0971 - Ein Galgen für Morgana
vernichten.
Sie würden ihn zerreißen.
Ich zog meine Beretta. Das Kreuz steckte ich in die Tasche. Mit den Kugeln wollte ich mir den Weg freischießen.
Dagegen hatte jemand etwas.
»Laß es lieber sein, John Sinclair!«
Ich wirbelte herum, weil ich die Frauenstimme hinter mir gehört hatte.
Dort stand Assunga, die Vampirhexe. Aber sie war nicht allein, denn sie hatte sich Morgana als Geisel geschnappt.
Der Horror begann von vorn!
***
Suko gehörte zu den Menschen, die durchaus die Bezeichnung zäh wie Leder verdienten. Zwar hatte er den Treffer nicht völlig verdaut, aber er ließ sich durch ihn auch nicht behindern und setzte seinen Weg fort, auch wenn er bei einem zu harten Auftreten, die Schmerzen in seinem Kopf spürte. Wie Blitze zuckten sie durch den Schädel, als wollten sie ihn zertrümmern.
Der innere Motor trieb ihn an. Seine Funktion setzte sich aus Ahnungen und Wissen zusammen. Er wußte von diesem geheimnisvollen Ort der Kraft, und er ahnte, daß sich John Sinclair durchaus in Schwierigkeiten befand. Zudem konnte er Cursano nicht trauen, denn dieses Wesen stand nicht unbedingt auf ihrer Seite.
Diese Ahnungen trieben ihn an. Er gönnte sich keine Pause. Er mußte weiter.
Die Dunkelheit um ihn herum war dicht und stickig. Er schwitzte. Die Kleidung klebte an seinem Körper. Zudem hatte er das flache Gelände längst hinter sich gelassen und war damit beschäftigt, sich den Hang hochzukämpfen.
Es glich wirklich einem Kampf, denn bei dieser Steigung mußte er die doppelte Kraft aufwenden, um einen so großen Schritt zu machen wie auf dem ebenen Gelände.
Steine lagen herum wie glatt geschliffenen Köpfe. Er umging oder überstieg sie und hielt dabei den Kopf so hoch, daß er sein Ziel, den Tafelberg, immer vor Augen hatte.
Er malte sich dort wie eine gewaltige, hochkant stehende Platte ab. Ein düsteres Zeichen, von keinem Lichtpunkt durchbrochen und an keiner Stelle zerrissen.
Ein Ort der Kraft, wie Cursano gesagt hatte.
Suko lachte scharf auf, als ihm dieser Gedanke kam. Für Cursano mochte dies der Fall sein, aber für ihn war es mehr ein Ort des Unheils, wo sich schlimme Dinge zusammenbrauten. Er wußte einfach, daß er dort oben gebraucht wurde, und deshalb kam eine Aufgabe für ihn auch nicht in Frage.
Er kämpfte sich voran. Schritt für Schritt. Mit zuckenden Schmerzen in seinem Kopf.
Aber er kam weiter - und näher…
***
Assunga lachte mich leise an. »Du glaubst doch nicht, daß du unsere Pläne stören kannst, Sinclair. Wir haben beschlossen, die Wölfin zu vernichten, und das werden wir auch durchführen. Dabei ist es egal, ob sie hängt oder auf andere Weise ums Leben kommt. Diese Welt ist für sie eine tödliche Falle.«
Ich hatte sie ausreden lassen, um ein Gegenargument war mir nicht eingefallen. Assunga hielt die Trümpfe in den Händen, und das war wortwörtlich gemeint.
Sie hatte ihren dunklen Mantel geöffnet: In einem satten Gelb schimmerte das Innenfutter, und die Finger der linken Hand hatten sich im Haar der Wölfin verkrallt, während sie gleichzeitig nach unten gedrückt worden war, so daß sie auf dem Boden kniete.
Dieses Bild war bezeichnend. Auf der einen Seite stand die Herrin, auf der anderen die zum Tode verurteilte Sklavin.
»Willst du sie töten, Assunga?«
»Wahrscheinlich. Aber ich sage dir gleich, daß ich kein Werwolfblut mag. Ich werde andere Möglichkeiten finden. Schau genau hin, Sinclair, dann weißt du, was ich meine.«
»Und was?« fragte ich, um Zeit zu gewinnen.
»Es ist der Mantel. Noch steht er offen. Ist er geschlossen, werden wir beide verschwinden. Wir lösen uns auf, aber das weißt du ja. Es liegt an dir, ob ich bleibe oder mit ihr verschwinde. Da mußt du dich schon entscheiden.«
»Was würde es für eine Rolle spielen, ob du bleibst oder nicht? Morgana ist verloren. So oder so.«
»Und du?«
»Was soll sein?«
»Ich kenne dich. Welche Vorwürfe würdest du dir denn machen?«
»Keine.«
»Ach. Du hast sie doch gerettet.«
»Das stimmt. Ich habe sie vom Galgen geholt, aber nur, um sie ebenfalls zu vernichten. Ich wollte sie nicht hängen, es ist nicht meine Art. Ich hätte es auf eine andere Weise getan, auf eine, die mir angenehm ist. Keiner wie ich würde sich mit euch auf eine Stufe stellen, Assunga, das weißt du auch.« Ich hob die Schultern. »Es ist mir egal, was du mit ihr anstellst.« Nach diesen Worten drehte ich mich nach rechts und verließ den Platz.
Ich wußte nicht, wie überrascht Assunga war, denn
Weitere Kostenlose Bücher