0971 - Ein Galgen für Morgana
mir vorgenommen, dich leiden zu sehen. Um dich kümmere ich mich noch, und auch mein Freundin Assunga möchte dich tot sehen.«
»Ihr habt die Chance!«
»Zuerst sie.« Mallmann stieß den Körper wieder an, der allerdings nicht von der Kiste kippte.
Ich hatte einen Blick in die Augen der Werwölfin geworfen. Sie waren nicht mit denen eines Menschen zu vergleichen. Ein Mensch hätte schreckliche Angst gehabt, man hätte es ihm angesehen.
Morgana aber sah aus wie jemand, der sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte.
Was sollte sie auch dagegen tun?
Wer hätte ihr zu Hilfe eilen können?
Ja, es gab jemanden. Fenris, den Götterwolf. Aber ob es ihm gelingen würde, die Grenzen der Vampirwelt zu durchbrechen, das war mehr als fraglich.
Er war der Herr der Wölfe. Eine mythische und mystische Figur aus dem Reich der Legenden. Oft nur als Schatten zu sehen, der sich gegen einen hellen Vollmond abzeichnet.
Aber nicht hier. Nicht in der Vampirwelt, die für ihn verschlossen blieb.
»Sie gehört mir!« erklärte Mallmann. »Damit mußt du dich abfinden. Und noch etwas will ich dir sagen: Wenn ich sie baumeln lasse und sie sich dabei das Genick bricht, kannst du nur froh sein, dann habe ich dich von einem Problem befreit, und bei mir wird niemand versuchen, mich von der Macht zu verdrängen.«
Alle seine Worte stimmten. Ich konnte nichts dagegen sagen. Es war die Logik dieser Welt, die ihre eigenen Gesetze hatte. Natürlich hatte ich in mir den Zorn gespürt. Die verdammte Wut und der Haß auf diesen Blutsauger Dracula II - nur waren diese Gefühle jetzt gewichen, denn mich hatte inzwischen eine gewisse Hilflosigkeit überkommen, mit der ich nur schwer zurechtkam. Sie war wie ein Stachel, der sich tief in meinen Magen gebohrt hatte. Wer mich jetzt auf meinen Kampfnamen Geisterjäger angesprochen hätte, den hätte ich nur ausgelacht.
Wahrscheinlich spürte auch Mallmann meine innere Veränderung, denn diese Gefühle ließen sich einfach nicht verbergen. Sie zeichneten sich auch auf meinem Gesicht ab, und das Grinsen auf den Lippen des Vampirs wurde noch breiter. »Ich kann mir denken, was in dir vorgeht, Sinclair. Mir an deiner Stelle würde es nicht anders ergehen. Aber man muß auch Niederlagen einstecken können.«
»Stimmt. Und darin kennst du dich ja aus«, sagte ich.
Mein Kommentar hatte ihm nicht gefallen, denn er schickte mir einen bösen Fluch entgegen.
Im Hintergrund entstanden Bewegungen. Assunga trat vor, auch den Henker sah ich deutlicher.
Weder er noch sie hielten sich so nahe am Ort der Hinrichtung auf wie Will Mallmann. Er war in diesem Fall der Henker. Er würde Morgana Layton den endgültigen Stoß versetzen oder ihr die Bank unter den Füßen wegtreten.
Sie hatte alles gehört. Sie hatte auch alles verstanden, denn sie starrte mich aus verdrehten Augen an, als wollte sie mir eine Botschaft zukommen lassen. Die Schlinge umspannte sehr eng ihren Hals.
Da war es ihr wohl nicht möglich, auch nur ein Wort zu sagen.
»Dann werden wir es jetzt hinter uns bringen!« erklärte Mallmann mit einer nahezu gemütlich klingenden Stimme.
»Und was ist dann?« fragte ich.
»Bin ich der Sieger und kann darangehen, mein Reich weiter auszubauen. Ich habe dir von der Verwandtschaft zwischen Vampiren und Wölfen berichtet. Sie werden nicht mehr auf ihre Königin hören, sondern auf mich. Ich werde der Herr der Werwölfe und der Vampire sein. Somit erfüllt sich ein alter Traum.«
Leider mußte ich ihm recht geben. Sein Plan war objektiv gesehen sogar ausgezeichnet gewesen. Er hatte seine Feinde in diese Falle gelockt und sie einfach in einem magischen Feuer verbrennen lassen. Bei Morgana war ihm dies nicht gelungen. Sie hatte noch rechtzeitig genug die Flucht ergreifen können, aber das war hier nicht mehr möglich.
Mallmann drehte sich etwas nach links. Er schaute dabei in die Höhe und hob bereits sein linkes Bein an, um in die richtige Position für einen starken Tritt zu gelangen Assunga und der Henker schauten zu. Im Hintergrund hielten sich noch andere Gestalten auf. Ich wußte nicht, was ich noch unternehmen sollte. Die Hinrichtung zu stoppen, war mir unmöglich.
Zwar besaß ich meine Waffen, aber die brachten mir in diesem Fall keinen Vorteil.
Ich holte mein Kreuz trotzdem hervor und hielt es fest. Es mochte auch Zufall oder Bestimmung sein, aber genau in diesem Augenblick zog Mallmann seinen Fuß zurück.
Das war nicht alles.
Auch mein Kreuz reagierte.
Auf der Handfläche liegend richtete
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