achtundzwanzig Punkt null drei acht sieben fünf minus zweiundsiebzig Punkt fünf fünf acht eins sieben.«
    Was sollten diese Zahlen bedeuten? William trat wieder ein, verschloss das Eingangstor jedoch nicht. Er musste eine etwaige Einbrecherin nicht darauf aufmerksam machen, wo er sich gerade befand.
    Der Butler zuckte zusammen, als er die Sprecherin mitten in der Eingangshalle sah. Eine junge Frau von knapp 30 Jahren, etwas über einssiebzig groß und mit schulterlangen dunklen Haaren, starrte in die Halle und schien Williams Gegenwart nicht zu bemerken.
    Sie trug ein blaurot kariertes Hemd, dessen Zipfel sie vor dem Bauch unter dem Busen zusammengeknotet hatte. Die schwarze Jeans endete unter den Knien, an den Füßen trug sie Sportschuhe. Die Haare und die Kleidung waren schon auf den ersten Blick als klatschnass zu erkennen, gerade so, als hätte sie eine meterhohe Welle überspült, sie schien dieser Tatsache jedoch keine große Bedeutung beizumessen.
    Aber woher sollten solche Wellen in einem Schloss herkommen, das sich über der Loire erhob?
    Die Frau zuckte immer wieder zusammen, gerade so als erleide sie Stromstöße oder als würde ein Unsichtbarer ihr Peitschenschläge versetzen. William zog die Augenbrauen hoch, er war unsicher, wie er reagieren sollte.
    Er kannte die junge Frau, auch wenn er sie in den letzten Jahren kaum gesehen hatte. Dabei hatte sie sich in den letzten zehn Jahren äußerlich stark verändert - von einer 47-jährigen Frau zu einem 18-jährigen Mädchen. Derzeit musste sie 27 Jahre alt sein. Sie war eine der ältesten Freundinnen von Nicole Duval, nämlich…
    »Miss Hedgeson?«, fragte der Butler.
    April Hedgeson drehte sich zu William um und starrte durch ihn hindurch. Wieder durchzog sie das seltsame Zucken.
    »Wo kamen Sie so plötzlich her, Miss Hedgeson? Wie kamen Sie ins Château?«, wollte der gute Geist des Schlosses wissen. Über die Gabe des zeitlosen Sprungs verfügte die Besitzerin der Jacht SEASTAR II schließlich nicht.
    Schlussendlich kam er auf das Wichtigste und Naheliegendste.
    »Kann ich Ihnen helfen, Mylady?«
    »Zamorra… Ich muss Zamorra sprechen! Unbedingt!«, stieß sie hervor. Ihre Stimme ertönte mit leichtem Echohall.
    »Der Herr Professor ist leider unterwegs, und ich weiß nicht, wann er wieder im Château weilen wird. Darf ich Ihnen ein Handtuch bringen, Mylady?« Selbst in dieser Situation hörte sich William steif und gestelzt an. Er drehte sich um, weil er auch ohne Aprils Zustimmung ein Handtuch bringen wollte.
    April Hedgeson gab keine Antwort auf diese Frage, stattdessen sagte sie unter ständigem Zusammenzucken den gleichen Spruch auf, den William zuerst gehört hatte. Sie machte einen leicht verwirrten Eindruck.
    »Achtundzwanzig Punkt null drei acht sieben fünf minus zweiundsiebzig Punkt fünf fünf acht eins sieben.«
    Sie wiederholte die Zahlenkolonne mehrmals.
    Er wandte sich kurz ab, denn auf dem Tisch neben dem Kaminzimmer befanden sich ein Block und ein Bleistift. William verstand nicht, was sie mit der Zahlenkombination meinte, deshalb wollte er diese erst aufschreiben, ehe er das Handtuch holte.
    Besser wäre vielleicht noch eine Decke gegen die Kälte, dachte er.
    Als er wieder dorthin schaute, wo sich die Eignerin der SEASTAR II befunden hatte, war sie verschwunden.
    »Miss Hedgeson? Wo sind Sie hin, Mylady?«
    Doch April war und blieb verschwunden, gerade so, als hätte sie sich nie im Château aufgehalten.
    William nahm den

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