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0972 - Finsteres Erbe

0972 - Finsteres Erbe

Titel: 0972 - Finsteres Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Augen in ihren Leib.
    ***
    Der Schmerz raubte ihr beinahe die Besinnung. Das schwarze Etwas fraß sich durch ihren Körper, höhlte sie aus, verwandelte sie in eine Marionette. Nein! Es wollte tun, glitt aber immer wieder ab. Seine unsichtbaren Hauer schlugen ins Leere. Was seine Klauen auch zu reißen versuchten, sie rutschten ab.
    April spürte die Fremdartigkeit des Wesens, seine abgrundtiefe Bösartigkeit, fühlte sich besudelt. Und doch wehrte sich ihr Leib dagegen! Sie teilte die Empfindungen der Rauchkreatur, als wären sie ihre eigenen. Überraschung, dass der Angriff scheiterte. Wut, dass der Qualm sich nicht halten konnte. Dass etwas anderes in ihrem Körper existierte, das die Attacke zurückschleuderte.
    Da begriff sie! Bjern Gryms Para-Gabe, die sie vor Jahren unfreiwillig geerbt hatte, die anschließende Beeinflussung durch höllische Mächte, ihre Rettung durch einen Dhyarra-Kristall - all das hatte sie für das Qualmmonster unbrauchbar, ja: ungenießbar gemacht. Aufgrund ihrer magischen Vorgeschichte eignete sie sich nicht als Wirt.
    Ein Brechreiz durchflutete April. Sie sank auf die Knie und würgte den Rauchtentakel aus, der sich in den Meeresschlund zurückzog. Sie keuchte und schwitzte. Nur am Rande nahm sie wahr, dass Abdallah und Löwengrub auf das Steuerhaus zustaksten. Der Rauch in ihrem Inneren hatte sie im Griff!
    April aber war verschont geblieben.
    Zeit, sich darüber zu freuen, blieb ihr nicht. Das Qualmwesen war noch nicht fertig mit ihr. Wenn es sie schon nicht übernehmen konnte, wollte es seine Wut offenbar auf andere Art an ihr auslassen. Mit vielfacher Dicke stieg es erneut aus dem Abgrund auf und rollte auf sie zu wie eine Walze.
    Sie versuchte aufzuspringen, aber daraus wurde nur ein lahmes Hochstemmen. Viel zu langsam, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Kurz bevor er sie erreichte, spaltete sich der Tentakel in mehrere Finger auf, die sich gedankenschnell um Aprils Arme, Beine und Brustkorb wickelten und ihr die Luft abschnürten. Und nun fühlten sie sich massiv wie Äste an, die in Zeitraffer um sie herum wucherten! Instinktiv wollte sie danach greifen, doch ihre Hände glitten durch den Qualm hindurch.
    Sie kam nicht mehr dazu, über die Merkwürdigkeit des Phänomens nachzudenken, da verlor sie auch schon den Boden unter den Füßen. Der Qualmschlauch riss sie hoch und schleuderte sie hin und her. Sie hatte das Gefühl, sämtliche Knochen würden ihr im Leib durcheinandergeschüttelt. Der Magen schoss ihr in den Hals, das Blut rauschte in ihrem Schädel und drohte ihn zu sprengen.
    Im Tiefflug raste sie über die SEASTAR III hinweg. Eine Antenne verfehlte sie nur knapp, weil sie im letzten Augenblick den Kopf einzog.
    Wenn er dich jetzt auf die Planken schmettert, ist es aus!
    Plötzlich sah sie Wasser unter sich. Das Meer flog förmlich auf sie zu, dann tauchte sie ein. Sie schluckte Salzwasser und konnte es nur auswürgen, weil sie sich in der nächsten Sekunde schon wieder fünf Meter über dem Meeresspiegel wiederfand.
    Er will mich nicht zerschmettern. Zumindest noch nicht. Vorher will er mit mir spielen.
    Der Gedanke versetzte sie in Panik. Sie schlug um sich, traf aber nur Luft.
    Erinnerungsfetzen sprudelten in ihr hoch. Bjern Grym, der sie anlächelte. Seine Fähigkeit, einen Doppelkörper zu erträumen. Ihre Fähigkeit dazu. Ihr Vater Sir Francis »The Great« Hedgeson. Shado vom Volk der Yolngu, in dessen Nähe sie genau wie Teri Rheken stets die Kontrolle über sich und ihre körperlichen Bedürfnisse verlor. Der Verjüngungszauber, der sie das Leben gekostet hätte, wenn Zamorra sie nicht gerettet hätte. Nicole Duval, ihre viel zu selten gesehene Freundin.
    Es ist also wahr, was man sich über die letzten Sekunden vor dem Tod erzählt. Das Leben zieht noch einmal an einem vorüber.
    Hätte sie doch nur den Meister des Übersinnlichen von ihrer Testfahrt unterrichtet. Vielleicht wäre er dann nun auf der SEASTAR und könnte sie retten. Wieder einmal.
    Neuerlich knallte sie ins Wasser. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen und versetzte ihr einen so heftigen Schlag, dass sie für Augenblicke…
    Sie steht in der Empfangshalle von Château Montagne und sieht den Butler vor sich. Wie heißt er noch gleich? James? Nein, William, richtig! Sie bittet darum, Zamorra sprechen zu dürfen. Als sie erfährt, dass er unterwegs ist, rasselt sie die Positionsangabe der Jacht herunter. Wieder und wieder und wieder und…
    … das Bewusstsein verlor.
    Als sie zu sich

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