0971 - Ein Galgen für Morgana
es sich auf, ohne daß es von mir Druck bekommen hätte.
Da wußte ich Bescheid.
Cursano war in der Nähe!
***
Ob sich nun die Dinge drehen oder ändern würden, stand noch in den Sternen, aber auch Mallmann in seiner Welt zeigte sich tatsächlich irritiert.
Warum konnte das passieren? Er kümmerte sich nicht mehr um die Wölfin. Dafür schaute er nach vorn und über die Grenzen seiner Welt hinweg. Er richtete den Blick aber nicht auf mich, denn ich war plötzlich uninteressant geworden.
Ein anderer nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch, den Malimann sah, ich aber nur hörte, denn Cursano war ziemlich nahe an mich herangekommen. Das harte Schnaufen wurde von einem beruhigend klingenden Knurren abgelöst. So reagierte nur jemand, der sicher war, es geschafft zu haben.
Auch ich drehte mich.
Cursano tauchte aus der Dunkelheit auf wie ein mächtiges Gespenst. Sein schattenhaftes Gesicht glänzte ölig, und der Schweiß schimmerte auf dem Kopf. Für mich zumindest war es Schweiß.
Sein langer Mantel schwang aus, als er stehenblieb. Für mich hatte er keinen Blick. Die hellen Augen waren einzig und allein auf den Ort der Kraft gerichtet. Auf das Tor zur Vampirwelt. Cursano brauchte eine Weile, um die Szene aufzunehmen und zu verarbeiten. Ich beobachtete dabei seine Hände, denn genau sie waren der Indikator für gewisse Veränderungen.
Noch waren die dünnen, wurzelartigen Finger nach unten gerichtet. Die Spitzen wiesen zu Boden.
Sie zuckten einige Male hin und her, dann richteten sie sich auf und wiesen wie Pfeile auf das Tor in Mallmanns Vampirwelt.
Dracula II war überrascht. Mit der Veränderung kam er nicht zurecht, und deshalb war er wohl auch sprachlos geworden. Nur seine Augen bewegten sich wie dunkle Knöpfe, die in einem helleren Hintergrund schwammen. Auf der Stirn malte sich das Zeichen wieder stärker ab. Wie mit Blut gezeichnet war das D dort zu erkennen.
Cursano ließ sich davon nicht beirren. Er breitete die Arme aus, als wollte er das Tor nachmessen, dann schüttelte er den Kopf und flüsterte: »Du wirst mich nicht aufhalten können, wer immer du auch bist. Deine Welt ist für mich offen.«
»Wer behauptet das?«
»Ich!«
Mallmann lachte scharf auf. »Wer sollte mich in meinem Reich schon stören können?«
»Dein Reich? Es mag sein, daß du es so siehst. Aber es ist ein Ort der Kraft, und ich bin geschaffen worden, um diese Orte zu finden und sie zu zerstören, wenn es sein muß.«
»Dann willst du diese Welt zerstören?«
»Ja.«
»Wie?«
»Ich werde das Tor schließen. Du wirst keine Chance mehr haben, an dieser Stelle dein Reich zu verlassen. Ich spüre, daß du schlecht bist, und ich werde meine Aufgabe erfüllen. Daran kannst selbst du mich nicht hindern.«
Falls Mallmann verunsichert war, so zeigte er es nicht. Er behielt seine kalte Überheblichkeit und sagte nur: »Versuche es, Namenloser.«
»Nicht namenlos. Ich heiße Cursano, merke dir diesen Namen.«
»Sehr gut«, erwiderte Dracula II spöttisch. »Dann weiß ich bald, wessen Blut ich trinken werde.«
»Darauf freue ich mich. Aber du wirst daran ersticken, das garantiere ich dir.«
»Schön. Ich warte auf dich. Oder sollen wir dich noch holen, Cursano?«
»Nein, der Eingang ist offen, und ich werde es dir auch beweisen. Wer ist die Gestalt in deiner Nähe?«
»Ein Henker!«
»Gut, schicke ihn her.«
»Aus meiner Welt heraus?«
»Nein, er soll nur vorkommen, damit ich dir beweisen kann, wie mächtig ich bin.«
Worte wie diese ließen ein Wesen wie Dracula II kochen. So etwas konnte er nicht ertragen. Er liebte es zu provozieren, doch er ließ es bei sich nicht zu.
Mallmann gab seinem Henker einen Wink. Alle fühlten sich sicher, auch dieser dunkelhaarige Vampir, der Morgana die Schlinge um den Hals gelegt hatte.
Er gehorchte seinem Herrn aufs Wort. Lässig setzte er sich in Bewegung und trat auf die andere Seite des Weltentors zu. Sein Gesicht blieb unbewegt. Er zeigte nicht mal seine beiden Blutzähne.
Cursano ging nicht vor. Allerdings hatte er seine rechte Hand unter den Mantel geschoben, und dort holte er plötzlich etwas hervor. Ich erkannte das Beil, und in der folgenden Sekunde ging alles blitzschnell. Niemand war in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen, auch die Gestalten in der Vampirwelt nicht.
Cursano hatte den Arm sofort in die Höhe gerissen, schleuderte ihn nach vorn - und ließ das Beil los.
Es rast auf das Tor zu. Es raste auch hindurch. Und es traf haargenau sein Ziel. Die Klinge
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