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0972 - Finsteres Erbe

0972 - Finsteres Erbe

Titel: 0972 - Finsteres Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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als Futter.«
    Es war erschreckend, die vertraute Stimme derart hasserfüllte Worte sprechen zu hören. April zog es vor, den Ratschlag zu missachten.
    Munro hatte bereits das Schott durchquert und war dabei, die schwere Tür zu schließen. April konnte gerade noch durch den Spalt huschen.
    Finger packten sie in den Haaren und zerrten daran. Sie dachte schon, nun sei alles vorbei, da schloss sich das Tor endgültig und trennte Papas Hand knapp über dem Gelenk ab. Der Griff löste sich und der Körperteil fiel zu Boden. Die Finger zuckten noch ein paar Mal, dann lag die Hand still.
    Wieder floss kein Blut!
    April stellte sich an das Bullauge des Schotts und spähte hinaus.
    »Los, Boss!«, drängte Munro. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Tür lässt sich auch von außen öffnen.«
    »Ich weiß. Sekunde noch.«
    Sie konnte sich nicht von dem Anblick lösen, der sich ihr bot. Papa glotzte sie durch das runde Fenster an. In seiner Miene lag nicht einmal der Anflug von Schmerz. Er hob den handlosen Stumpf vors Gesicht und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Neugier.
    Aus der Wunde quoll schwarzer, ölig wirkender Qualm. Anders als gerade noch die Wolke aus dem Einschussloch in seiner Brust verwehte dieser aber nicht, sondern bildete die fehlende Hand nach! Als die Form stimmte, passte sich auch die Farbe an. Innerhalb von Augenblicken war sie nicht mehr von dem abgetrennten Körperteil zu unterscheiden.
    Hinter Papa stürmte Abdallah ums Eck.
    April warf sich herum und folgte Ran Munro in die Tiefen des Maschinenraums. Sie war noch nicht allzu weit gekommen, da hörte sie bereits, wie sich hinter ihr das Schott öffnete. Mist! Sie hätte sich doch nicht von Papas Anblick so faszinieren lassen sollen.
    Papa, dachte sie verbittert. Passt dieser Kosename überhaupt noch zu diesem … diesem Monstrum?
    Darüber kannst du dir Gedanken machen, wenn du entkommen bist, gab sie sich die Antwort selbst. Denn wenn sie dich erwischen, ist es völlig egal, wie du den Mann nennst, der dich als Futter bezeichnet hat.
    Sie hastete zwischen zwei Turbinengehäusen hindurch. Dank ihrer weichen Turnschuhe bewegte sie sich nahezu geräuschlos.
    »Wo ist sie hingelaufen?«, fragte Pa… der Grieche.
    Am Ende des Ganges stand Munro neben dem Eingang zum Wartungsschacht und winkte sie herbei. Das Gitter, das die Öffnung sonst versperrte, lehnte daneben. Offenbar hatte er auf diesem Weg auch schon das Steuerhaus verlassen, um ihr zur Rettung zu eilen.
    April nickte ihm zu und er zog sich in das viereckige Loch, das in Brusthöhe in der Wand klaffte. Er fischte eine Taschenlampe aus der Hosentasche und knipste sie an. Als seine Chefin den Schacht erreichte, packte er sie am Arm und half ihr hoch. Dabei stieß April gegen das Gitter, das unter lautem Getöse umkippte.
    »Da entlang!«, brüllte in diesem Augenblick Abdallah.
    Im Schacht blieb sie für einen Moment liegen. Sie wusste nicht, dass es so viele Muskeln und Knochen gab, die einem wehtun konnten.
    »Dort! Im Wartungstunnel!« Wieder Abdallahs Stimme.
    Sie sah aus der Öffnung und erkannte, was sie zuvor schon längst gewusst hatte: Ihr blieb keine Zeit zum Ausruhen. Auf den Knien drehte sie sich um, was in dem etwa einen Meter hohen und breiten Gang nicht ganz einfach war. Dann krabbelte sie los.
    Munro hatte sich bereits einen erklecklichen Vorsprung herausgearbeitet. Das Licht seiner Taschenlampe zuckte hin und her. Ein gutes Stück vor ihr verschwand der Skipper nach links um eine Biegung.
    Sie folgte ihm, so schnell sie konnte, musste sich aber eingestehen, dass das nicht sonderlich schnell war. Nachdem der Tentakel sie so fest umklammert gehalten und immer wieder ins Meer hatte prallen lassen, fühlten sich ihre Kniescheiben an, als seien sie pulverisiert. Jedes erneute Auf setzen jagte ihr einen glühenden Nagel in das Gelenk.
    Aber sie gab nicht auf. Sie musste es einfach schaffen!
    April nahm die gleiche Abzweigung wie Munro, sah vorher aber noch kurz zurück. Hätte sie es nur nicht getan!
    Mit gespenstischer Lautlosigkeit schob sich Abdallah durch den Schacht. Er glitt förmlich auf sie zu. Und er war wesentlich schneller als sie!
    Sie legte noch einmal einen Zahn zu. Ignorierte das Feuer in ihren Knien, ignorierte die Kabelstränge, die aus der Decke hingen und über ihr Gesicht strichen wie Geisterfinger, ignorierte sogar die Panik, die aufzukommen drohte.
    Endlich erreichten sie den Ausstieg.
    Fünf Meter vor ihr richtete sich Munro auf und

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